Wanderung auf der Insel Wolin (Wollin)

Wander-Reisebericht über eine Tageswanderung von der Stadt Wolin durch den Nationalpark Wolin am Stettiner Haff entlang bis nach Międzyzdroje (40,2 km)
  Unterwegs auf der Insel Wolin / Polen im März 2014
   mit insgesamt 52 Bildern




Wolin am Stettiner Haff

Blick vom Nationalpark Wolin - nein, nicht über die Ostsee, sondern über das gewaltige Stettiner Haff. Und es ist kein Ende des Haffs ist in Sicht.

 

 

AUSGANGSPUNKT ŚWINOUJŚCIE (SWINEMÜNDE)

Der Nordosten Deutschlands ist ja dafür bekannt, die sonnenscheinreichste Region Deutschlands zu sein. Rügen und Usedom werden regelmäßig mit so viel Sonne verwöhnt, wie kaum andere Orte des Landes. So ist es keine echte Überraschung, dass traumhaft schönes Sonnenwetter mich während meines gesamten einwöchigem Aufenthalts auf und bei der Ostseeinsel Usedom im März 2014 begleitet. Oder, eigentlich: Auf der Insel Uznam - dem polnischen Namen von Usedom.

Denn: Anders, als bei einem Aufenthalt vor elf Jahren hier auf der Insel, bin ich dieses Mal gar nicht in Deutschland - es hat mich in den relativ kleinen polnischen Teil der Insel verschlagen, nach Świnoujście. Auf deutsch heißt der Ort Swinemünde, und bis zum 5. Oktober 1945 gehörte er auch zu Deutschland. Für viele bin ich hier also in Swinemünde auf Usedom. Ich fühle mich allerdings wenige Kilometer hinter der Grenze bereits sehr im Ausland, bin also in Świnoujście auf Uznam. Also halte mich hier gerne an polnische Namen und verwende diese einfach in diesem Bericht.

Die 40.000-Einwohner-Stadt Świnoujście ist durch den Fluss Świna (deutsch: Swine) in zwei Teile geteilt. Der westliche Teil, in dem auch mein verblüffend günstiges Hotel liegt (im schönen, strandnahen Kurviertel), liegt auf der Insel Usedom. Der östliche Teil von Świnoujście und damit auch der größte Teil des bedeutenden Hafens, liegt bereits auf der Nachbarinsel Wolin (auf deutsch: Wollin). Wolin ist mit 265 km² die mit Abstand größte Insel Polens. Die Stadt Międzyzdroje (Misdroy) auf Wolin ist ein bekannter und beliebter Ferienort - auch bei der polnischen Prominenz. Wohl nicht zuletzt wegen des jährlich im Juli hier stattfindenden polnischen Filmfestivals und dem dabei angelegten "Walk of Fame".

Mein Fahrrad habe ich auf diese Reise nicht mitgenommen, also ist eine Wanderung das Mittel der Wahl, um die Region ein wenig genauer kennen zu lernen. Bei einem ausgiebigen Blick auf meine elf Jahre alte Karte entwickelt sich dabei fast wie von allein ein relativ oberflächlicher Plan einer Wanderung. Grundgedanke dabei: Die Insel Wolin sieht von der ganzen Struktur her interessant aus! Fast dreieckig in der Form, viel Wasser - nicht nur an der Ostseeküste mit viel Strand, sondern auch am Stettiner Haff und am Fluss Dziwna (Dievenow - ein Mündungsarm der Oder), zudem leicht hügelige Landschaft mit ein paar Aussichtspunkten, ein großer Nationalpark, ein paar kleine Orte und das fast schon mondäne Międzyzdroje. Diese Mischung lockt mich an.

Nach einigem Suchen im Internet, für mich recht mühsam auf allein polnischen Seiten, finde ich heraus: Es gibt einen Bus von Świnoujście bis nach Szczecin (Stettin), der auch in der Stadt Wolin, ganz im Südosten auf der Insel Wolin, einen Halt anfährt. Das wäre doch eine gute Möglichkeit, um die von mir auf meiner alten Karte ausgewählten Wanderroute vom Ort Wolin bis nach Międzyzdroje anzusteuern. Dieser verläuft größtenteils durch den Nationalpark Wolin - klingt schön. Laut meiner Karte schätze ich die Strecke auf ca. 20 Kilometer Weg, vielleicht ein wenig mehr. Das ist zwar nicht gerade wenig, sollte jedoch bei diesem schönen Wetter kein Problem sein, zumal auf eher flachem Terrain. Die Busse von Świnoujście nach Wolin starten in der Nähe des Hafens im Stadtteil Warszów von Świnoujście, auf der Insel Wolin. Ein paar zusätzliche Kilometer werden noch hinzu kommen - ich muss erstmal zur Fähre laufen, um auf die Woliner Seite der Stadt zu den Bussen zu kommen. Und dort dann mal weiter sehen, wo ich denn die Busse finde. Ob die Zeitangaben aus dem Internet stimmen und zuverlässig sind... wird sich dann ja zeigen.

Also entwickelt sich fast von allein der folgende, grobe Plan: An meinem Hotel im Kurviertel von Świnoujście starte ich einigermaßen zeitig, stratze zügig zur häufig fahrenden Fähre, der Bus wird sich schon finden, ebenso die richtige Haltestelle für den Ausstieg in Wolin - auch, wenn letzteres im Ausland an unbekannten Orten manchmal nicht ganz unkompliziert ist. Und dann gilt es halt, sich dort nicht zu verlaufen. Aber die Karte von 2003 ist recht präzise. Und ich bin dort ja schließlich auch nicht in der Wildnis unterwegs.

