Radtour in Beijing (Peking), 49 km

Einen Nachmittag mit dem Rad unterwegs durch die Hauptstadt von China
  März 2012, mit 36 Bildern



Radtour Peking, Tor der Himmlischen Friedens

Ein Radfahrer-Traum - schöner kann Radfahren in einer 20-Millionen-Einwohner-Metropole kaum sein: Fast allein auf einem ca. 20 Meter breiten Radweg in der Abenddämmerung zwischen dem Platz des Himmlischen Friedens (links) und dem Tor des Himmlischen Friedens.

Als man mich endlich verstand, sorgte mein Anliegen für Besorgnis, ja, für Bestürzung auf dem Gesicht meines Gegenübers.

Ich stand in der Lobby meines guten, zentral gelegenen Hotels in Beijing (in Deutschland oft eher noch als "Peking" bezeichnet) und hatte einen der Angestellten nach einem Fahrrad gefragt. Den fünften Tag war ich jetzt schon in der chinesischen Hauptstadt, im Rahmen einer Gruppenreise und am kommenden Morgen würde es weiter nach Shanghai gehen. Es war ein früher Freitag-Nachmittag Ende März und es stand weiter nichts mehr auf dem Gruppenreise-Programm des Reiseveranstalters.

 

Ein Fahrrad in Beijing (Peking)

Schon seit Tagen ging ich mit dem Gedanken schwanger, diesen Nachmittag für eine Radtour durch die Straßen Beijings zu nutzen - und jetzt wollte ich genau das tun. Schon einen Tag zuvor hatte ich prinzipiell erkundet, dass dies in meinem Hotel ohne Probleme auch kurzfristig möglich sei.

Und jetzt stand ich da und versuchte, mir ein Fahrrad zu organisieren. Der erstbeste Mitarbeiter konnte mit dem Begriff "bicycle" überhaupt nichts anfangen, er rief nach einigen Versuchen der Erklärung mit Händen und Füßen zwei weitere Kollegen herbei, die mich ebenso ratlos anschauten. Merke: Auch in höherklassigen Hotels in Beijing sind fundierte Englisch-Kenntnisse keine Selbstverständlichkeit. Man ist verblüffend oft ziemlich provinziell in der 20 Millionen-Metropole!

Erst der eilig herbeigerufene Chef sprach dann gutes, fließendes Englisch - und war aufgrund meines Wunsches so bestürzt, wie am Beginn des Artikels beschrieben... Ja, wo ich denn wohl hin wolle? Zum Platz des Himmlischen Friedens vielleicht? Er könne mir wirklich gern ein Taxi rufen, das würde mich schnell und sicher hinbringen, wohin ich wolle. Er könne für mich auch mit dem Taxifahrer eine nette Rundtour vereinbaren - dafür bräuchte ich doch nun wirklich kein Fahrrad!

Meine Versuche, ihm zu erklären, dass ich einfach sehr gerne Fahrrad fahre, ein Taxi mir das nicht ersetzen könne und ich jetzt gerne ein paar Stunden durch Beijing Rad fahren wolle, sorgten zwar nicht für Verständnis bei dem jungen Herren - aber er ergab sich irgendwann in sein Schicksal, schickte einen der anderen Kollegen los, bat mich um 50 Yuan Miete für einen halben Tag (umgerechnet ca. 6 Euro) sowie 200 Yuan Kaution (also ca. 25 Euro) und schon nach wenigen Minuten stand vor dem Hotel mein Mietrad.

 

Ein winziger Fahrrad-Gigant unter meinem Hintern

Ein beiges Damenrad der Marke "Giant" (die man in Beijing ziemlich oft sah - kein Wunder: "Giant" ist ja auch eine taiwanesisch-chinesische Fahrradmarke). Als ich es sah, muss ich unwillkürlich lachen: Das Rad ist viel, viel zu klein für mich. Aber mit stramm aufgepumpten Reifen, Sattel, Lenker, zwei Rädern, zwei Bremsen, Schutzblechen - mehr braucht man in Beijing nicht zum Fahrradfahren (z.B. kein Licht oder auch keinen Helm - wo denken Sie hin!).

