Radfahren...!
Radtour von Hamburg nach Berlin
  4. Tag: Havelberg bis Paulinenaue
  (86,5 km)

Ein Fahrrad-Reisebericht
   mit 20 Bildern



Radweg mit Herbstverfärbung

Wunderschöne Herbstverfärbung, hier auf einem Radweg ein Stück hinter Rathenow.

Hier geht es direkt zum unmittelbar vorangegangenen Teil 3 des Fahrrad-Reiseberichtes von Hamburg nach Berlin, dem dritten Tag mit der Fahrt von Lenzen nach Havelberg.

 

Mittwoch, 22. Oktober 2008, 9:18 Uhr, Havelberg.
 Temperatur: 6 Grad.

Der vierte Tag auf unserer Fahrrad-Tour von Hamburg nach Berlin. Nachdem in einem Extraraum unserer Pension ein leckeres, richtig gutes Frühstück neue Kräfte gegeben hat, kann es los gehen. Es ist zwar ein kompakter, grauer Himmel - aber es regnet nicht, glücklicherweise.

Wiese bei Kuhlhausen

Wiese bei Kuhlhausen.

Etwas schwerfällig kommen wir in Tritt, irren ein wenig durch die Stadt, bis wir die richtige Ausfallsstrasse gefunden haben. Der direkte Weg war wegen einer Grossbaustelle gesperrt und wir fanden nicht so leicht den kleinen Schleichweg, um wieder auf die korrekte Radel-Strecke zu kommen - aber irgendwann kriegen wir dies dann doch hin.

Von der Havel selber haben wir auf unserem Stück Havel-Radweg nicht viel: den Fluss sehen wir kaum wieder, wissen nur, dass er da irgendwo zu unserer Linken liegt. Zuckelig radeln wir dem Havelland entgegen. Mir gefällt die Gegend ausgesprochen gut, saftiges Grün, ebenes Land, nur zuweilen durch leichte Hügel etwas geschwungen, mit zuweilen gedrungenen, harmonisch sich in die Landschaft einfügenden Dörfern. Der Himmel bleibt grau und alle Farben damit etwas fahl, aber regenfrei. Und es gibt auch keinen erwähnenswerten Wind - da lässt es sich dann doch gut Fahrrad fahren.

Typische Landschaft im Havelland

Der Himmel ist grau - und diese Landschaft typisch, hier bei Rehberg. Immerhin bleibt uns Regen erspart!

 

 

 

Schon in den Vortagen hielten wir uns nicht mehr so streng an die Routenempfeh-lung des Bikeline-Radführers. So hatten wir zum Beispiel bemerkt, dass es uns oftmals besser gefällt, auf Nebenstraßen von Dorf zu Dorf zu fahren, als immer nur an dem öden Elbdeich entlang zu radeln und kaum ein Haus aus der Nähe zu sehen. So und ähnlich gestalten wir auch diesen Tag: Nicht streng nach Plan, sondern schlicht von Dorf zu Dorf.

Zumindest jedes zweite Dorf ist immer auch eine schöne Gelegenheit, eine kurze Pause von ein paar, vielleicht 10 Minuten, einzulegen. Denn die Vortage haben uns beiden gelehrt: Lieber beizeiten die eine oder andere Pause zusätzlich, als sich später mit harten Durchhalteübungen mühsam durchzuschlagen, weil es einem körperlich schlecht geht!

Gebäudedetail in Garz an der Havel

Gebäudedetail in Garz.

 

 

 

Und so beschert uns das Dorf Garz eine schöne Überraschung: Der Bäcker ist da - als mobiler Verkäufer. Der kam uns nach einer guten Stunde gemütlichen Radelns gerade Recht! Durch den beständigen Energieverbrauch und die Frische Luft kann man eigentlich auch immer etwas essen. Es findet sich eigentlich auch kein ernsthafter Grund, warum man morgens um 10:30 Uhr nicht auch mal ein Stück Butterkuchen essen sollte. Schließlich bin ich überzeugt davon, dass das leckere Stück in kürzester Zeit wieder verbraucht worden ist.

