Radfahren...!

Radtour "Transalp light" - Eine Alpenüberquerung mit dem Rennrad
2. Tag: Von Grainau/Bayern nach Prutz/Österreich (122 km)

Ein Fahrrad-Reisebericht über eine Radtour über die Alpen im Juli 2012
  mit 19 Bildern



Inntal

Der Weg führt uns heute ein langes Stück durch das Inntal - in wunderschöner Umgebung.

 

Hier geht es direkt zurück zum unmittelbar vorangegangenen ersten Teil des Fahrrad-Reiseberichtes der Rennradtour über die Alpen mit "meinem persönlichen Prolog", der Anfahrt von Bad Hindelang im Oberallgäu bis nach Grainau bei Garmisch-Patenkirchen.

 

Es ist Mittwoch, der 18. Juli 2012, 9:15 Uhr, Grainau.
 

 

Die Tour über die Alpen beginnt...

Als das Unternehmen "Transalp für Anfänger" heute um kurz nach 9 Uhr im "Zugspitzdorf Grainau" startet, muss sich unsere 14 Personen starke Gruppe und der erfahrene Guide des Tourenunternehmen erst einmal etwas beschnuppern. Schon vom Erscheinungsbild her ist die Spannweite groß in der Gruppe: Vom jungen Mann, der völlig austrainiert und fit wie ein Radprofi wirkt mit Super-Carbon-Renner über mich mittelalten Herrn mit wohl fast dem doppelten Gewicht auf einem Einsteiger-Alu-Rennrad (das wäre dann also ich) bis zur eher mütterlichen Frau auf dem Fitness-Bike ist die Spannweite trotz der kleinen Gruppe verblüffend groß.

Fahren auch alle sicher auf ihren Rädern? Ist die Technik auch wirklich okay? Funktioniert die Gruppenfahrt einigermaßen? Werden die Hinweiszeichen des Guide innerhalb der kunterbunt zusammen gewürfelten Gruppe zuverlässig und zügig weitergegeben? Gibt es so richtige Kracher, die meinen, gleich zu Beginn der Fahrt ein Rennen fahren zu müssen? Gibt es Leute, die eigentlich gar nicht mithalten können?

Alles muss sich zunächst also ein wenig einspielen, aber mit ein wenig Rücksichtnahme und Umsicht erweist sich das als gar kein Problem. In einer Gruppe zügig Rennrad zu fahren, will eben ein wenig geübt sein. Zeichen und Zurufe müssen schon eindeutig sein. Und die Aufgabe des Guides wird sein, dies in dem etwas heterogenen Grüppchen zusammen zu bringen.

Garmisch-Partenkirchen, Skisprungschanzen

Der nächste Stopp für etwas Sightseeing an den Skisprungschanzen in Garmisch-Partenkirchen. Auf der großen Olympia-Schanze findet alljährlich das traditionelle Neujahrsskispringen statt.

 

 

 

Klappt aber! Alles läuft gut und zivilisiert an, wir fahren ein paar kleine Stücke, stoppen hier und da für ein paar touristische Ansichten: Die Skisprung-schanzen in Garmisch-Partenkirchen wird kurz in Augenschein genommen, die Berggipfel des Wetterstein-gebirges bei einem weiteren Stopp vorgestellt. Und das alles unter ziemlich bald schon knallblauem Himmel. Es scheint ein wunderschöner Sommertag zu werden. Die hat es hier in der Gegend zuletzt nicht so zahlreich gegeben, wie wir aus unserem vorangegangenen Wanderurlaub im Allgäu ja wissen.

 

 

 

Auf dem Weg aus Garmisch heraus gibt es am Ortsrand eine erste kleine, spürbare Steigung: Die Gsteigstraße geht's hinauf. Etwa 190 Höhenmeter mit rund sechs Prozent Steigung. Man merkt, dass alle sich erst einmal ein wenig hierauf einstellen müssen. Die ersten Schweißperlen tauchen auf, es wird geschnauft. Und das ist ja auch okay. Durch die Gruppierung in den "Anfänger- bzw. Greenhorn-Level" haben sich tatsächlich Leute zusammen gefunden, die so einigermaßen auf einem Level fahren. Heißsporne und besonders ambitionierte Rennfahrer gibt es offenbar keine und mit 8 Männern und 6 Frauen, dabei 3 Pärchen, hat sich auch eine gute und irgendwie normale Aufteilung gefunden.