 

 

 

Es war ein sehr windiger, fast schon stürmischer Tag in Beijing (was mir immerhin erstmalig während meines Aufenthaltes einen weitgehend klaren Himmel und Sonne bescherte). Besorgt wurde ich gefragt, ob ich mir wirklich ganz sicher sei, bei diesen Bedingungen mit dem Rad fahren zu wollen? Ja, klar - ich war mir sicher! Ich bekam noch den besorgten Rat "please be careful - Safety first!" mit auf den Weg. Ja - er war wirklich und ganz ernsthaft besorgt um mich...

Doch dann ging es los - mitten rein ins Vergnügen!

 

Start auf die Radtour in Beijing

Ja, wirklich: ins Vergnügen! Obwohl das Fahrrad so klein war, dass ich das Gefühl hatte, beständig in der Hocke zu fahren, und der Sattel furchtbar und ungewohnt weich, hatte ich sehr schnell meinen Spaß auf der zunächst ziellosen Tour durch die Stadt!

Radtour Peking, Beginn der Tour

Kurz hinter meinem Hotel geht's rauf auf eine der riesigen Straßen. Wo man als Radler entlang zu fahren hat, wird durch die Beschilderung ganz eindeutig angezeigt. Und der Radweg ist, nun ja: Großzügig - um mal schamlos zu untertreiben.

 

 

 

Vor dem Hotel rauf auf die, je nach Verkehrs-situation, vier- bis sechsspurige Straße - bzw. auf den Fahrradstreifen der Straße und erstmal langsam und defensiv geradeaus bis zur riesigen Kreuzung fahren. Uff! Irgendwie gar kein besonderes Problem! Selbst mit dem ungewohnten Fahrrad nicht.

Der Straßenverkehr in Chinas Hauptstadt wirkt zwar meist chaotisch, das ist aber für Radfahrer nicht unbedingt schlimm. Denn: an allen größeren Straßen gibt es gesonderte Radfahrstreifen. Oft sind die sogar durch mehr oder minder große Zäune und andere bauliche Maßnahmen sowohl zu den Autos, als auch zu den Fußwegen abgetrennt. Manchmal auch durch Grünstreifen. Das sind dann perfekte Radwege, wie ich sie noch nie gesehen habe. Diese werden im Übrigen nicht nur von Radfahrern genutzt, sondern auch von diversen motorisierten Transportvehikeln, alles mögliche rollt dort auf zwei Rädern. Auch die supermodernen, völlig geräusch- und emissionslos, aber sehr flott daher gleitenden, ja, hm, "Elektro-Mofas". Fahrzeuge, die ich so noch nie zuvor gesehen habe. Diese beeindrucken mich, aber: Durch das total leise und doch schnelle Fahren erscheinen sie mir nicht ganz ungefährlich - man nimmt sie oft erst sehr spät wahr.

 

 

 

Man hat in Beijing zuweilen sehr großzügig gebaut und dabei Straßen von einer Breite geschaffen, wie sie in Mitteleuropa unbekannt sind. So hat zum Beispiel die Straße "Chang’an Avenue", die unter anderem direkt am Platz des Himmlischen Friedens (Tien an Men Platz) sowie dem Kaiserpalast (und ebenso in 100 Metern Entfernung an meinem Hotel) entlang geht, nicht nur eine Länge von rund 100 Kilometern (schnurgerade durch die Stadt, versteht sich!), sondern auch eine Breite von bis zu 144 Metern (wie unser Reiseführer berichtet - doppelt so breit, wie z.B. die Champs-Élysées in Paris). An der Straße "Chang’an Avenue" gibt es dann in einigen zentralen Bereichen Fahrradstreifen von rund 15-20 Metern Breite (!!!) - pro Fahrseite, versteht sich! Perfekt asphaltiert!

Unglaublich!

Und unfassbar für jemanden, der sich in der Heimatstadt mit Namen "Fahrradhölle" (manchen noch bekannt unter der alten Bezeichnung "Hamburg") auf meist 60-80 cm breiten Hoppelpisten zwischen stehenden und fahrenden Autos und achtlosen Fußgängern hindurchschlängeln und oft genug um das nackte Überleben kämpfen muss.

Darüber hinaus sind die Radwege in Beijing durch Schilder absolut klar ausgewiesen. Man hat dort also keine Probleme, "seinen" Weg zu finden...