Als ich dann an diesem Montag, den 10. März 2014, die ersten zwei Kilometer Weg hinter mir habe und auf der Fähre über die Świna bin, sieht in der Tat alles nach einem perfekten Tag aus. Die Sonne scheint, der Himmel ist tiefblau, nicht die Spur einer Wolke irgendwo. Das alte Stadtzentrum von Świnoujście ruht gegen neun Uhr noch, wie am Wochenende - kaum jemand ist unterwegs. Aber die Fähre ist voller Autos.

 

MIT DEM BUS ZUR STADT WOLIN

Um 9:28 Uhr kommt die Fähre dann auf der Woliner Seite, in Świnoujście-Warszów an, gleich nebenan stehen ein paar Busse in Parkposition. Ich orientiere mich zu den Bushaltestellen ein Stück daneben und versuche herauszufinden, wo "mein" Bus denn wohl starten wird. An Aushängen spart man hier offenbar: Es ist nicht leicht, sich zu orientieren, wenn man sich nicht auskennt. Vereinzelte andere Fahrgäste stellen sich auch hierhin, andere wiederum gehen direkt zu den Bussen. Es ist alles etwas undurchschaubar. Aber so etwas kenne ich ja (nicht nur) aus Polen.

Als die Busse aus der Parkposition dann nicht zu den Warteplattformen kommen, sondern pünktlich um 9:30 Uhr einfach wegfahren, ahne ich, dass gerade etwas schief gegangen ist... Wie ärgerlich! Aber das habe ich durch mein hilfloses Herumgucken nun wohl selber versemmelt - ich hätte ja auch mal fragen können, mit meinen drei oder vier polnischen Worten. Aber soo dramatisch ist das nun allerdings auch wieder nicht, denn dem Internet hatte ich entnommen, dass eine Dreiviertelstunde später noch ein Bus zur Stadt Wolin fahren soll.

Swinoujscie-Warszow

Da ich meinen Bus verpasse, habe ich die Gelegenheit, einen kleinen Rundgang durch den Stadtteil Świnoujście-Warszów zu machen. Ich sehe einfach Wohnbebauung in recht großzügig gestalteter Umgebung.

 

 

 

Also schiebe ich vor meine Wanderung noch einen Rundgang durch den Woliner Teil von Świnoujście ein, durch den Stadtteil Warszów (Ostswine). Das ist allerdings nicht besonders erhebend: Ich finde einfache und sehr einfache 50er- und 60er-Jahre Wohnhäuser. Einige immerhin mit frischer Farbe aufgehübscht, einige nicht.

Als ich zur Bushaltestelle zurückkomme, ist mir klar, dass ich den nächsten Bus nicht verpassen darf. Der fährt um 10:15 Uhr - sonst platzt mein gesamtes Vorhaben heute. Aber wenn man sich rechtzeitig ein wenig durchfragt, ist alles kein großes Problem. Einige Zeit später sitze ich in einem von diesen Kleinbussen, der mit Menschen und Gepäck total vollgepackt ist. Aber irgendwie passe ich für ein paar Złoty halt auch noch mit hinein. Der Fahrer will offenkundig nicht viel Zeit verlieren, flitzt erstmal zu einer Haltestelle in Międzyzdroje, und weiter geht's über eine Schnellstraße zu einem Dorf im Binnenland, dann zur Stadt Wolin. Irgendwo am Rande des Ortes, an einer Tankstelle neben der Schnellstraße, steige ich aus dem flotten Bus aus.

 

IN DER STADT WOLIN - KEIN LANGER AUFENTHALT

Stadt Wolin Zentrum

Die Kirche von Wolin aus anderer Perspektive. Man sieht: Mitten im Zentrum von Wolin gibt es eine riesige Brachfläche.

 

 

 

Ein wenig umschauen muss ich mich, aber es ist kein großes Problem, auszumachen, wo das Ortszentrum ist: Der Kirchturm weist den Weg. Aber meine Hoffnung auf eine nette Ortschaft, vielleicht etwas idyllisch, schon allein wegen der Lage am äußersten Zipfel der Insel, erfüllt sich nicht. Fast schon seelenlos kommt Wolin daher. Direkt neben der Kirche, ein paar Meter tiefer gelegen, ist eine große Freifläche mit jeweils ein paar hundert Metern Seitenlängen. Es sieht kahl und leer aus, als seien hier großräumig Gebäude abgerissen worden - aber das weiß ich nicht. Einen schönen neuen Weg hat man über diese Fläche angelegt, aber irgendwie geht dieser gepflasterte Weg durchs nichts. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die damals noch deutsche, kleine Stadt schwer zerstört - ob das immer noch Folgen davon sind? Ansonsten gibt es um die Freifläche herum ältere und etwas neuere Plattenbauten. Nicht so richtig riesige, bis zu fünf Geschosse hoch. 5000 Einwohner hat die kleine Stadt. Ein wenig laufe ich herum, aber es lockt mich so gar nicht, den Ort noch weiter zu erkunden.

 

START DER EIGENTLICHEN WANDERUNG - AUF EINEM BAHNDAMM

Außerdem ist es schon 11:20 Uhr. Also ab zum Bahnhof, denn dort beginnt der auf meiner Karte eingezeichnete Wanderweg. Denke ich jedenfalls. Direkt neben dem erhöhten Bahndamm müsste es eigentlich entlang gehen - nur: So viel ich auch durch das Gestrüpp hier turne, einen Weg oder Pfad finde ich nicht. Also bleibt gar nicht viel anderes übrig, als den Bahndamm zu nutzen, um erstmal in die richtige Richtung zu kommen. Das fängt ja gut an! Hoffentlich bleibt das nicht so unübersichtlich mit dem Weg.