 

Radweg bei Grütz

Angenehmes Radfahren auf guten Wegen und bei schöner Herbstverfärbung. Hier in der Nähe von Grütz.

Wir durchqueren auf dem Weg weitere Dörfer, wie Warnau, Rehberg, Molkenberg, Schollene, überqueren bei Neuschollene wieder die Grenze von Sachsen-Anhalt nach Brandenburg.

Doch plötzlich kommt eine höchst unangenehme Überraschung. Quer über den Radweg findet sich unerwartet eine Schranke. Daneben ein Schild, das schlicht besagt, dass ab hier ein militärisches Sicherheitsgebiet beginnt und das Betreten mit empfindlichen Strafen geahndet wird. Irgendwelche andere Hinweisschilder finden sich nicht.

Havelland-Radweg durch Truppenübungsplatz Klietz

Nanu, was ist das? Der Havelland-Radweg führt einen unmittelbar vor dieses Schild, quer über den Weg eine geschlossene Schranke. Was tun? Weiterfahren - trotz der Androhung strafrechtlicher Konsequenzen durch den Kommandanten? Warum gibt es kein Schild mit Hinweisen, wie Radfahrer sich verhalten können? Ach so - wir sind hier am Truppenübungsplatz Klietz, kommen in die Nähe von Rathenow - offenbar eine eher fremdenfeindliche Stadt...

 

 

 

Huch? Was ist nun passiert? Haben wir uns verfahren, eine Abzweigung übersehen? Aber da war doch gar nichts! Vielleicht haben wir ja doch den falschen Weg nach Rathenow erwischt? Sollen wir zurück fahren? Schon wieder: zurück? Nein! Nein, nein, nein! Das doch besser nicht!

Aber: Was bloß tun?

Mit etwas mulmigem Gefühl und Gottvertrauen beschließen wir, einfach weiterzufahren. Es wird uns schon nichts passieren... Und aus Erfahrung weiß ich, dass solche Truppenübungsplätze die weitaus meiste Zeit unbevölkert sind. Uns wird schon niemand bemerken!

Nach ein paar hundert Metern auf der befestigten Straße ist aber auch diese Illusion hin: Auf einer größeren Freifläche taucht 50 Meter links vom Weg plötzlich ein großer Panzer nebst diverser Laster und Soldaten auf. Die stehen alle da rum und üben offenbar, als Pioniere eine Brücke über das kleine Flüsschen zu bauen... Auf der rechten Seite ein recht steiler Hügel mit zahlreichen Panzersperren.

 

 

 

Die Soldaten bemerken auch uns - aber anstatt hier irgendwie für Ordnung zu sorgen, grölt man ein wenig rum, etwas belustigt, und kümmert sich dann nicht weiter um uns. Puh - gut so!

Wir folgen weiter der Straße und nach einiger Zeit, vielleicht einem Kilometer wieder eine Schranke - das Ende des Militärischen Sicherheitsbereiches. Glück gehabt, alles ging gut. Hier an dieser Schranke bemerke ich jedoch eine ganze Anzahl von anderen Schildern, die auf alles Mögliche hinweisen. Unter anderem auch darauf, dass der Havelland-Radweg hier hindurch verläuft und dass Radler berechtigt sind, dieses Gebiet auf direktem Weg ohne von der Straße abzufahren, zu queren. Aha! Vielen Dank für den Hinweis! Warum gibt es den nicht auch auf der anderen Einfahrt, verdammt? Es ist eben doch nicht alles perfekt auf den vorzüglichen Brandenburger Radwegen... Aber vielleicht sind die Schilder ja auch von ein paar Dummbatzen geklaut worden? Gab es da nicht nicht ein paar Halterungen? Egal, denn:

Nun wird es allerhöchste Zeit, uns langsam anzunähern an den...

 

Der traurige "Höhepunkt" des Tages!

Auf diese Weise, mit einigen Abkürzungen, nähern wir uns um die Mittagszeit herum dann der Stadt Rathenow - mit 25.000 Einwohnern absehbar die größte Stadt auf der am heutigen Tage möglichen Tour. Mittagszeit - das könnte nach rund vier Stunden Radfahren ja auch eine Mahlzeit bedeuten! Wir freuen uns richtig, auch mal wieder in eine Stadt zu kommen, wir freuen uns auf Rathenow!