 

Zwei Sonderregeln für Radfahrer in Beijing

Nur über einige mehr oder minder offizielle Regeln muss man sich absolut im Klaren sein, wenn man ein ungetrübtes Fahrrad-Vergnügen in Beijing haben will. Die Hauptregel, sowohl für Radfahrer als auch Fußgänger: Autos haben immer, immer, immer und überall Vorfahrt!! Nur sehr ungern und verärgert bremst ein Autofahrer für Radfahrer oder Fußgänger und ich wäre mir nicht sicher, ob immer gebremst wird. Besonders tückisch und für mich gewöhnungsbedürftig dabei, auch schon zuvor als Fußgänger: Auch an roten Ampeln biegen sowohl Links- und Rechtsabbieger in Autos ab, wann immer das geht. Dürfen die das wirklich? Na, jedenfalls machen das alle - meist ungebremst und ungehindert.

Ein abbiegendes Auto in Beijing würde nie warten, bis Fußgänger und Radfahrer eine Kreuzung mit Ampel bei Grün gemütlich überquert haben, sondern der biegt eben ab. Das ist für mitteleuropäische Fußgänger eine Regel bzw. ein Grundprinzip, das gewöhnungsbedürftig ist. Für Radfahrer ist es lebensnotwendig, dies möglichst binnen Minuten zu verinnerlichen: Vor dem Überqueren einer Kreuzung über die linke Schulter weit nach hinten schauen, ob dort ein Auto kommt! Und auch von weit vorne links kann jemand zum Abbiegen kommen. Obacht also!

 

 

 

Ebenso muss man wissen: Busfahrer haben auch auf den Radwegen absoluten Vorrang vor den Radlern! Wenn eine Haltestelle kommt, dann fährt der quer über den Radweg an die Haltestelle - zack! Komme, was da wolle! Als Radler muss man darauf aufpassen und sich entsprechend defensiv verhalten. Ebenso sollte man auf der Hut sein, wenn man einen haltenden Bus überholen will: Wenn alle Passagiere eingestiegen sind, dann fährt der los - egal, ob da gerade ein Radfahrer direkt neben dem Bus ist, oder nicht (ach, tut das der Fahrer Ihres städtischen Busunternehmens womöglich auch...?). Da heißt es dann: gedankenschnell und vorausschauend reagieren, eventuell noch neben dem Bus rauf auf die Straße und sich dann wieder schnell hinter diesem zurück auf den Radweg!

Radtour Peking, Durcheinander an Kreuzungen

An großen Kreuzungen scheint alles ein wenig durcheinander zu gehen - und doch hat das Ganze durchaus System.

 

 

 

Wenn man jedoch diese beiden essentiellen Grundregeln des Radfahrens in Beijing beherzigt und allgemein etwas umsichtig aber nicht allzu ängstlich-defensiv fährt, dann steht einem netten Fahrrad-Erlebnis nichts mehr im Wege!

Eine sehr angenehmer Unterschied im Vergleich zur heimischen Fahrradhölle ist auf der anderen Seite, dass Fußgänger die Radfahrer beachten. Das kenne ich so ebenfalls überhaupt nicht! Daheim erlebe ich das nur in beinahe unvorstellbaren Ausnahmesituationen - hier in Beijing schaut fast jeder Fußgänger, ob er einem Fahrrad in den Weg latscht. Fußgänger, die Rücksicht auf Fahrradfahrer nehmen - wann habe ich so etwas mal erlebt? Tja...

 

Orientierung keim Problem: Zielstrebig mit dem Rad ins Finanzzentrum

Radtour Peking, Finanzzentrum

Hochhäuser aus Beton, Stahl und Glas - das Finanzzentrum "China World Trade Center" in Beijing. Per Fahrrad bestens zu erreichen. Im Hintergrund: Das höchste Gebäude der Stadt mit 330 m Höhe (weltweit das 45. höchste zum Zeitpunkt meiner Reise).

 

 

 

Nach ein wenig hin- und herfahren zum Eingewöhnen, führte mich mein Weg gezielt direkt in Richtung Finanzzentrum - mich faszinieren diese modernen, verspiegelten Hochhäuser schon seit langem, in deren Fassade sich immer Teile des Himmels spiegeln. Das höchste Gebäude Beijings ist übrigens der Tower vom World Trade Center, ja... Mit einer Höhe von 330 Metern ist es gar nicht sooo hoch (der Berliner Fernsehturm ist immerhin höher - wenn man seine Antennen mitrechnet, jedenfalls). Weltweit ist das Beijinger World Trade Center zum Zeitpunkt meines Besuchs gerade mal das 45. höchste Gebäude der Erde. Wenn man mal z.B. in Dubai war (wie ich ein knappes Jahr zuvor, siehe hier den Reisebericht Dubai), dann beeindruckt einen dieses Bauwerk nicht so besonders.