Super blöde allerdings: Auf diesem kleinen Anstieg trete ich heute erstmals durchaus kräftig in die Pedale. Bis ich nach ein paar Minuten mein rechtes Knie deutlich spüre. Verdammt! Da hatte ich vor lauter Neugierde und Aufregung ja wieder völlig vergessen, dass ich tags zuvor gegen Ende meiner Tour unter heftigen Knieschmerzen gelitten habe. Wie dumm! Wie konnte ich das vergessen? Jetzt sind sie wieder da, die Schmerzen. Ab sofort ist also wieder die Ansage: Mit möglichst wenig Kraft pedalieren, dafür möglichst locker, mit mehr Schwung, als Kraft - wann immer es geht.

Durch eine traumhafte Landschaft geht es in Richtung Mittenwald. Ortschaften wie Schlatten und Kaltenbrunn sowie der Schmalensee werden gestreift. Es geht zuweilen seicht bergauf und seicht wieder bergab. Alles kein Problem, "bergfahren" ist das nicht. Nur die Landschaft um uns herum ist bergig und einfach toll.

Mitten durch das schöne Mittenwald rollen wir eher gemütlich. Eine wenig bedaure ich hier die klare Ansage unseres Guides, dass bei Gruppenfahrten keine Fotos gemacht werden sollen. Zu gefährlich! Na gut, recht hat er zwar - aber ich finde das gerade wieder sehr schade. Wo doch nicht nur Radfahren, sondern auch Fotografieren meine Leidenschaft ist. Und sehr schnell merke ich: An Motiven mangelt es auf dieser Tour nicht. Nur sehr häufig an Gelegenheiten, diese festzuhalten - leider.

Mittenwald

Kurzer Stopp beim Bahnhof von Mittenwald: Die Männer der Gruppe wollen Shoppen... im Fahrradladen. Charakteristisch für die Orte hier: Immer werden die Häuser von mächtige Berggipfeln überragt.

 

 

 

Aber, jetzt: Ein Stopp in Mittenwald. Nicht im schönen, touristischen Zentrum. Sondern in der Nähe des Bahnhofs - an einem großen Fahrradgeschäft. Und ruckzuck erlangen die Männer der Gruppe bei dem kurzen Stopp den zweifelhaften Ruf, eigentlich ja doch immer nur ans Shoppen zu denken... Jedenfalls steigt die Stimmung in der Gruppe schnell an.

In der Ebene wird ein zwar zügiges, aber nicht besonders flottes Tempo von 25 bis 30 km/h gefahren, was in der Gruppe gut klappt. Auch, wenn nicht in einem besonders engen Verband gefahren wird.

 

 

 

Kurz nach Mittenwald geht es wieder ein Stückchen bergauf, wieder um die 190 Meter. Diesmal aber mit etwas mehr Biss, als bei Garmisch-Partenkirchen. Das heißt mit rund 10 Prozent Steigung geht es ins Leutaschtal. Auf dem Weg dorthin überqueren wir immerhin schon 20 Minuten nach elf Uhr die österreichische Grenze.

Und dann geht es durch das Leutaschtal. Wieder ein traumhaft schönes Tal, eine traumhaft gute und eine traumhaft ruhige Straße. Bei traumhaftem Wetter scheint es in der Tat ein traumhafter Tag zu werden...

Leutaschtal

Warum fahren hier keine Autos? Ach, egal - um so besser lässt es sich durch das Leutaschtal radeln.