Wolin, Wiese neben Bahndamm

Dass man sich hier auf der Wiese nasse Füße holt, ist auch auf den zweiten Blick nicht ersichtlich.

 

 

 

Es ist nicht sehr komfortabel, auf dem Bahndamm entlang zu laufen. Manchmal ist neben dem groben Schotter noch ein ebenes Stückchen Fläche, meist ist es jedoch direkt ziemlich abschüssig. Und auf den Gleisen selber will ich nun auch nicht laufen, das finde ich dann doch zu gefährlich. Irgendwann, als der Bahndamm mal nicht hoch ist, gehe ich runter auf die Fläche daneben: Eine Wiese, die mit vielen, hohen Gräsern völlig verwildert ist. Was ich wegen des vielen Grases nicht sehen kann: Es steht Wasser auf der Fläche. Und, nein - mit Wanderstiefeln bin ich nicht unterwegs, sondern in Sportschuhen. Die sind natürlich sofort durchgeweicht. Mit nassen Füßen also wieder rauf auf den Bahndamm. Prima! Es läuft heute ja anscheinend alles so richtig gut! Zumindest jetzt, durch meine Schuhe.

Und doch - ärgerlich gucke ich nochmal in die Runde: Gibt es denn wirklich keinen Weg hier?? Nee, nix. Die Karte stimmt einfach nicht (mehr).

 

ENDLICH GEFUNDEN: DER WANDERWEG

Der Spaß hält sich bisher also in sehr engen Grenzen. Was, um alles in der Welt, mache ich denn hier eigentlich? Noch nicht mal einen Kilometer des eigentlichen Weges habe ich hinter mir - und würde am liebsten wieder "nach Hause" fahren. Trotz wunderschönem Sonnenschein. Aber dann müsste ich das ja wieder mit den Busfahrten auf die Reihe kriegen. Na, da laufe ich doch besser weiter.

Nach etwa 15 Minuten verändert sich die Fläche neben dem Bahndamm, und mein Versuch, dort zu gehen ist diesmal erfolgreicher. Es ist trocken - aber ein hoppeliges Feld. Aber, nun gut. Besser, als auf dem Bahndamm ist es allemal, dort zu laufen.

Fünf Minuten später stehe ich plötzlich und etwas überraschend auf einem Feldweg. Den hatte ich vorher durch das dichte Gebüsch gar nicht gesehen. Endlich ein guter Weg zum Wandern! Auf dem geht es eine Weile weiter an den Gleisen entlang, dann biegt der Weg landeinwärts. An Feldern entlang, eine wilde Müllkippe lasse ich schnell hinter mir. Und langsam fängt es an, mir Freude zu bringen, hier durch den Frühlings-Sonnenschein zu laufen.

Blick nach Wolin

Blick zurück zur Stadt Wolin nach einer Dreiviertel Stunde Weg: Nur die Kirche ist noch klar auszumachen.

 

 

 

Der Weg führt ganz leicht hinauf. In der nur ein wenig hügeligen Landschaft kann man so sehr schnell den Blick wunderbar schweifen lassen. Nichts Spektakuläres gibt es zu sehen, aber es ist insgesamt nett. Die Kirche von Wolin ist schon ganz schön weit hinter mir entfernt nach diesen 40 Minuten Weg. Und ruhig und friedlich ist die etwas abgelegene Gegend hier auf Wolin.

Es geht in einen Nadelwald, dann am Waldrand entlang, die Gegend wird noch etwas hügeliger. In einiger Entfernung kann ich das Stettiner Haff sehen, das hier Zalew Szczeciński oder auch Wielkew Zalew (Grosses Haff) heißt. Dann verschluckt mich für 20 Minuten ein Mischwald.

Schon geht es auf 13 Uhr zu, viel habe ich noch nicht wirklich geschafft, gehe allerdings sehr zügig voran, um ein wenig Strecke zu schaffen. Schließlich muss ich ja heute noch zurück nach Świnoujście und werde hier die meiste Zeit irgendwo im Nirgendwo unterwegs sein.

Dargobadz Kirche

Immerhin finde ich noch Zeit, die offenbar recht neue Kirche in Dargobądz aufzunehmen.

 

 

 

Gerade komme ich zu dem ersten Dorf auf dem Weg, wohl das einzige Dorf auf dem Weg, das einen zuverlässigen Busanschluss hat: Dargobądz (Dargebanz). Schon vorhin, auf dem Weg nach Wolin, verließ der Bus ja kurz die Schnellstraße, um die Haltestelle dieses Ortes anzufahren. Mehr, als ein paar hundert Menschen werden hier nicht leben - dafür beeindruckt die neue, wuchtige Kirche umso mehr.

Noch mehr beeindrucken mich jedoch die beiden Hunde, die mich aggressiv kläffend fast durch das ganze Dorf begleiten. Oder richtiger: Mich dort hindurch treiben. Klar wollen die nur spielen! Das hoffe ich jedenfalls inständig - mag so etwas aber trotzdem nicht. Und bin verdammt froh, wenn ich die beiden wieder los bin.

Also möglichst zügig durch das Dorf durch, den kleinen Laden rechts liegen lassen - da lassen die beiden Kläffer auch endlich von mir ab. Puuuh! Menschen habe ich hier nicht gesehen.

