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Sonntag, 24. August 2014. Das Jedermann-Radrennen Vattenfall Cyclassics ist wieder unterwegs in und um Hamburg. Hier Fahrer der 100- und 155-km-Strecke im Harburger Stadtteil Langenbek.
Tja - für dieses Radsportjahr gab es bei mir nur ein mögliches Motto: "Shit happens! Really!!"
Zwar hatte ich mich bereits im Januar geradezu ungeduldig für die Cyclassics in Hamburg im August 2014 angemeldet, wieder für die lange Strecke über 155 km, wie schon die beiden Jahre zuvor.
Doch dieses Jahr kam alles anders. Bereits im Mai war klar, dass es mit meinem Start bei der von mir doch so geliebten sportlichen Runde durch Hamburg nichts werden wird. Aus gesundheitlichen Gründen. Zehn Wochen lang wurde mir gar als einzige sportliche Betätigung "Spazierengehen" erlaubt. An eine sportliche Leistung bei den Cyclassics braucht man da überhaupt nicht mehr zu denken.
Doch das Wochenende mit den Cyclassics naht so oder so unerbittlich. Den Stich in die Seele, ein heißgeliebtes Hobby so einfach sausen lassen zu müssen, gilt es dann herunterzuschlucken. Und dann das Beste draus zu machen - und das Beste ist: Das Spektakel Cyclassics 2014 als Zuschauer aufzusaugen. Auch so kann man einiges von dem Flair dieser großartigen Veranstaltung erleben. Für mich sind die Cyclassics der Fahrrad-Feiertag überhaupt!
Und man kann eine Menge Bilder schießen. Stoff genug, um hier eine kleine Bilderserie zusammenzustellen. Diese Fotos sind entstanden am Samstag bei der Messe in der Hamburger Innenstadt, sowie am Tag des Rennens beim Start der 100/155-km-Stecken in der Hafencity, dann bei einem längeren Aufenthalt in Harburg/Langenbek und letztlich bei der Zieleinfahrt auf der Mönckebergstraße. Auf Fotos der Profis verzichtete ich - die findet man ja überall.
Aber ich gebe auch zu: Mit einer kleinen Träne im Knopfloch stand ich dann doch zuweilen an der Strecke , vor allen, als die Fahrer aus "meinem" üblichen Startblock vorbei kamen. Und doch war ich zugleich begeistert und fasziniert von der Veranstaltung. Ein passendes deutsches Wort für meine Empfindungen kenne ich überhaupt nicht, aber auf englisch nennt man das "bittersweet". Aber es bleibt ein wenig Hoffnung, im kommenden Jahr wieder einen Versuch zu starten, dann aber eher als Einzelfahrer, hinter allen anderen. Wir werden sehen...
Anmerkung August 2015: Und in der Tat - mannigfaltiger ärztlicher Kunst habe ich es zu verdanken, dass ich im Jahr 2015 tatsächlich wieder an den Vattenfall-Cyclassics teilnehmen kann und werde. Auf der 100 km-Strecke werde ich mich versuchen, freue mich wie Bolle darüber, wieder dabei sein zu können. Nein, diesmal wird es mir noch viel weniger, als früher, darum gehen, um Sekunden und Plätze zu ringen - ich will einfach dabei sein. Es wird eine ganz, ganz besondere Teilnahme für mich werden - warum, kann man bei Interesse in meiner kleinen Liebeserklärung über meine Teilnahme bei den Cyclassics 2015 in diesem separaten Artikel nachlesen.
Zu den Cyclassics gehört auch immer eine umfassende Fahrrad-Messe. Sowohl auf dem Jungfernstieg, als auch hier auf dem Rathausplatz kann man sich über neue Fahrradtrends informieren, mit viel Material eindecken, essen und trinken und auf einer Bühne unterhalten lassen.