 

 

 

Trinken wird bei der Wärme schnell wichtig, wir fangen an, uns an die öffentlichen Brunnen in den Ortschaften zu gewöhnen, aus denen frisches Bergwasser hervorsprudelt: Kurzer Stopp, Trinkflaschen auffüllen, etwas direkt trinken, etwas Wasser zur Kühlung ins Gesicht, Luft holen - und weiter... So und ähnlich wird es mit der Zeit regelrecht zu einem Ritual!

Ganz gemächlich geht es durch das Tal weiter bergauf. Nicht viel: 150 Meter Höhe auf 12 km Strecke. Wir fahren in Richtung Buchen, zum Buchener Sattel. Der letzte Kilometer auf dem Stück dorthin wird nochmal etwas steiler: Auf einem Kilometer Wegstrecke geht es insgesamt 100 m hinauf. Aber auch die Flachländer aus der Gruppe lernen es langsam und kommen mit derlei kleinen Steigungen mittlerweile einigermaßen klar.

 

 

 

Oben am Buchener Sattel mache ich nochmal einen kurzen Fotostopp. Man hat zwar keine großartige Aussicht und steht eigentlich mitten im Wald. Aber ich mache Fotos von den etwas zurück-hängenden Fahrern der Gruppe. Immerhin: wir sind bis hierhin 45 km Strecke gefahren. Der Buchener Sattel befindet sich auf 1256 m Höhe und ist damit exakt 500 m höher, als unser Startpunkt heute morgen in Grainau. Das sind wir also, mit ein paar kleinen Auf- und Abfahrten, ganz langsam hinauf geradelt. Für solche Höhenmeter müsste ich rund um Hamburg immerhin schon ganz schön suchen.

 

Rasende Abfahrt vom Buchener Sattel nach Telfs

Fast unmerklich geht es nach dem moderaten Anstieg über den Buchener Sattel. Und kurz danach folgt dann aber die erste, "richtige" Abfahrt der Tour: Auf einer in den Fels gehauenen Straße geht es in rasender Fahrt 640 Höhenmeter bergab in den Ort Telfs. Mit Mühe gelingt es mir, aus meinem Schwung an einem schönen Aussichtspunkt noch zu stoppen und ein Foto über den Ort und die beeindruckend schöne Umgebung zu machen. Unglaubliche tolle Aussichten bieten sich hier!

Telfs

Dahin geht's 600 Meter runter: In den 15.000 Einwohner-Ort Telfs.

 

 

 

Nach den Fotos geht die rasende Abfahrt weiter. Ob ich mich wohl irgendwann daran gewöhnen werde, mit bis zu 60 km/h auf Felswände zu zurasen, um dann rechtzeitig den Bremspunkt zu finden und sicher um eine scharfe Kehre zu fahren? Serpentinen sind schon eine außer-gewöhnliche Erfahrung für ein Nordlicht. Und, glauben Sie mir - 60 km/h auf dem Fahrrad fühlen sich völlig anders an, als wenn man abgeschottet in einem Auto-Käfig sitzt. Jedenfalls finde ich solche Abfahrten sowohl körperlich (das Bremsen strengen Arme und Hände mehr an, als ich gedacht hatte), als auch psychisch (volle Konzentration!) ganz schön anstrengend.

Hier auf dem Weg nach Telfs liegen am Straßenrand zudem eine Menge Schmutz und lockere Steinchen. Um sich nicht auf die Nase zu legen, fährt man da lieber etwas mittiger in der Straße. Wohl zum Missfallen von einigen der Autofahrer. Aber - egal! Wissen die eigentlich, wie es ist, wenn man da runterdonnert, ohne ABS, ohne Airbag, ohne Fahrerkabine, ohne Sicherheitsgurt - sondern nur mit ein paar dünnen Klamotten auf der Haut?

Aber irgendwie ahnen die Autofahrer das wohl auch ein wenig - sagt jedenfalls der extrem stark stinkende Bremsbelag-Geruch in der Luft. Irgendwie wissen die Autofahrer aber wohl auch nichts so richtig, schließlich haben die ja alle schon allein eine Windschutzscheibe vor sich - und damit nicht dieses wirklich irre Donnern vom Fahrtwind in den Ohren.