 

IM NATIONALPARK WOLIN: WEG AM UFER DES STETTINER HAFFS

Es geht wieder in einen dichten Wald, der direkt auf das Stettiner Haff zuführt. Das nächste Dorf, Karnocice (auf deutsch Karzig), wird angekündigt - und der Weg wird immer schöner. Das ebenso winzige wie schön gelegene Dorf besteht nur aus ein oder zwei Händen voll Häusern, eher schicke, edle Häuser - passend zu der schönen Umgebung am Stettiner Haff.

Kurz hinter Karnocice stoße ich an eine markierte Grenze - nämlich die Grenze des "Woliński Park Narodowy". Wer schon hin und wieder mal in Polen war, wird den Begriff "Narodowy" kennen, er steht unter anderem auf jedem Geldschein: "National". Ich komme also gerade in den seit immerhin schon 1960 bestehenden "Nationalpark Wolin" (der älteste Nationalpark Deutschlands wurde übrigens erst 1970 gegründet).

Eingang Nationalpark Wolin

Die Grenze des Woliński Park Narodowy, des Nationalparks Wolin, in der Nähe des Dorfes Karnocice.

 

 

 

Eine Infotafel mit einer kleinen deutsch-sprachigen Ecke empfängt mich. Und eine große, übersichtliche Karte der Gegend und des Parks. Mein erstes Interesse: Ist "mein" Weg denn eigentlich darauf noch markiert? Und tatsächlich: Tatsächlich, der Weg am Bahndamm des Ortes Wolin ist auch dort eingezeichnet. Sehr sonderbar!

Die Karte fotografiere ich noch detailliert ab - das hat sich hin und wieder schon bewährt (zuletzt bei einer Wanderung in Cesis/Lettland vor gut vier Wochen, bei der ich ohne solche Fotos völlig orientierungslos gewesen wäre). Weiter geht's also jetzt im Nationalpark Wolin - und mit einem Schreck.

Ein paar Meter hinter der Karte gibt es erstmals, seit ich vor zwei Stunden gestartet bin, einen Wegweiser. Und, hoppla, der weist nach Międzyzdroje noch eine Entfernung von 19,2 km aus! Nochmal 20 km jetzt - ja, gute Güte! Damit habe ich ja nun wirklich nicht gerechnet!

Da laufe ich seit zwei Stunden ziemlich zügig in dem Glauben, insgesamt vielleicht gut 20 km Wegstrecke zu haben - und werde jetzt mit genau dieser Entfernung konfrontiert. Das überrascht mich doch sehr. Puh, da habe ich ja noch einiges vor mir! Immerhin wird mein Gepäck mit der Zeit ja immer leichter: Ich trinke vor Schreck erstmal wieder was und esse einen kleinen Happen.

Stettiner Haff

Am Ufer des Stettiner Haffs.

 

 

 

Also - zügig weiter jetzt. Es geht direkt durch den Wald am Ufer des Stettiner Haffs entlang. Ein wunderschöner Weg! Und wieder - wie schon vor dreieinhalb Jahren bei der Radtour am Stettiner Haff bei Ueckermünde - bin ich verblüfft, wie riesig dieses Haff ist. Es wirkt wie ein Meer, man sieht das gegenüberliegende Ufer gar nicht. Und es ist eine schöne, ruhige und friedliche Gegend, in der ich hier unterwegs bin.

Schneise im Wald

... und auch mal ein Stückchen entlang einer großen Schneise durch den Wald für eine Stromleitung.

Hin und wieder gibt es mal ein paar Infotafeln, die hier meist auch auf deutsch informieren - gefällt mir! Aber mir fehlt hier gerade die rechte Ruhe, um das vor Ort zu lesen. Also fotografiere ich die Tafeln einfach ab, für Zuhause.

 

EIN WINZIGES STÜCK JAKOBSWEG AUF WOLIN

Beschilderungen und Markierungen sind hier im Nationalpark insgesamt deutlich besser, als zuvor. Auch wird mir klar, dass ich mich hier auf dem polnischen Teil eines Jakobsweges bewege: Die charakteristische Muschel sehe ich hier auch häufig als Weg-Markierung. Meine Gedanken gehen an eine ferne Freundin, die seit Wochen und gerade auch auf dem Jakobsweg läuft und nahe bei Santiago der Compostella ist. In gewisser Weise gehen wir gerade den gleichen Weg - wenn auch rund 3540 km Wegstrecke auf dem Jakobsweg entfernt.

Auf die 700 Meter Extra-Weg zur "Dąb Wolinian" verzichte ich jedoch. Ich weiß gar nicht, was das ist - und müsste ja die 700 m auch noch zurücklaufen. Und Wegstrecke habe ich ja noch genug vor mir und kurz nach 18 Uhr wird es dunkel... (Es handelt sich um eine besonders markante, alte Eiche - die "Woliner Eiche").

Lubin Kirche

Ein weiteres Dorf kündigt sich an, durch den Kirchturm schon längere Zeit sichtbar: Lubin.

 

 

 

Ansonsten bin ich hier alleine unterwegs. Vor mittlerweile eineinhalb Stunden waren die Hunde kurzzeitig meine Begleiter, wenn auch ungebeten - Menschen habe ich seit dem Ort Wolin keine mehr gesehen. Fast erschrecke ich mich also, als ich ein Stückchen hinter dem Dorf Lubin (auf deutsch Lebbin - wieder mit einer beeindruckend gewaltigen Kirche in einem Dorf mit wohl nicht mal 100 Gebäuden) zu einem ausgewiesenem Aussichtspunkt hinaufstapfe - und dort auf ein picknickendes junges Pärchen stoße. Huch! Menschen! Es gibt also doch andere Menschen, die sich für dieses mit der Zeit immer schönere Fleckchen Erde interessieren! Man grüßt freundlich, geht dann aber seinen Interessen nach.