Am Samstag vor dem Rennen wird die Messe von dunklen Wolken bedroht. Diese öffnen ihr Schleusen aber erst, gerade dann, als der Autor eine Stunde später mit dem Rad nach Hause fährt :-(
Eine tolle Truppe: Die Leute vom Chariteam München! In der Woche vor den Cyclassics ist diese Gruppe von München nach Hamburg geradelt und hat dabei für den guten Zweck (Hannelore Kohl Stiftung) über 10.000 Euro eingesammelt. Auch das ist Radsport - vom allerfeinsten! Der aktuelle deutsche Straßenmeister André Greipel ist dort in bester Gesellschaft.
Und noch eine tolle Facette des Radsports: Die "German Frauleins". Drei der vier Frauen des Teams berichten auf der Bühne von ihrem Rennen "Race across America" über fast 5000 Kilometer.
Die Cyclassics-Messe am Jungfernstieg ist am Samstag gut besucht.
Am Samstag wird rund um die Cyclassics auch schon toller Sport geboten. Hier sprinten gerade einige Fahrer bei den Youngclassics um Zeitgutschriften beim Rundenrennen rund um die Binnenalster.
Für das edle "Hotel Vier Jahreszeiten" haben die Fahrer der Youngclassics keinen Blick übrig.
Das Fahrerfeld der Youngclassics biegt vor der Kunsthalle auf den Ballindamm ab.
Diese Jungs sind fit: Auf dem Ballindamm haben sich zwei Fahrer vom Hauptfeld abgesetzt.
Am Sonntagmorgen sammeln sich im Startbereich der 55-km-Fahrer zwischen Dammtor-Bahnhof und Atlantik-Hotel. Da es an dem Morgen recht frisch ist, sind die Startblöcke hier gegen sieben Uhr noch sehr wenig gefüllt.
Der VIP-Bereich der 55-km-Strecke.
Morgens um sieben herrscht auf dem Jungfernstieg noch Ruhe - lediglich ein paar Jedermänner rollen eher gemütlich gen Startblock.
Der Startbereich der 100- und 155-km-Strecke am Klosterwall.
Als allererstes startet der VIP-Block der 155 km-Strecke. Und - schwupps! - gleich vorneweg die Mädels von den "German Frauleins" (s.o.) in ihren pinkfarbenen Shirts.
Allein der Start der 100- und 155-km-Fahrer aus insgesamt 19 Startblocks zieht sich über insgesamt eineinhalb Stunden hin! Hier kommt der Startblock B kurz nach dem Start auf den Deichtorplatz.
Gut so - safety first: Vor den Kurven wird von vielen den Mitfahrern der Richtungswechsel angezeigt.
Der Block D biegt ab in die Shanghaiallee in der Hafencity.
An der historischen Speicherstadt im Hamburger Hafengebiet geht es vorbei - bis die Fahrer sie hinter sich lassen.
Eine lange Schlange an "Jedermännern und -frauen" zieht sich durch die Hafencity.
Einzelne haben großes Pech: Schon nach wenigen hundert Metern geht dieser Fahrer, wohl nach einem Defekt, zurück zum Startbereich - während andere sich erst auf die Strecke begeben.
Und auch eine ganze Reihe von platten Reifen waren bereits auf den ersten paar hundert Metern zu registrieren. Da heißt es dann: schnell den Schlauch wechseln, aufpumpen, weiterfahren. Streckenposten gehen dabei zuweilen helfend zur Hand.
Die Elbphilharmonie im Hintergrund wird die nächste Kurve für die Folgenden vorbildlich angezeigt.
Für die Fahrer des Startblocks J geht es gerade auf die markante Baakenhafenbrücke.
Ein maritimes Flair der Strecke kann man im Hafenbereich nicht abstreiten. Als Fahrer hat man hierfür jedoch in aller Regel keinen Blick.
Den Fahrradstreifen auf der Straße benutzt man bei den Cyclassics natürlich aus Prinzip nicht -wenn einem die Straße schon mal gehört!