Jedenfalls geht alles problemlos, bei uns allen. Und doch bin ich ziemlich angespannt während der Abfahrt. Zuhause, vor dem Aufbruch in die Alpen hatte ich mir nicht allzu viele Gedanken über die Abfahrten gemacht, sondern hatte eher großen Respekt vor dem Fahren auf die Berge hinauf. Und nun bin ich überrascht, wie ungeheuer anstrengend ich die Abfahrten jetzt finde. Man muss sein Fahrrad beherrschen, vor allem mit den Händen. Und auch die Nerven... Wie gut jedoch, dass meine Liebste und ich vor dieser Transalp noch im Allgäu eine Weile geübt hatten!

 

 

 

Aber insgesamt kommt da die Mittagspause an einem Supermarkt in Telfs gerade recht! Vom Fotostopp weiter oben bis zur ersten Vorfahrts-kreuzung In Telfs habe ich für die 5,5 km Wegstrecke gerade mal 7,5 Minuten benötigt... Und immerhin haben wir insgesamt auch schon rund 52 Kilometer hinter uns und es ist mittlerweile ein brüllend heißer Tag. Also: Pause!

 

Auf dem Inn-Radweg zwischen enormen Bergen unterwegs

Nachdem sich dann alle versorgt und wieder eingekriegt haben (für alle außer dem Guide war diese Abfahrt eine neue Erfahrung) geht es dann auf dem ruhigen, perfekt ausgebauten Innradweg weiter in Richtung Landeck. Diesem Weg werden wir nun zunächst eine ganze Weile folgen. Und: Das ist Radfahren vom Allerfeinsten!

Innradwegs

Wir fahren eine ganze Weile auf dem Innradweg. Die Beschilderung des Innradwegs ist sehr klar - aber wir haben ja auch unseren Guide.

 

 

 

Ohne große Steigungen, ohne großes Gefälle legen wir Kilometer um Kilometer zurück. Okay, ein ganz klein wenig geht es bergauf - aber man nimmt dies nicht wahr. Für mich norddeutschen Flachländer ist diese Landschaft mit den Tälern zwischen enormen, bis zu 3000 m hohen Gebirgsketten immer wieder sehr spektakulär und grandios! Eigentlich würde ich mir öfter mal einen Stopp wünschen, um diese Landschaft ein paar Minuten "in mich aussaugen zu können". Aber häufige Stopps gehen in solch einer Gruppe nicht so richtig gut und benötigen immer mehr Zeit, als man denkt.

 

"An der Elbe is' auch schön!"

Außerdem holt mich ein anderer Hamburger Mitradler bei meiner ständigen Schwärmerei für die großartige Landschaft häufig wieder auf den Boden zurück indem er mir an besonders schönen Orten immer wieder überzeugend zuruft "Aber in Hamburg is' auch schön!". Ja, ja, er hat ja auch Recht! Trotzdem wird der Ausruf immer mit lautem Gelächter quittiert, besonders von uns beiden. Eben drum wird es auch in den Folgetagen eine Art "running Gag" auf unserer Fahrt über die Alpen. Oder sollte man richtiger sagen ein "cycling Gag"? Manchmal gibt es diesen auch in Abwandlungen wie "Aber an der Elbe is' auch schön!"

 

 

 

So ist zwar eigentlich alles toll und wunderschön, und doch trotzdem leide ich heute (meist still) vor mich hin: Mein rechtes Knie schmerzt. Zwar nicht unerträglich, aber es quält mich! Mein Hintern tut mir auch zuweilen weh, meine Beine fühlen sich schon seit längerer Zeit schlapp an. Alles zusammen sicherlich eine Folge meiner gestrigen, durchaus anstrengenden Anfahrt zum Startpunkt (siehe hier meinen Bericht meiner eigenen, nullten Etappe). Kurzum: Mit meinem Rad bin ich heute im Verlauf des Tages nicht so richtig "eins". Zudem schütte ich zwar etliche Liter Wasser in mich hinein, trotzdem leide ich auch ein wenig unter der Hitze. Kein Wunder: die letzten rund zehn Tage hatten wir uns eher an Temperaturen um die 15 Grad (und auch darunter) gewöhnt, da ist es gar nicht so leicht, jetzt plötzlich bei den herrschenden Graden von über 30 Grad ziemlich sportlich zu sein. Na, immerhin haben wir ein wenig kühlenden Fahrtwind.