Mein Interesse hier: Den Ausblick genießen, denn der ist großartig und wunderschön. Also eigentlich keine Überraschung, dass ich gerade hier andere Leute treffe. Die kennen sich eben aus hier...

Der Blick von hier ist supertoll - meine Fotos allerdings eher jämmerlich. Die Sonne steht jetzt Anfang März noch zu tief und kommt beim Blick auf das Stettiner Haff direkt von vorn. Die vielen Inseln hier in diesem Bereich des Stettiner Haffs wirken so ein wenig unwirklich.

Steile Weg Wolin

Teilweise gibt es in dieser Gegend Wege mit sehr steilen kurzen Abschnitten, die jedoch meist gut befestigt sind.

Eine Weile lang geht es dann über Hügel immer wieder mal ein paar Meter hinauf und hinab, aber alles kein Problem. Wenn es steil wird, hat man mit Holzpfählen ein paar Stufen angelegt. Es lässt sich gut gehen, hier in diesem Bereich.

 

 

 

Nach 20 Minuten Weg stehe ich vor der nächsten Sehenswür-digkeit der Region, dem Jezioro Turkusowe (Türkissee). Vor dem See weisen Schilder zwei anscheinend gleichwertige Wege um den See herum - ich entscheide mich für die Variante mit dem linken Weg. Keine dramatische, aber doch eine kleine Fehlentscheidung, wie ich später merke.

Aber erstmal genieße ich den Blick auf den in der Tat türkis schimmernden See, der pittoresk von einem steifen Ufer umrahmt ist (wohl eine frühere Kalkgrube). Wieder ein schöner Blick! Allerdings ist es schon 15:30 Uhr und leider steht die Sonne schon zu tief, um direkt aufs Wasser scheinen. Dann wäre der türkise Schimmer sicherlich noch kräftiger.

Wolin Wapnica Kalkofen

Im Dorf Wapnica verfehle ich den eigentlichen Wanderweg - und gehe eine Weile auf der nicht stark befahrenen Straße weiter.

 

KURZZEITIG VERLIERE ICH DEN WEG - UND GEHE AUF DER STRASSE

Ein paar Minuten später bin ich wieder in einem schmucken Dorf gelandet, in Wapnica (auf deutsch "Kalkofen"). Und hier gelingt es mir nicht, eine Markierung zu finden, wie der Wanderweg denn weitergeht. Später erkenne ich auf der Karte: Hätte ich den Weg rechts am See entlang genommen, dann wäre ich offenbar direkt weiter geradeaus auf den Wanderweg geraten. So aber habe ich ihn verloren, hätte wohl eine Strecke nach rechts gehen müssen, um ihn vielleicht wieder zu finden. Gehe aber, als ich auf die Dorfstraße komme, aus irgendeinem Gefühl heraus nach links, die Straße entlang.

Als ich meinen Fehler bemerke, ist die Strecke, die ich gegangen bin, schon zu weit, um nun doch noch einmal umzudrehen. Wer weiß, ob ich die Abzweigung dann überhaupt finden würde? Also beschließe ich, der Straße für vielleicht zwei, drei Kilometer zu folgen. Auf meiner Karte kann ich erkennen, dass dann ein Punkt kommt, an dem der eigentliche Wanderweg der Straße einmal ganz nahe kommt. Diesen "Wiedereinstiegs-Punkt" gilt es dann zu finden.

Also weiter auf der Straße! Einen Fuß- oder Radweg gibt es nicht, aber auch nicht so viel Verkehr, dass es nervig oder gar gefährlich wäre. Also komme ich recht flott voran. Ab und an rauscht ein Auto an mir vorbei - immerhin sehe ich dabei mal wieder in paar Menschen. Und die Straße verläuft direkt am hier mit viel Schilf bewachsenen Ufer des Stettiner Haffs entlang. Eigentlich habe ich Glück: Auch dieser Weg ist richtig schön!

Das nächste Dorf kündigt sich an: Wicko Zalesie ("Vietzig" auf deutsch). Obacht jetzt also! Kurz nach dem Ende des Dorfes muss der Punkt sein, wo der Wanderweg der Straße nahe kommt! Allerdings, ich ahne es schon: Der Weg kann nur da oben, oberhalb der steilen Küste verlaufen, die hinter dem Dorf direkt an der Straße verläuft. Vielleicht um die 30 m hoch. Ich muss also nur eine Möglichkeit finden, um da hinauf zu kommen. Der direkte, gerade Weg die Steilküste hinauf ist mir zu steil. Und überhaupt erinnere ich mich an die Infotafel, die darauf hinwies, dass es verboten sei, hier im Nationalpark auf die Steilküsten zu laufen. Und das ist sicherlich nicht so geregelt, um mich zu ärgern, sondern hat bestimmt seinen Sinn.

Sockel Vergeltungswaffe V3

Was hier zunächst wie eine Treppe für riesige Riesen aussieht, entpuppt sich später als Überbleibsel eines Sockelgerüsts für die Errichtung einer Testanlage für die Vergeltungswaffe V3 während des Zweiten Weltkriegs.