 

 

 

Gewaltig, großartig, atemberaubend dann aber das in direkter Nachbarschaft stehende Gebäude der Staatlichen Chinesischen Fernseh-gesellschaft CCTV. Seine außer-gewöhnliche und extrem spektakuläre Architektur sorgte beim Bau für etliche statische Probleme - und somit dafür, dass es mit rund einer Milliarde Dollar wohl das teuerste Gebäude der Stadt ist.

Solche markanten Punkte sind im inneren Beijing mit dem Fahrrad schnell und völlig unkompliziert zu erreichen. Die Orientierung ist in der Stadt nicht allzu schwer: Die großen Straßen sind zumeist rechtwinklig angelegt und die Straßennamen als auch Stadtviertel findet man auf den Straßenschildern überall auch in Englisch angegeben. Man braucht dann nur noch eine Karte, am besten auch mit Angabe der Stadtteilnamen, um sich etwas gezielter zurecht zu finden.

Radtour Peking, Fahrt Richtung Zentrum

Auf dem Weg zurück in das Stadtzentrum.

 

 

 

Ich komme jedenfalls gerade an einer ganzen Reihe von Kasernen entlang, und halte es für sehr angebracht, mich an das dort ausgeschilderte Fotografier-verbot zu halten. Die Soldaten auf Wache beobachten mich einzelne "Langnase" (chinesische Bezeichnung für die langnasigen Europäer oder Amerikaner) beim Radfahren eher amüsiert-neugierig und ohne jegliche aggressive "Vorsicht, Fremder! Hier ist Sperrzone!"-Attitüde.

 

 

 

 

Kurz danach lande ich in einem kleinen Viertel, wo die chinesisch-englischen Beschriftungen plötzlich teilweise durch kyrillische Schrift ersetzt sind: Ein russisches Viertel in Beijing. Was man nicht alles sieht beim radeln.

Mittlerweile, nach rund einer Stunde Tour, habe ich mich komplett an die Gepflogenheiten der einheimischen Radler gewöhnt. An den (oft sehr langen!) Rotphasen der Ampeln sammeln sich immer ein bis zwei Handvoll Zweirad-Fahrer - und wenn sich eine Gelegenheit ergibt, zwischen den Autos hindurch zu huschen, dann ignoriert man die roten Ampeln. Blieb ich bei diesen Manövern anfangs noch immer brav und allein an der roten Ampel stehen und wartete auf die (ebenfalls ewig lange) Grünphase, so lasse ich mich mittlerweile mit den anderen über die roten Ampeln treiben. Was ist schon eine rote Ampel? Sind die nicht eigentlich nur für die Autofahrer?

Radtour Peking, Trennung der Verkehrsträger

Die einzelnen Verkehrsträger sind auf den Straßen in Beijing viel ordentlicher sortiert, als man es im heimatlichen Deutschland so kennt.

 

 

 

Das Tempo unter den Radfahrern ist insgesamt eher gemütlich und gelassen, viel weniger aggressiv, als daheim. Wildes Rasen habe ich nirgendwo gesehen, nie. Zwei bis drei sportliche Radler waren gegen Abend unterwegs, einer sogar mit Helm. Ansonsten treibt man so dahin - fast immer auch locker an den vielen, vielen im berühmten Pekinger Dauerstau stehenden Autos vorbei. Und ich habe trotz meines winzigen Fahrrades mit seinen für mich absurden Abmessungen einfach nur meine Freude an diesem Erlebnis, fahre selber mit bequemen 15-17 km/h so dahin. Ein Tempo, bei dem ich im heimatlichen Hamburg zum einen selber nervös vor Ungeduld würde, zum anderen links und rechts von ungeduldigen Radlern überholt würde. Aber hier, in Beijing, bin ich ja in Urlaub! Und die Einheimischen fahren eben auch, als seien sie im Urlaub. Weit und breit keine Spur von aggressiven Radlern!