Blick auf den Inn

In der Nähe der Ortschaft Haiming, unter der Inntal-Autobahn hindurchgelugt auf - den Inn. In der Sommerhitze hat das helltürkise Nass eine enorme Anziehungskraft...

 

 

 

Um 14:50 Uhr, nach genau 80 km Weg, dann (nicht nur) meine Rettung: Auf einer kleinen Brücke überqueren wir kurz vor der Ortschaft Roppen den unfassbar türkis schimmernden Inn, direkt neben einer kleinen und nur gering bevölkerten Badestelle. Unser Guide hat dabei die rettende Idee: Stopp für alle, alle runter vom Rad, raus aus den Schuhen und mit den Füßen und Beinen rein in das kalte Nass! Boah, welch eine Wohltat! Der Erfrischungseffekt dieser Viertelstunde Pause hält trotz der Hitze durchaus eine Weile an. Und wir haben ein tolles Fleckchen Erde kennengelernt.

Badestelle am Inn

Ein wunderbarer Ort: Eine Badestelle am Inn bei Roppen.

 

 

 

Aber bald sind meine alten Beschwerden wieder da und ich pedaliere wieder etwas mühsam vor mich hin. Aber ich bin auch nicht der Einzige, der heute nicht so richtig fit ist. Unter uns gesagt, bin ich manchmal richtig froh, dass es hin und wieder ein kurzen Stopp an einem schattigen Plätzchen geben muss, weil immer wieder mal welche ins Hintertreffen geraten und natürlich dann auf diejenigen gewartet wird. Ein Hoch auf die Nachzügler! Trotzdem bin ich meistens zu geschafft zum fotografieren. Obwohl es hier im Oberinntal einfach schön ist.

 

Doping für müde Beine, bitte!

16:30 Uhr, 104 km. Langsam sind alle aus der Gruppe in dieser Bullenhitze geschafft. Es gibt wieder mal einen Stopp. Diesmal in der Ortschaft Zams, wieder an der uns mittlerweile bekannten Österreichischen Supermarkt-Kette. Deren Name wird auch ein running Gag auf der gesamten Tour werden, bzw. ein Synonym für eine gewünschte Pause. Alle rennen rein und kaufen sich... Cola. Ja, meine Güte, was soll denn dieses ganze Cola-Gesaufe - will ich wissen?!? Die Antwort: Geh Du auch rein und kaufe Dir Cola! Los!

bei Imsterberg

Wegstrecke in Mils bei Imst.

 

 

 

Also tue ich, wie mir gesagt. Eine Cola bitte, dazu ein belegtes Brötchen - der kleine Kuchen heute Mittag in Telfs war dann wohl tatsächlich etwas spärlich. Gierig schlinge ich das Brötchen in mich hinein, noch viel gieriger kippe ich die Cola hinterher, und... Ja, und: Plötzlich ist alles gut! Na gut, fast alles: Das Knie schmerzt beim kurbeln weiterhin etwas. Aber ansonsten: Unfassbar! Ich bin augenblicklich wie gedopt, wie neugeboren fühle ich mich beinahe. Klar, die über 100 km bis hierhin könnte ich jetzt locker zurück fahren. Aber das wäre ja Quatsch! Und mit meinen Knieschmerzen ist auch nicht zu spaßen!

Plötzlich bratze ich trotzdem vorne allen davon, um mich dann an irgendwelchen schönen Flecken zu platzieren und Fotos von den Vorbeifahrenden zu machen. Plötzlich genieße ich die Fahrt wieder. Toll! Mein tägliches Cola-Doping gib mir heute!