 

 

 

Ein Stück außerhalb des Dorfes stoße ich dann auf eine Art Treppe die Steilküste hinauf. Allerdings: Es scheint eine Treppe für Riesen zu sein. Also, richtiger: Eine Treppe für riesige Riesen. Die Stufenhöhe beträgt etwa drei Meter. Nanu? Was ist denn das? Ein sonderbares Gebilde! Ich bin ja schon ein nicht gerade kleiner Mensch - aber doch sind mir diese Stufen viel, viel zu hoch. Also gehe ich besser doch weiter.

Zwei Minuten später blicke ich direkt in den Lauf einer kleinen Kanone. Diese ist Teil eines kleinen, eher winzigen Militär-Museums. Weder der Kanone, noch dem Museum widme ich jedoch besondere Aufmerksamkeit, ich fotografiere nicht einmal die drei Infotafeln - und bedaure dies im Nachhinein ein wenig. Aber meine ganze Aufmerksamkeit gilt der Treppe hinter dem kleinen Freiluftbereich des Museums: Es geht ab nach oben!

 

NAZIVERGANGENHEIT AUF WOLIN: VERGELTUNGSWAFFE V3

Rund 30 Höhenmeter später muss ich erstmal ein wenig nach Luft schnappen. Und den Blick zwischen den dichten Bäumen hindurch über die Bucht des Stettiner Haffs schweifen lassen. Zudem findet die Treppe für die riesigen Riesen noch einmal meine Aufmerksamkeit. Das ist ja gar keine Treppe - das sind ja alles einzelne Sockel! Was soll denn das nur? Ich kann diese monströsen Sockel gar nicht einordnen. Aber ein kleines Schild erweckt meine Aufmerksamkeit: "WYRZUTNIE V3". Und auf dem obersten Sockel steht was von Bunkier V3.

V3?? Davon habe ich noch nie gehört. Die V1 und V2 sind mir ein Begriff - und für den morgigen Tag plane ich, von Świnoujście aus einen Ausflug nach Deutschland zu machen, auf der Insel Usedom nach Peenemünde. Dort wurden im Zweiten Weltkrieg die entsetzlichen "Vergeltungswaffen" V1 und V2 entwickelt. Aber von einer V3 habe ich noch gar nichts gehört... Jetzt stehe ich hier völlig unvermittelt vor einem monströsen Gebilde, das V3 genannt wird.

Wolin Sockel V3

Die Sockel der Testanlage für die Entfernungskanone, die Vergeltungswaffe V3, am oberen Rand des Steilufers am Stettiner Haff.

 

 

 

Das beschäftigt mich. Aber eine Auflösung erfahre ich erst, als ich eine Woche später daheim danach suche. Tatsächlich, etwas fassungslos lese ich: Hier, an diesem Ort arbeitete man während des Zweiten Weltkriegs an einer weiteren "Vergeltungs-waffe", eben der V3. Eine "Superkanone", mit der von Frankreich aus London beschossen werden sollte (auch "Englandkanone") - was wohl durch Bombardierungen verhindert wurde. Weitere Details zur V3 gibt es hier bei Wikipedia. Dieser Ort hier heißt auf deutsch "Laatziger Ablage".

Neben diesen monströsen Sockeln finde ich ein weiteres Schild: "Międzyzdroje 6,5 km". Stimmt - ich muss ja weiter! Es ist immerhin schon 16:30 Uhr. Und Anfang März wird es dann schon bald dunkel und noch bin ich hier mitten in einem dichten Buchenwald. Obwohl: Die Entfernung ist ja überschaubar. Trotzdem: Weiter jetzt.

rutschige trockene Buchenblätter

Eine mehrere Zentimeter dicke Schickt an trockenen Buchenblättern ist auf steilen Wegen fast so rutschig, wie Schnee.

 

 

 

Zügig sehe ich zu, dass ich weiter komme durch den Nationalpark Wolin. Die Markierungen (weiß-blau-weiße Streifen) am Weg sind hier gut und eindeutig. Eine Zeitlang wird es immer hügeliger, es geht immer wieder rauf und runter. Keine großen Höhenmeter, aber fünf bis zehn Meter hinauf und hinab. Und zuweilen steil. Und es passiert etwas komisches, das ist am heutigen Tag ja nicht so richtig überraschend: Ich schlittere auf den zuweilen fünf bis zehn Zentimetern dick liegenden, knochentrockenen Buchenblättern einige steile Wege hinab - wie auf Schnee. Das habe ich ja auch noch nie erlebt! Und darüber habe ich mir auch noch nie Gedanken gemacht, dass so dicke trockene Blätterschichten rutschig, wie Schnee sein können. Rodeln auf Buche, sozusagen. Ein wenig Vorsicht ist da schon geboten. Das ändert aber nichts daran, dass mir der Weg insgesamt doch sehr gefällt.

Nach knapp einer halben Stunde stoße ich auf eine größere Straße, die Nähe der Stadt Międzyzdroje wird spürbar. Aber ich bin ganz froh, dass der Wanderweg abknickt und weiter im Wald verläuft. Nach einiger Zeit schwenke ich jedoch wieder auf eine Straße, eine ruhige Straße am Stadtrand ein.

 

ANGEKOMMEN IN MIĘDZYZDROJE - UND WIE JETZT WEITER?

Mein erster Weg in Międzyzdroje geht zum Bahnhof - wo ich prompt erkennen muss, dass ich einen Zug nach Świnoujście um gerade mal zehn Minuten verpasst habe. Passt ja zu den Kuriositäten des Tages. Der Bahnhof ist absolut menschenleer. Der nächste und damit letzte Zug nach Świnoujście fährt erst in über dreieinhalb Stunden. Auch das passt ja! Da kann ich ja nur hoffen, die Bushaltestelle, die der Bus heute Morgen ja kurz angefahren hatte, wiederzufinden.