Deutlich wird auf dem Bild auch: Der Wettergott ist ohne Zweifel ein Cyclassics-Fan!
Eigentlich ist bei den Cyclassics immer gutes Wetter. Selbst, wenn jede Menge Wolken und Regen vorhergesagt wurden - wie für diesen Vormittag. Da hat Petrus sich dann glücklicherweise doch eines Besseren besonnen.
Aus der fahrenden S-Bahn zwischen Hammerbrook und Veddel heraus aufgenommen: Eine Gruppe fährt nach der Freihafenbrücke in Richtung Veddeler Damm.
Die Spitze des 100/155-km-Feldes kündigt sich durch die Polizeibegleitung in Langenbek an.
Vier Fahrer haben den Rest der über 10.000 anderen Fahrer mit fast profihafter Leistung weit hinter sich gelassen: Der Vorsprung auf die nächste, etwa zehnköpfige Gruppe beträgt hier bereits rund 3:30 Minuten.
Die erste große, dichte Gruppe des 100/155-km-Feldes folgt ca. fünf Minuten hinter den vier Führenden. Es wird von vielen Fahrern großartiger Sport geboten auf Hamburgs Straßen, für das angeschlagene Tempo muss man schon intensiv und ausdauernd trainieren.
Mit der Zeit kommen immer mehr Zuschauer an die Strecke - und auch immer mehr Fahrer auf der Strecke.
Immer wieder huschen aber auch kleinere Gruppen die Winsener Straße entlang.
Die meisten Fahrer jedoch fahren möglichst windgeschützt in großen Pulks.
Die Beharrlichkeit der Anfeuerung beeindruckte mich fast ebenso, wie die Fahrer auf der Straße.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Anfeuerung der Zuschauer bei den Fahrern ankommt - und genossen wird. Auch, wenn das nicht immer Ausdruck finden kann.
Einige Zuschauer sind geradezu euphorisch dabei.
Wenn man sich mal zu Fuß ein Stück die Strecke entlang bewegt, dann registriert man erst so richtig, wie unglaublich viele Helfer überall für eine gute und sichere Durchführung des Rennens sorgen. Als Fahrer nimmt man dies nur in Bruchteilen wahr - schließlich ist vollste Konzentration auf die Strecke gefragt.
Eine besonders wichtige Rolle für die Sicherheit spielen die Streckenposten, die mit Fahnen und Trillerpfeifen vor Verkehrsinseln und anderen Hindernissen und Gefahren warnen.
Ein fast unendlich erscheinender Strom an Radfahrern. Allein von den in Ziel gekommenen Jedermännern und -frauen wurde bei den Cyclassics 2014 eine Strecke von insgesamt rund 1,46 Millionen Kilometer zurückgelegt! Das ist 3,7mal die Entfernung Erde - Mond.
Als die Fahrer aus "meinen Startblock H" und drum herum auf der Straße auftauchten wurde ich doch etwas schwermütig und hätte mich am liebsten noch aufs Rad geschwungen.
Im Jahr 2014 erreichten bei kühler Witterung mit teilweise frischem Wind 15577 Fahrer das Ziel bei den Cyclassics - immerhin rund 2300 Fahrer weniger, als im Vorjahr bei angenehmerem Wetter. Lässt der Boom um die "Jedermann-Radrennen" langsam nach? Ist die "Mutter" aller deutschen Jedermann-Rennen, die Cyclassics vielleicht sogar auf dem absteigenden Ast?
Wenn insgesamt rund eineinhalb Millionen Kilometer Fahrrad gefahren werden, dann kommt es unweigerlich zu Pannen - auch hier in Harburg. Dem Fahrer half es wenig, ein Trikot des russischen Profi-Rennstalls Katuscha zu tragen - er erhielt keine Team-Unterstützung und musste seinen Platten selber beheben. Aber immerhin mit freundlicher Beratung vom Straßenrand.