Bei Landeck knicken wir ab nach Süden, folgen dem Inn weiter durchs Tal.

Inn-Wehr bei Fliess

Da sind wir schon fast in unserem Zielort Prutz: Bei der Ortschaft Fliess queren wir ein mächtiges Wehr des Inn.

 

 

 

Fast bin ich ein wenig enttäuscht, als wir um 18 Uhr unseren ersten Etappenort Prutz im Tiroler Oberland, auf 864 m Höhe gelegen, erreichen. Jetzt hätte es ruhig noch ne Stunde weiter gehen können... Aber ich will es ja auch nicht übertreiben - auch so ist alles gut! Eine prima Unterkunft hat der Veranstalter da organisiert und insgeheim bin ich heilfroh, jetzt nicht, wie sonst bei selbstorganisierten Radtouren, selber für eine Unterkunft sorgen zu müssen.

Die erste Etappe war also recht mühevoll. Für mich zehrend, sogar schmerzhaft - und das, obwohl wir eigentlich noch gar keinen richtigen Anstieg gefahren sind. Eigentlich wollten wir doch Berge rauf fahren, aber wir machen ja die Tour für die ungeübten Greenhorns. Bisher also sind wir eher bergab gerast, wenn man mal von den kurzen, etwas steileren Anstiegen bei Garmisch-Partenkirchen, hinter Mittenwald und direkt vorm Buchener Sattel mal absieht. Von einem Stück hinter Telfs bis Prutz sind wir ohne richtige Anstiege, nur mit einigen Dellen (unser Guide nennt diese so schön "Schnapper'l") zwischendurch, knapp 300 Höhenmeter hinauf gefahren - allerdings auf einer Wegstrecke von rund 65 Kilometern. Das ist ein gar nicht spürbarer Anstieg.

Das Ganze nennt sich zwar eine "Alpenüberquerung", bisher jedoch sind wir eher an Bergen entlang gefahren, als sie zu überqueren. Aber bei den 2000-3000 Meter hohen Massiven, die uns links und rechts begleiten, ist es mir mit meinen körperlichen Malaisen einstweilen ganz recht, diese nicht zu überqueren. Aber auch andere hatten durchaus zu kämpfen mit sich und den Bedingungen.

 

Aber auch so sind wir immerhin 122,1 Kilometer gefahren, mit insgesamt 1120 Höhenmetern. Bei einer reinen Fahrtzeit von 6 Stunden und einer Minute entspricht das einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20,3 km/h. Meine Spitzengeschwindigkeit erreichte dabei 59,9 km/h. Damit habe ich meinen persönlichen Geschwindigkeitsrekord vom Vortag gleich wieder gebrochen.

So schnell, wie heute auf der Abfahrt nach Telfs, bin ich also, ganz objektiv gemessen, noch nie in meinem Leben auf dem Fahrrad gefahren - aber ich merke nach wie vor, dass ich Geschwindigkeiten von über 50 km/h nicht wirklich mag. Zumindest nicht, wenn ich nicht rundherum völlig freie Sicht und freie Fahrt und keine Spitzkehren habe. Aber auch, um so etwas zu üben, machen wir solch eine Tour ja auch.

 

Den Bericht zu dem dritten Radtouren-Tag mit der Fahrt von Prutz in Österreich nach Meran in Südtirol finden Sie hier.

 

Hier können Sie meine externe Bilderserie zu allen Tagen der gesamten Transalp, der Alpenüberquerung per Rennrad, mit 73 großformatigen Bildern auf meiner externen Webseite www.reiseberichte-bilder.de aufrufen (ein neues Fenster öffnet).

 

Der Tourenverlauf wird in der (zoombaren) Karte unten der blauen Linie angezeigt. Leider gab es im letzten Viertel der Tour einen Ausfall des GPS-Empfangs.

 

 

 

 


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Dirk Matzen

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