Bevor ich den Platz finde, stoße ich auf eine Wanderweg-Beschilderung des Jacobsweges nach Świnoujście: 20,5 km sind es bis dorthin. Das ist mir jetzt doch ein wenig zu weit. Und da wäre ich wohl doch mit dem letzten Zug früher dort. Allerdings zeigt meine Karte, dass der Weg am Strand entlang viel direkter und kürzer wäre, als der Jakobsweg, vielleicht 12, 13 km. Aber auch das ist mir zu weit jetzt.

Die Bushaltestelle am zentralen Orts-Platz zu finden, ist dann gar nicht schwer. Zumal gerade ein Bus dort steht - nach Świnoujście. Ich erreiche ihn nicht. Natürlich!

Fahrpläne hängen dort nicht. Lediglich ein alter, zerfranster Aufkleber klebt auf einem Lampenmast, von einer der mehreren verschiedenen Busgesellschaften, die diese Strecke fahren. Wie vertrauenswürdig der wohl ist...? Und, selbst wenn - dann müsste ich auch hier lange warten. Ich warte hier also erstmal eine Zeitlang "ziellos", bin zunächst der Einzige hier. Irgendwie passiert auch weiter nichts.

Miedzyzdroje Misdroy

Schöne Häuserzeile in Międzyzdroje (Misdroy) in vorderster Reihe hinter dem Strand: In der Bohaterów Warszawy.

 

 

 

Nach knapp 20 Minuten, es ist kurz nach 18 Uhr, wird die ziellose Warterei mir zu blöde und ich beschließe, mich mal ein wenig im Ort umzuschauen. Ein ganz gute Idee, denn: Das Abendlicht, das mich an dem fantastischen Strand empfängt, ist geradezu magisch! Wunderschön! Welch großartiger Abschluss der Wanderung. Traumhaftes Licht - an einem Traumstrand. Ich gehe noch weiter zu der Seebrücke und ein wenig den polnischen "Walk of Fame" in Międzyzdroje entlang. Eine Weile setze ich mich mal auf eine Bank - nach den vielen pausenfreien Kilometern auch mal eine ganz gute Idee! Aber bloß nicht zu lange sitzen - sonst komme ich heute nicht mehr hoch.

Miedzyzdroje Strand Sonnenuntergang

Abends, nach Sonnenuntergang, am Strand von Międzyzdroje geht der Blick in Richtung Westen, in Richtung der gut 10 km entfernten Stadt Świnoujście.

 

 

 

Nach 40 Minuten bin ich dann wieder an der Bushaltestelle. Zwei andere Leute sind auch hier und warten. Was tun? Eine Weile lungere ich herum, mittlerweile ist es dunkel. Aus einer vagen Hoffnung heraus gehe ich nochmal zum nicht so weit entfernten Bahnhof. Aber, nein, es fährt kein Sonderzug oder so - und mittlerweile drücken sich hier eine Handvoll nicht sehr vertrauenerweckende Personen herum. Also zurück zur Bushaltestelle. Die beiden anderen Wartenden sind auch noch da.

Ab und an kommen Kleinbusse, meist kann man als Nicht-Eingeweihter nicht erkennen, wohin die Busse fahren. Also jedes Mal hin zum Bus, fragen: "Świnoujście??" und sich dabei viel Mühe geben, den Namen möglichst gut und auch für Einheimische verständlich auszusprechen. Aber, nein, einige Mal bekomme ich Ziele zu hören, die ich gar nicht kenne, immer jedoch bekomme ich ein Kopfschütteln. Auch, als ein Bus mal deutlich mit dem Ziel "Szczecin" (also Stettin) versehen ist, flitze ich hin und frage. Aber die Angabe an dem Bus stimmt tatsächlich (muss ja nicht unbedingt so sein, der könnte ja auch Szczecin kommen), ich muss weiterhin warten. Andere Leute kommen zur Haltestelle und steigen prompt in Busse ein - offenbar kennen sie geheime Fahrpläne, warten meist nur ein paar Minuten.

 

GLÜCKLICHE RÜCKKEHR NACH ŚWINOUJŚCIE

Nach weiteren exakt 40 Minuten ungewisser Warterei werde ich erlöst - endlich! Ein großer, leerer 50er-Jahre-Reisebus naht. Da er komplett unbeleuchtet ist, bin ich eher verblüfft, als er an der Haltstelle hält. Und tatsächlich, der brummelige Fahrer nickt, als ich nach Świnoujście frage. Im Finsteren zahle ich ein paar Zloty, ein weiterer Fahrgast tastet sich durch den stockfinsteren Bus ohne jegliche Innenbeleuchtung. Schon ein wenig bizarr, das Ganze.

Swinoujscie Fähre

Glück gehabt: Nach Ankunft des Busses schaffe ich es in Świnoujście gerade noch auf die nächste Fähre über die Świna.

 

 

 

Um genau acht Uhr kommen wir in Świnoujście an der Fähre über die Świna an und mit ein wenig Beeilung schaffe ich es direkt auf die abfahrbereite Fähre. Zehn Minuten später bin ich am anderen Ufer der Świna. Die letzten knapp zwei Kilometer Fußmarsch des Tages bis zu meinem Hotel brechen an, ein kurzer Stopp in einem Supermarkt ist notwendig, um meine Vorräte wieder aufzuladen. Und irgendwie brauche ich gerade was Süßes.