Der kleine Hügel in Langenbek ist für die Fahrer der 100 km-Strecke die letzte längere Steigung.
Oben auf dem Hügel in Langenbek angekommen heißt es für die meisten der "wirklichen Jedermänner", der durchschnittlichen Hobbyfahrer also: Kurz verschnaufen, Beine "hängen lassen" und die Winsener Straße in Richtung Harburg-Zentrum herunter rollen.
Die Winsener Straße herunter zu rollen erfordert zwar Aufmerksamkeit, aber bringt bei flottem Tempo Spaß!
Unter der Autobahn 253 geht es hindurch in die Wilstorfer Straße.
Nein, niemand ist in Richtung "Freizeitbad" abgebogen!
In der Harburger Innenstadt, hier am Phönix Center, gibt es nur sehr wenige Zuschauer an dem Spektakel.
Völlig überraschend war für mich, was für enorme Probleme die paar Meter Kopfsteinpflaster in Harburg machen! Regelmäßig flogen hier Flaschen, Werkzeugtaschen und Fahrradcomputer von den Rädern - und wurden von einem flinken Streckenposten eingesammelt, um die Sturzgefahr der folgenden Fahrer zu reduzieren. Mit etwas mehr Gründlichkeit beim Befestigen dieser Teile an den Rädern, ließe sich diese Gefahrenquelle sicherlich leicht reduzieren.
Für die später fahrenden Profis gibt es hier in Harburg eine eigene Sprintwertung, die hier schon markiert ist.
Gut gesichert schlängelt sich die Cyclassics-Strecke durch das Zentrum von Harburg.
Immer wieder beliebt bei Kindern und Jugendlichen an der Strecke: Das "Abklatschen" mit den Fahrern.
Zurück im Zentrum von Hamburg: Für die 100 km-Fahrer geht es unter den Augen von vielen Zuschauern über den Ballindamm auf die letzten zweieinhalb Kilometer der Strecke. Glauben Sie mir: Ein verdammt gutes Gefühl!
An der Mönckebergstraße herrscht bei den Zuschauern dichtes Gedränge.
Von einer großen Hamburg-Fahne empfangen geht es für die Fahrer auf die letzten 300 Meter der Strecke.
Die Zeit lässt sich genau messen - aber: wer, bitteschön, zählt die Gänsehaut-Pickel der ankommenden Fahrer bei der umwerfenden Atmosphäre auf dem letzten Kilometer?
Auch, wenn nicht alle mitmachen: Nur selten sieht man so viele glückliche Gesichter in der Mönckebergstraße.
Die Anfeuerungs-Gruppe auf der Gegenseite empfing die ankommenden Fahrer mit dem lauten, beharrlichen und leicht ironischen Gesang: "Du hast die Waden schön, Du hast die Waden schön....". Stimmt! Radfahren macht (nicht nur) schöne Waden!
Die Zusammenführung der Felder der 100 km- und 155 km-Fahrer funktionierte im hinteren Feld völlig problemlos. Im engeren Feld kann dies durchaus problematisch ablaufen.
Welch ein Pech: Die hintersten Fahrer der 155 km-Strecke wurden ab etwa 12:45 Uhr von einem plötzlich hereinbrechenden Regenschauer eingeholt, der die Fahrer sicherlich ziemlich durchweichte.
Da mussten die hinteren Fahrer doch tatsächlich noch durch Pfützen fahren - wie unverdient!
Welch schönes Bild: Diese Gruppe dänischer Fahrer sammelt sich kurz vor dem Ziel, um nebeneinander gemeinsam ins Ziel zu fahren.
Diesmal an der Europa-Passage und mittlerweile schon eine gute Gewohnheit: Eine Aktion der Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD zu den Cyclassics, um die Energiepolitik des Hauptsponsors Vattenfall zu kritisieren.
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