Als wir langsam in das städtische Gebiet hineinfahren, kommen wir an eine recht große Kreuzung mit einer Ampel. Mir fällt ein junger Mann auf, der quer zu unserer Fahrtrichtung auf einem ausladenden, protzigen Fahrrad sitzt - eines dieser teuren, aber modernen Räder mit den unendlich breiten Reifen und einem gewissen "Easy Rider-Spirit" (die übliche Bezeichnung dieser Räder kenne ich nicht). Aus seinem kahlgeschorenen Kopf mustert ein stechender, unfreundlicher Blick uns beiden fremden Neuankömmlinge.

Kurz bevor wir zur Kreuzung kommen springt unsere Ampel auf Rot - wir halten. Der junge Mann mit dem Stiernacken hat jetzt grün, aber er fährt nicht los. Er steht da und mustert die Fremden (also uns beide) unfreundlich, ja feindselig. Sein Verhalten lässt keine Frage offen: Ein Fremdenfeind! Auf seiner schwarzen Jacke sehe ich jetzt das Emblem "Thor Steinar" - die übliche Klamottenmarke der übelsten Nazibanden. Er bemerkt, dass ich dies registriere - aber sein Blick war ja eh schon feindselig und ändert sich nicht. Er mustert uns pausenlos, ich habe das Gefühl, gleich steigt der vom Rad und schlägt mich vor den Augen meiner Freundin um, einfach so. Noch nirgendwo auf der Welt habe ich mich so sehr als Fremder gefühlt, wie jetzt hier, in diesem Moment, in Ostdeutschland, in Rathenow.

 

 

 

Nach einiger, ja, unendlicher Zeit wird "unsere" Ampel grün. Endlich! Wir fahren los. Unsicher drehe ich mich nach ca. 50 Metern kurz um: Nein, er ist uns nicht gefolgt! Aber das Begrüßungs-Komitee, das Rathenow da aufgestellt hat, hat mich durchaus beeindruckt. Meine Freundin, sie stand ganz vorne vor mir an der Ampel, hat diese ganze Szene gar nicht wahrgenom-men...

Wir radeln in die Innenstadt - sie wirkt auf uns beide recht trostlos, eine langgezogene Straße, die Berliner Straße, in reinem Plattenbaustil der DDR. Tja. Nicht schön. Nach ein wenig Suche finden wir aber an dieser Hauptstraße ein Restaurant: Timm's Café. In riesigen Lettern steht auf den Scheiben des Restaurants: "Durchgehend Deutsche Küche". Na, da sind wir ja gerade richtig! Hier macht man also massiv Werbung mit Deutschtum. Wie sonderbar! Sehr befremdlich! Manchmal müssen wir uns einfach mal ein wenig fremdschämen.

Dieses mal aber schlucken wir unser Schamgefühl jedoch runter - dies allein macht aber nicht satt. Der Hunger, die Lust auf einen bequemen Sitz für einige Zeit, der Mangel an offenkundigen Alternativen und der Wunsch nach einer richtigen Toilette lassen uns alle Vorbehalte gegen Deutschtümelei vergessen. Beschließen wir - und betreten das freundlich gestaltete Restaurant. Und im Gegensatz zu dem Ein-Personen-Empfangskomittee am Rande der Stadt sind die Bedienungen hier (sicherlich nur zufälligerweise allesamt hellblond) ausgesprochen freundlich und aufmerksam. Das Essen ist okay, die Toiletten eine Wohltat!

Durchgehend Deutsche Küche in Timm's Café Rathenow

In Timm's Café wurden wir freundlich behandelt und aßen einen "Wiener Salat". Die richtige Beschriftung auf den Fenstern wäre also besser gewesen: "Durchgehend Grossdeutsche Küche"...

 

 

 

Mühsam nur verkneife mir beim Bezahlen allerdings die Bemerkung, dass die Beschriftung auf den Scheiben des Restaurants unzutreffend ist! Der Grund: Meine Freundin hatte einen "Wiener Salat" gegessen. Das Restaurant müsste also richtigerweise eher mit dem Slogan "Durchgehend GROSSDEUTSCHE Küche" werben. Na ja, Schwamm drüber...