Und dann reicht es mir auch für heute!

Alles zusammen genommen habe ich heute 40,2 km zu Fuß zurückgelegt (beinahe die Marathon-Distanz) - wohl mehr, als jemals zuvor in meinem Leben. Wenn ich allein die Wanderung von der Ortschaft Wolin bis nach Międzyzdroje und diesen Weg zumeist durch den Nationalpark Wolin betrachte, dann waren das für sich genommen 33,93 km, zurückgelegt in 8 Stunden 23 Minuten, einschließlich der Wege in Międzyzdroje und bis dort ohne größere Pausen gewandert. Die ganze Zeit Sonne pur bei wolkenlosem Himmel, bei bis zu 12 Grad. 472 Meter Anstieg gab es auf dem über weite Strecken eher flachem Weg - immerhin.

Insgesamt durchaus ein schöner Weg. Meist auch angenehm zu laufen. Was nicht so schön oder etwas sonderbar war, habe ich hier ja in aller Breite geschildert: Die Busstation in Świnoujście, die Ortschaft Wolin, wandern auf einem Bahndamm, zwei kläffende Hunde-Begleiter, ein knapp verpasster Zug, ein wenig Verlaufen - vor allem also mal meine eigene Dusseligkeit...

Aber, trotzdem: Der Nationalpark Wolin lädt zum Wandern ein! Das denke ich mir zwei Tage auch noch mal. Fahre wieder nach Międzyzdroje - jetzt weiß ich ja, wie es geht.

 

 

NOCH EINMAL UNTERWEGS AUF DER INSEL WOLIN: ZU DEN WISENTEN UND AM OSTSEEUFER ENTLANG

An diesem Tag habe ich drei Ziele: Die Stadt Międzyzdroje selber noch etwas mehr erkunden, das Wisent-Gehege mitten im Wald besuchen und die Ostseeküste der Insel Wolin noch kennenlernen.

Diesen Wandertag schildere ich hier nicht in solch epischer Breite, stelle nur ein paar Bilder zusammen. Markante Zusammenfassung:

* Das Wetter war noch etwas besser, als zwei Tage zuvor. Ja, das geht: Wieder wolkenloser Himmel und Sonne von morgens bis abends, aber noch ein wenig wärmer.

* Auf dem Wanderweg oberhalb der markanten Steilküste der Wolin trifft man ständig auf militärische Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg. Frühere Bunker, Ausblickposten, Geschützstände, zum Teil mit historischen Erläuterungen, auch auf deutsch. Und ich gebe zu: Manchmal finde ich es einfach nur entsetzlich, an allen möglichen Ecken und Ende Europas auf Hinterlassenschaften des deutschen Unwesens zur Nazizeit zu stoßen!

* Das Wisent-Gehege ist eindrucksvoll! Diese Tiere hier sind fast schon die letzten ihrer Art - wie gut, dass sie hier erhalten und gezüchtet werden! Auch ein wenig sonstiges Wild kann man aus der Nähe betrachten. Aber warum man hier auch Vögel in Volieren sperrt, kann ich nicht verstehen. Ein Seeadler in einer ziemlich kleinen Voliere - das tut mir einfach in der Seele weh! Was soll das?

* Die Steilküste und der Ostseestrand in der Nähe von Międzyzdroje sind allerdings nur eines: Fantastisch!

* Die Stadt Międzyzdroje hat sehr schöne Ecken - aber auch einige Bausünden in Hotelform. Am schönsten fand ich es auf der Seebrücke.

* Und noch etwas Gutes: Von der Wanderung zwei Tage zuvor hatte ich mir gemerkt, wann der Abend-Zug nach Świnoujście fährt - die Rückfahrt ist so an diesem Tag mit dem Zug gar kein Problem.

* An diesem zweiten Tag auf Wollin bin ich nicht so kilometerhungrig bei der ersten Wanderung: Es kommen auf Wolin nur 25,7 km zusammen, mit den Wegen in Świnoujście insgesamt 31,4 km. Da habe ich heute lieber längere Zeit bei den Wisenten und (an einem 12. März!) am Strand liegend verbracht, als auf Wolin Kilometer zu gehen...

 

Wanderweg Buchenwälder

Auf ausgiebigen Wegen geht es wieder, wie schon zwei Tage zuvor, durch große Buchenwälder.

Wisent

Einer der letzten seiner Art: Ein Wisent im Gehege im Nationalpark Wolin.

Wolin Gosan

Weit geht der Blick über die Ostsee von dem 93 m hohen Aussichtpunkt auf dem Berg Gosań, vor dem die Küste sehr steil abfällt.

Wolin blick auf Strand

Blick von der Treppe am 61 m hohen Hügel "Kawcza Góra" hinab auf den Strand von Wolin.

Biała Góra

Beeindruckende Steilküste am Strand von Wolin bei Biała Góra.

Wolin Sonne Strand

Von der Sonne verwöhnt sind die Tage Mitte März 2014 auf Wolin.

Miedzyzdroje Hotelbalkons

Sollte ich dieses Foto vielleicht "Der Sonnenbader im März" nennen? Finden Sie ihn auf den vielen Hotelbalkons?

Miedzyzdroje Misdroy Seebrücke

Auf der 395 m langen Seebrücke von Międzyzdroje.

 

 

 

 

          Social Bookmarks:


 

Meine Buch-Empfehlungen:

 

Meine Buch-Empfehlungen:


Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

Dirk Matzen

(Abdruck oder Nutzung von Text und/oder Bildern - auch in Teilen! - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors!)