Bevor ich nach Beijing kam, hatte ich vor meinem geistigen Auge Bilder von riesigen, ja, unermesslichen Fahrradströmen, die sich durch die Stadt wälzen. Und, ja, diese Bilder gibt es! Aber offenbar sind dies alles Bilder einer längst vergangenen Zeit. Mittlerweile haben Autos die vielen Radler abgelöst. Vor den Ampeln sammeln sich dann und wann mal ein Dutzend Zweiradfahrer, aber auf den zumeist zwei bis fünf Meter breiten, üblichen Radstreifen ist das eine lächerliche Anzahl. Verblüfft bin ich, wie wenige sich hier mit dem Rad fortbewegen - total verblüfft! Zu den Radfahrern gesellen sich noch einige motorisierte Zweiradfahrer, aber insgesamt verlieren sich die wenigen Zweiradfahrer fast in der riesigen Stadt. Offenbar ist in breiten Bevölkerungsschichten der Wohlstand soweit ausgebrochen, dass man sich ein (meist top-modernes) Auto leistet. Die Radlerströme von Beijing sind Vergangenheit.

Radtour Peking, Schilder

Der Himmel ist längst aufgerissen und ich fahre der Frühlingssonne entgegen, als ich wieder zurück ins Zentrum der Stadt komme.

 

 

 

Verdammt, ich muss mich einfach wiederholen: Immer wieder fällt mir die gegenseitige Rücksichtnahme zwischen Fußgängern und Radfahrern auf. Tatsache, es bleibt dabei - die Fußgänger achten in Beijing einfach auf den Fahrradverkehr! Man weicht einander beizeiten aus. So unkompliziert und ungefährlich kann das sein, wenn man einfach genügend Platz zur Verfügung stellt und eine klare Trennung der Wege durchführt. Neid kommt durch!

Unter uns gesagt habe ich es auch sehr genossen, als Fahrradfahrer mal nicht der Aller-aller-niederste in der Hackordnung der Verkehrsteilnehmer zu sein, sondern als solcher schlicht auch mal wahrgenommen und ganz normal beachtet zu werden, ohne Argwohn oder Herablassung. Dass man als Hamburger für diese Erfahrung aber bis nach Beijing fahren muss, ist ja eigentlich eigentlich betrüblich. Wie schade, dass Herr Scholz (der durchaus selber Fahrrad fährt - ich habe ich schon im Regen gen Rathaus fahren sehen, böse von wartenden Autos angehupt...) sich dieses Erlebnis noch nicht erlaubt hat. Sonst wäre die Stadt Hamburg anders, ganz sicher.

Radtour Peking, Kaiserpalast

Was für eine Radstrecke: Gemütlich, wie man in Beijing nun einmal radelt, rollt man am Tor des Himmlischen Friedens, dem Eingang zum Kaiserpalast, vorbei.

Radtour Peking, breiter Radweg

Der Radweg zeigt im Bereich des Kaiserpalastes und am Platz des Himmlischen Friedens unübersichtliche Ausmaße und man hat begonnen, getrennte Richtungsstreifen einzuführen. Allerdings fahren an einem normalen Freitagabend nur ein paar Handvoll Radler und Motorroller-Fahrer von Ampelphase zu Ampelphase.

 

In der Pekinger Abendsonne zum Kaiserpalast

Der abendlichen Sonne entgegen rolle ich am Kaiserpalast und dem Platz des Himmlischen Friedens vorbei, hier auf den schon erwähnten, fast unermesslich, 15-20 Meter breiten Radwegen. Was für ein Radel-Genuss in wahrlich spektakulärer, historischer Umgebung! Hier und da mache ich mal einen kurzen Fotostopp. Fahre noch ein Stück weiter, vorbei an einer riesigen Shopping-Mall, lande in einem der von mir geliebten Altstadtviertel und fahre im Zick-Zack eine der Hutongs nach der anderen ab (zu den Hutongs siehe in meinen allgemeinen Reisebericht zu Beijing). Dort werde ich auch zu dieser dämmerigen Stunde von vielen staunend als "Langnase" wahrgenommen. Eine einzelne Langnase, ohne Gruppe, auf einem Fahrrad in den Hutongs - da staunen die Einheimischen nicht schlecht! Wahrscheinlich war ich hier und da Gesprächsthema beim Abendessen.

Radtour Peking, Radeln im Hutong

Mit dem Rad unterwegs in einem Hutong in Beijing.