Aber alles war in Ordnung - und mich besänftigt es ein wenig, dass direkt neben dem Restaurant eine Döner-Bude ist. Und die ist immerhin auch frequentiert. Bei einem anderen türkischen Imbiss registrieren wir außer der eingeworfenen Scheibe jedoch nichts.

Bei der Ausfahrt aus Rathenow jedoch verfransen wir uns - obwohl alles auf dem Reiseführer sehr simpel erscheint: Die Hauptstraße weiter, und irgendwann, der Beschilderung folgend, links ab ins Grün. Wir jedoch landen an einem großen Verkehrknotenpunkt, schon etwas außerhalb der Stadt, und müssten eine Kraftfahrtstraße weiterfahren, um irgendwann links abbiegen zu können. Nee, irgendwas stimmt da doch nicht!

 

 

 

Wir hatten uns schon längst daran gewöhnt, automatisch auf die häufig angebrachten Hinweisschilder für die Radrouten zu achten - hatten hier jedoch keine wahrgenom-men. Komisch! Also, jetzt: ein Stück zurück! Zum ersten Mal auf dieser Radtour: zurück. Nach Gefühl biegen wir irgendwo ab in einen Bereich, der ganz grün, fast verwildert, wirkt. Und da, nach einiger Zeit bemerken wir, warum wir uns nicht an den Schildern orientieren konnten: Sie sind völlig unkenntlich gemacht worden! Komplett mit orangener Farbe übersprüht oder zugekritzelt. Ich erinnerte mich, schon im Gewühle der Stadt zumindest ein orangenes Schild gesehen zu haben. Der niedliche radelnde brandenburgische Adler auf dem Hinweisschild für Radfahrer - man kann ihn hier in Rathenow offenbar einfach nicht dulden! Alles hier ist abweisend!

Das zeigt ja auch wieder nur eines: Fremde sind hier einfach nicht willkommen! Man mag ihnen hier nicht einmal ein wenig auf den Weg helfen, sondern findet es offenbar ganz klasse, sie in die Irre zu führen. Ich frage mich so langsam, warum nicht ein großes, großes Schild am Ortseingang angebracht ist mit der Aufschrift: FREMDES GESOCKS UNERWÜNSCHT!! In dem Falle wären wir nämlich gar nicht in diesen Ort, wo man uns offenkundig nicht wollte, hinein gefahren!

Nun haben wir Rathenow also glücklicherweise hinter uns gelassen - und sind immerhin frisch gestärkt. Und offenkundig sind wir auch auf dem richtigen Weg, die komplett orangefarbenen Wegweiser weisen uns den Weg. Wenn man vor ihnen hält und sie genau betrachtet, kann man das ursprünglich aufgedruckte Symbol des Radweges noch als dünnes Relief erkennen.

Zerstörter Radfahrer-Rastplatz bei Rathenow

Ein Radfahrer-Rastplatz, ganz in der Nähe von Rathenow. Auf der Tafel rechts können Sie den Verlauf des Havelland-Radwegs ablesen, pardon: konnten Sie. Auch ansonsten macht der Rastplatz ja einen wirklich einladenden Eindruck! An dem Sammelsurium an leeren Alkoholflaschen und der geklauten Handtasche habe ich hier mal vorbei fotografiert. Ein solche widerlicher Rastplatz ist uns glücklicherweise auf der ganzen Tour nur dieses eine Mal begegnet. In Rathenow eben...

 

 

 

Es geht ohne Autobegleitung in den Wald, auf einem wunderschö-nen, separaten Radweg. Nach etwa drei Kilometern ein Rastplatz, wie es sie in den neuen Bundesländern öfters mal an den Radwegen gibt. Dieser hier macht jedoch einen total desolaten Eindruck!

