Arztbesuch
6/2005
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Toll, vielen Dank!!, denke ich...

 

„Und? Was machen wir?“ fragt sie.

Er sagt nur ein Wort: „Elektrisch!“

Das finde ich durchaus beunruhigend! Elektrisch? Hier geht es immerhin um mich! Und schließlich ist „er“ Chirurg, „sie“ eine seiner Sprechstundenhilfen.

Da frage ich besser nach: „Wie jetzt: elektrisch???“

„Ach, wir müssen da was wegkokeln…“ sagt er wörtlich.

Das beunruhigt mich jetzt aber erst so richtig! „WAS wegKOKELN???“ frage ich doch spürbar verunsichert. Vielleicht sollte ich doch besser einfach aufstehen und weg gehen?

Immerhin liege ich seit einer Stunde auf dem Bauch auf seinem Operationstisch und seit bestimmt einer dreiviertel Stunde operiert er an meinem Rücken herum, rupft und zerrt und drückt und schnippelt. Letzteres spüre ich glücklicherweise nicht, höre nur so komische Geräusche.

Und fast die gesamte Zeit ging das Ganze nahezu wortlos und offenbar sehr konzentriert über die Bühne, worauf auch das zuweilen schnaufende Atmen des Arztes hinweist. Lediglich bei kleinen Bewegungen von mir gab’s sofort die Frage des Chirurgen: „Tut’s weh?“. Zweimal habe ich mich bewegt, einmal „nein“, einmal „ja“ gesagt - was mir gleich wieder diverse Spritzeneinstiche bescherte. Mehr Kommunikation gab’s nicht. Bis zu diesem „elektrischen Weg-Kokel-Thema“.

Eigentlich bin ich ja ganz froh darüber, nicht so viel über derlei Dinge zu wissen und erst relativ wenige Erfahrungen mit ärztlichem Instrumentarium gemacht zu haben. Aber jetzt mal ernsthaft: was ist das eigentlich für eine bescheuerte Antwort eines Arztes: „wir müssen da was wegkokeln“? Unmöglich, sowas!

Dabei sollte das Ganze doch nur ein winziger Eingriff werden, es sollte doch nur ruckzuck in wenigen Minuten ein belangloser „Grützbeutel“ entfernt werden. Hm. Was ist hier eigentlich los? Immerhin bemerkt der Arzt, dass wohl ein paar mehr Worte ganz hilfreich wären, klärt mich darüber auf, dass die harmlose Talgansammlung doch viel viel größer war als er vermutet hatte. Und nun gebe es da eine verletzte Ader auf meinem Rücken mit einer kräftigen Blutung, die er nur gestillt bekommt, wenn er die Ader „weg brennt“, wie er es jetzt nennt.

Dafür müsse mir eine Elektrode unter meinen Oberkörper gelegt werden, klärt die Sprechstundenhilfe mich auf. Immerhin: ich denke an mein Studium der Elektrotechnik, wo ich im Fach „Elektromedizin“ schon von derlei Dingen gehört hatte...

So so, eine kräftige Blutung auf dem Rücken. Jetzt wird sie weg gebrannt. Klingt nicht gerade beruhigend - merke ich an. Ich solle mir jedoch keine Sorgen machen, davon werde ich nicht viel merken.

Und tatsächlich: ich höre ein kurzes Brummen eines Apparates, ein kurzes Gebrutzel etwas unterhalb meines rechten Ohres - mehr nehme ich nicht wahr.

Aber ein Bann ist gebrochen: alles entspannt sich! Ich verliere meine Anspannung, die ich die ganze Zeit nicht so richtig habe ablegen können - und auch Arzt und Sprechstundehilfe werden lockerer. Vielleicht liegt dies bei ihnen ja an der gestoppten Blutung. Aber ich glaube, es liegt wohl doch eher daran, dass hier Kommunikation plötzlich wieder eingekehrt ist - wir sprechen miteinander.

Die Sprechstundenhilfe bemerkt, dass der Arzt sich die Hose verschmutzt habe - ich merke an, dass dies wirklich nicht meine Absicht war und es mir Leid täte - er meint, so sei das eben mit seinem Berufsrisiko. Allgemeines Gelächter... Plötzlich wird es noch während der Operation geradezu amüsant. Komisch, was ein paar Worte doch auslösen können! Es bleibt zwar weiterhin recht unangenehm, wie mir am Rücken rumgezippelt wird, aber ich habe doch ein anderes Gefühl dazu.

Vielleicht sollte man beim nächsten Mal einfach früher und mehr kommunikativ sein? Vielleicht sollten gerade Ärzte auch öfters mal ein Gespräch suchen? Oder einfach mal ein wenig plaudern? Dies kann doch für so manche notwendige Entspannung sorgen... Liebe Ärzte: redet mit uns! Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut - das wisst Ihr ja noch viel besser als wir - und dürsten zuweilen nach Information!

Nach eineinviertel Stunden werde ich von dem Chirurgen verabschiedet mit den Worten, dass bei der (offenbar nicht ganz absehbaren) Größe der OP eigentlich eine Vollnarkose angesagt gewesen wäre. Ich bin begeistert! Toll, vielen Dank!!, denke ich. Aber immerhin: dann hätte ich hier nichts zu schreiben gehabt und die eine oder andere bleibende Erinnerung hätte ich nicht.

 

 

 

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Dirk Matzen

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