Mit Einbruch der Dämmerung wird es Ende März in Beijing rasend schnell kalt, die Temperaturen gehen schnell in Richtung Nullpunkt - gut, dass ich mit einer Ahnung hiervon meine Handschuhe eingesteckt habe.

Radtour Peking, Blaue Stunde

Der Himmel über Beijing beschenkt mich an diesem Abend mit einer wunderschönen "Blauen Stunde".

 

 

 

Doch mit dem Sonnenunter-gang werde ich auch immer phantasieloser auf meiner Tour, radel die gigantische Straße Chang'an Avenue mit ihren unbegreiflichen Radwegen noch einmal rauf, noch einmal runter, hin und her - und erliege auf meinem kleinen Rad vollends der Magie des grandiosen Lichtes der Dämmerung über Beijing, der einmaligen Umgebung hier im Zentrum Beijings und diesen unfassbaren, faszinierenden Radwegen.

Ja, doch, das ist keine Übertreibung: Alles zusammengenommen machte einen der magischsten Fahrrad-Momente meines Lebens aus! Mit 6 Euro Kosten darüber hinaus einen sehr günstigen. Einfach großartig! Einfach unvergesslich! Einfach fantastisch! Vieles an dieser Stadt hat mich hellauf begeistert - aber dies war der glänzende Höhepunkt!

Als ich dann nach viereinhalb Stunden und insgesamt rund 49 km Fahrt wieder am Hotel ankomme, tut nicht nur mein Hintern von dem elendig weichen Sattel furchtbar weh, sondern man zeigt sich dort erleichtert, dass ich gut wieder angekommen bin. Aber verstehen kann man meine Aktion wohl nicht so richtig - aber das macht mir nun wieder überhaupt nichts aus.

Das einzig Negative an meiner Tour: Sie war mir einfach viel zu kurz! Warum nur habe ich mich nicht morgens um acht Uhr mal aus meinem Gruppenprogramm ausgeklinkt und mich für die folgenden 12 Stunden auf dem Rad durch die Riesenstadt bewegt? Sehr schade, hätte ich dabei doch weitaus mehr erkunden können von die wirklich faszinierenden, und tatsächlich vielseitigen Stadt, auch mal in abgelegenere Stadtviertel fahren können. Keine Frage also: Ich muss nochmal zurück nach Beijing, schon allein um mir mehr Zeit für Radeln dort zu nehmen!

 

 

Beijing (Peking) - Einige weitere Fotos der Radtour

 

Radtour Peking, typischer Radweg

Typischer Radweg entlang einer typischen Hauptstraße im innerstädtischen Bereich der 20-Millionen-Stadt Beijing.

Radtour Peking, Autostau

Etwas typisches für Beijing ist der abendliche Stau. Mit dem Rad entgeht man diesem "Naturereignis" elegant.

Radtour Peking, Sonnenuntergang

Abendstimmung über dem Hutong.

Radtour Peking, Abenddämmerung

Der Eindruck täuscht nicht: sobald die Sonne untergeht, wird es im März schnell knackekalt in Beijing.

Radtour Peking, Chang'an Avenue

Zurück auf der Chang’an Avenue: Der motorisierte Zweirad-Verkehr hat hier die Oberhand auf dem Fahrt-Streifen.

Radtour Peking, Verkehrspolizist

Der Verkehrspolizist schaut eher nach dem rechten, als dass er den Verkehr regelt. Rechts noch zu sehen ein Stück Fassade der Großen Halle des Volkes.

Radtour Peking, Nacht

Nachts unterwegs auf den Radwegen von Beijing im März - bei Minusgraden endet das Vergnügen in der Nähe das "New World Shopping Center" unweit meines Hotels.

 

 

Natürlich hatte ich auch bei dieser Radtour wieder meinen GPS-Empfänger bei mir. Das bedeutet, dass Sie sich hier die kml-Datei meines Rennens herunterladen können - und damit den Weg direkt z.B. in Google Earth betrachten. Zu sehen ist die Tour auch unten in der (zoombaren) Karte. Allerdings muss ich zugeben: Durch die vielen, vielen hohen Gebäude entlang der Strecke kam es fast überall zu massiven Störungen im Empfang - was sich dadurch ausdrückt, dass meine Strecke zum Teil absonderliche "Beulen" hat oder aussieht, als sei ich wie ein Betrunkener im Zick-Zack durch die Gegend gefahren.

 

 

 

 

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Dirk Matzen

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