Komplett mit Graffiti zugeschmiert. Die Karte, die den Verlauf des Havelland-Radweges zeigt, völlig unleserlich: komplett übersprüht. Am Holzgerüst der Raststelle sind diverse Brandstellen - schlicht ein Ort der Verwüstung. So etwas haben wir bei dieser Tour bisher noch nicht andeutungsweise auf irgend einem anderen Rastplatz gesehen. Zur Krönung liegt dann dort noch eine recht große Damen-Handtasche herum - in der Art, wie sie nicht gerade von Dreißigjährigen verwendet wird. Sie ist komplett leer, nichts erinnert an die Besitzerin. Schon wieder muss ich mich für das grässliche Rathenow schämen - "fremdschämen". Wahrscheinlich haben auch die Rathenower Doofen das Hinweisschild vor dem Truppenübungsplatz, vor dem wir ja ratlos standen, entfernt.

Spätestens jetzt sind wir heilfroh, diesen Ort des Grauens hinter uns gelassen zu haben! Pfui Teufel! Die schöne Strecke durch den Wald lässt uns das unangenehme "Rathenow-Gefühl" allerdings schnell wieder vergessen.

Der Havelland-Radweg folgt jetzt diversen kleinen Straßen von Dorf zu Dorf. Das bringt uns wieder Spaß, wie legen viele kleine Pausen ein - obwohl wir uns beide heute körperlich recht gut fühlen. In Stechow haben wir das Gefühl, in einem völlig verlassenen Dorf zu sein - kein Mensch weit und breit, nur ein parkendes Auto ist zu sehen, sonst nichts außer den paar Häusern! Aber der Platz an der Kirche eignet sich prima für eine kleine Rast.

 

 

 

Danach, es ist schon gegen halb Vier Uhr am Nachmittag, kommen wir zum Ort "Kotzen". Das Orteingangs-schild fotografiere ich unter unbelustigten Blicken von ein paar Einheimischen auf die Schnelle. Sie mögen es offenbar nicht so gerne, dass man ihren Ortsnamen als etwas besonders witziges wahrnimmt. In gewisser Weise kann ich das gut nachvollziehen - und sehe zu, dass ich weiterkomme. Das Ortsausgangsschild will ich dann dazu passend auch fotografieren, habe mit meinem Ansinnen jedoch kein Glück: Es fehlt - offenbar geklaut...

Kirche in Senzke

Welch ein Bild: Die schöne Kirche in Senzke inmitten von leuchtendem Herbstlaub. Wie hätte dieses Bild wohl bei noch gewirkt, wenn wir obendrein blauen Himmel gehabt hätten?

 

 

 

Beim nächsten Stopp nach weiteren acht Kilometern in Senzke, auch dieser Ort so merkwürdig menschenleer, erfreuen wir uns an der wunderschönen, kräftig gelb gestrichenen Kirche - mit den herbstlich gelb und rot eingefärbten Bäumen drum herum eine tolle Augenweide!

 

 

 

 

 

Langsam ist die Dämmerung zu ahnen, es wird Zeit, an eine Unterkunft zu denken! Hier gibt es keine, auch der nächste Ort in 6,5 km Entfernung, Pessin, hat keine ausgewiesene Unterkunft. Aber doch machen wir dort wieder eine kurzes Pause, denn im Gegensatz zu allen bisherigen Orten ist es hier sehr lebendig. Einige Jugendliche sind auf den Straßen unterwegs, andere Dorfbewohner ebenso. Viele Häuser sind in schöne Farben getüncht - dieser Ort macht einen völlig anderen Eindruck, als die meisten zuvor wahrgenommenen. Lebendig eben!

Bushaltestelle in Kriele

Ach, diese Bushaltestellen, hier in Kriele, in den neuen Bundesländern sind noch echte Wertarbeit! Toll! Als Tourenradfahrer lernt man solche massiven Unterstände im Gegensatz zu den modernen, regendurchlässigen Dingern zuweilen sehr zu schätzen - an diesem Tag brauchen wir den Schutz aber nicht.

 

 

 

Und doch: die Dämmerung schreitet voran. Und im Dunkeln hier über die kleinen Landstraßen zu fahren ist in keinem Fall empfehlenswert, wohl eher lebensgefährlich! Für den nächsten Ort in 5,5 km Entfernung, Paulinenaue, werden immerhin zwei Unterkünfte ausgewiesen. Vielleicht haben wir ja Glück!

Dort angekommen irren wir zunächst durch den Ort, auf der Suche nach einer Pension "DEULA Berlin-Brandenburg e.V.". Hm, der Name klingt für eine Pension schon merkwürdig - und nichts deutet weit und breit auf so etwas hin. Aufmerksame Einheimische bemerken unsere Not, fragen, können auch nicht wirklich weiter helfen. Aber man ist hilfsbereit, und irgendwann stehe ich tatsächlich im dritten Stock eines Mietshauses vor einer Tür, von wo die DEULA Unterkunft verwaltet werden soll. Allein: es öffnet mir niemand! Auch am Telefon meldet sich niemand. Mit dieser Unterkunft wird es heute also nichts.

Bleibt die Nummer zwei. Wieder findet sich ein freundlicher, hilfreicher Geist und bringt uns müden Radler bis fast vor die Tür des Hauses mit dem "Privatzimmer". Wir klingeln - nichts! Fast ist es schon dunkel, immerhin schon nach sechs Uhr, und die nächste Unterkunft mindestens sieben Kilometer entfernt.

 

 

 

Da mischt sich ein Nachbar ein: Ob wir denn bei Familie Soundso in das Zimmer wollen? Er könne kurz Bescheid sagen, die beiden seien nur hinten im Garten des Hauses am rumwühlen... Auch diesen Herrn schickte offenbar der Himmel, denn so kamen wir zu einer völlig akzeptablen Unterkunft in Paulinenaue. Glück gehabt!

Wir genießen anschließend noch ein Abendessen in der laut unseren Gastgebern einzigen Gaststätte des Ortes, in der sich an diesem Mittwochabend nur sehr wenige Gäste verlieren. Wieder, wie schon am ersten Tag in Bleckede, kümmert man sich hier nicht um irgendwelche Rauchverbote in Gaststätten. Die Speisekarte listet auf einem DIN A5-Zettel geräumig beschrieben vier oder fünf Gerichte auf. Für uns gibt es das opulenteste und teuerste von allen: "Hamburger Schnitzel" (ein paniertes Schweine-Schnitzel mit einem Spiegelei belegt) für Euro 3,30. Nach insgesamt 86,5 Kilometern auf dem Rad schmeckt einem so etwas bestens!

Bei einer Fahrzeit von 5:13 Stunden haben wir immerhin mal einen Schnitt von 16,3 km/h erreicht. Insgesamt sind wir in den vier Tagen schon 319 Kilometer von Hamburg nach Berlin gefahren - da kann man doch zufrieden sein. Oder?

Heute jedenfalls war ein richtig guter Radeltag: zwar durchgehend grauer Himmel, aber kaum Wind, kein Regen, keine erwähnenswerten Steigungen, kaum körperliche Blessuren - einfach nur gemütliches Radfahren. Man ist danach sehr angenehm müde, der Wetterbericht für den Folgetag interessiert uns mittlerweile nicht mehr die Bohne und Berlin ist an Folgetag in Reichweite...

 

Der Tourenverlauf wird in der Karte unten auf der (zoombaren) Karte mit der blauen Linie angezeigt. Bei schlechtem Empfang durch meinen GPS-Logger (z.B. in Städten oder oft auch im Wald) nimmt der angezeigte Streckenverlauf zuweilen etwas bizarre Formen an, aber er stimmt im groben doch immer. Pausen habe ich herausgeschnitten, aber kleine Rundgänge in Städten sind enthalten.

 

Hier geht es direkt zum unmittelbar folgenden Teil 5 des Fahrrad-Reiseberichtes von Hamburg nach Berlin, dem fünften Tag mit der Fahrt von Paulinenaue nach Berlin!

 

Und hier geht es zu meiner externen Bilderserie zu der gesamten Radtour von Hamburg nach Berlin mit 78 anderen, großformatigen Bildern auf meiner externen Webseite www.reiseberichte-bilder.de (ein neues Fenster öffnet).

 

 

 

 

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Dirk Matzen

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