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Ein wunderschönes Stück Radweg entlang der Vechte in der Nähe von Emlichheim.
Es ist Sonntag, der 9. Oktober 2011, 11:05 Uhr, Hardenberg.
Temperatur: 4 Grad, wolkig, schwacher Wind, zeitweise Regen.
Der letzte Tag unseres Urlaubs steht an - und beginnt ausnahmsweise mal mit einer Zugfahrt. Nach der Radtour von Münster nach Zwolle waren wir in der schönen niederländischen Stadt einen Tag geblieben. Nun geht es wieder nach Osten, zurück nach Deutschland, ein genaues Ziel haben wir noch gar nicht festgelegt. Da unsere Rückreise nach Hause jedoch per Zug erfolgen muss, wäre es aber natürlich günstig, in einem Ort zu landen, von wo dies ohne große Probleme und ohne Gebummel auf abgelegenen Nebenstrecken möglich ist.
Um heute aber nicht eine allzu lange Tour zu haben, haben wir gestern beschlossen, dass wir ein Stück mit der Bahn fahren. Und dann halt mal sehen, wohin uns der Weg führt. Meppen, Lingen, Nordhorn wären mögliche Ziele, wobei wir Nordhorn ja schon von unserer Tour kennen und es also nicht an die erste Stelle setzen. Komisch bei dem Ganzen: Für die anderen Orte haben wir kein Verzeichnis mit Unterkünften. Wir müssten also so oder so erstmal zu dem Ort hinfahren und uns dann dort umschauen. Da heute Sonntag ist, gestaltet sich dies vielleicht gar nicht so einfach. An einem Oktober-Sonntagabend werden nicht unbedingt irgendwelche Touristeninformationen geöffnet haben.
Wenig los am Sonntagmorgen in der Bahnhofshalle von Zwolle.
Die Züge der Niederländischen Staatsbahnen stehen bereit. Wir fahren ein Stück mit dem Zug bis nach Hardenberg.
Also sitzen wir zunächst mit unseren Fahrrädern um 10:15 in Zwolle in einem niederländischen Nahverkehrszug, der uns eine dreiviertel Stunde später in Hardenberg wieder ausspuckt. Den Ort kennen wir noch von der Fahrt an der Vechtetal-Route auf dem Weg nach Zwolle. Nun fahren wie die Strecke zunächst mal ein Stück zurück in die andere Richtung - was ja auch neue Perspektiven bietet. Allerdings fahren wir jetzt weder auf der Vechteroute direkt, noch auf der Strecke am Kanal, den wir uns auf dem Herweg gesucht hatten. Wie suchen uns heute unseren Weg auf den Radwegen komplett selber.
Dabei passiert zunächst eine deftige Panne: Direkt hinter dem Bahnhof von Hardenberg verfahren wir uns zunächst mal völlig und radeln zunächst mal 2,5 km in die falsche Richtung - nach Südwesten anstatt nach Nordosten. Lobt meine Liebste nicht immer meinen Orientierungssinn und meint, ich hätte ein "Navi im Kopf"? Ha, von wegen!! Soviel jedenfalls dazu...
Im Wohngebiet von Hardenberg genießen wir erstmal wieder die großartigen niederländischen Radwege.
Nachdem wir uns in Hardenberg zunächst heftig verfahren haben, geht es jetzt auf dem Radweg an der Straße in Richtung Gramsbergen. Die Strecke der Vechtetalroute fahren wir heute eher nicht.
Auf unserer Fahrt auf der Vechtetal-Route haben wir diese Objekte auf den "Kunstwegen" eher unbeachtet gelassen, aber bei diesem Kunstobjekt in Gramsbergen gönnen wir uns bei dem angenehmen Wetter einen kurzen Stopp.
Noch ein wenig können wir also die wunderbaren niederländischen Radwege genießen, auch bleibt es einstweilen trocken und regnet nicht. Aber der Himmel ist bleigrau und zeigt kaum mal blaue Flecken. Bald hat auch die Vechte uns wieder, in den Niederlanden heißt sie ja Vecht, der Fluss, den wir per Rad ja begleitet haben.
Die eindrucksvolle Schleuse bei Holtheme kennen wir schon von unserer Hinfahrt auf der Vechtetalroute.
Typische Landschaft im niederländisch-deutschen Grenzgebiet.
Direkt vor dem Grenzübertritt von den Niederlanden in die deutsche Gemeinde Laar.
Eigentlich ist es ganz schön, einen bekannten Strecke zu fahren, oder jedenfalls die Region schon ein wenig zu kennen und sich etwas orientieren zu können, und nicht immer und überall nach dem Weg fahnden zu müssen. Uns gefällt das im Moment gerade. Um 12:15 Uhr rollen wir wieder auf deutschen Boden und wie zur Ironie wird der Himmel plötzlich blau. Grund genug, nach einiger Zeit in der Nähe von Emlichheim eine ausgiebige Pause auf einer Bank direkt am Ufer der Vechte zu machen.
Auch eine gewisse Ironie: Dieses wirklich sehr schöne Stück Weg direkt an der Vechte ist durchaus Bestandteil der Vechtetal-Route - allerdings haben wir dies auf der Hinfahrt verpasst. Denn gerade hier sind wir ein ganzes Stück von der offiziellen Route abgewichen, um zu unserer Unterkunft zu gelangen. Wir hatten auf der Hinfahrt gerade hier in der Gegend enorme Probleme gehabt, überhaupt eine Unterkunft zu bekommen. Und durch den Schwenk nach Echteler und unsere Rückkehr auf die Vechtetal-Route auf verschlungenen Pfaden hatten wir gerade dieses schöne Stück der Routenführung größtenteils verpasst.
Durchfahrt durch die Ortschaft Laar mit Blick auf die Kirche.
Die Vechte hat ihr "e" zurückbekommen - in den Niederlanden heißt sie ja "Vecht".
Bei Echteler, dort hatten wir auf der Hinfahrt eine Nacht verbracht, überqueren wir wieder einmal die Vechte.
Wir fahren ein Stück auf der Vechtetal-Route. Genau dieses Stück hatten wir auf der Hinfahrt nicht gefahren, da wir auf dem Weg zu unserer Unterkunft auf der anderen Seite der Vechte abseits des Flusses unterwegs waren. Ein durchaus größeres Versäumnis, denn diese Kilometer an der Vechte entlang gehören ohne Zweifel zu den schönsten Strecken der Vechtetal-Route.
Aber jetzt haben wir gerade hier endlich mal schönes Wetter auf unserer diesjährigen Herbst-Radtour - am letzten Tag. Allzu viel haben wir die Sonne nicht zu Gesicht bekommen, wenn man mal von den ersten drei Tagen in Münster mal absieht. Das war in den letzten drei Jahren bei unseren Herbst-Touren völlig anders. Diesmal gibt es gesamt betrachtet das mit Abstand schlechteste Wetter.
Hinter Emlichheim dann verlassen wir die Vechtetalroute dann endgültig, fahren nach unseren Karten und beschließen zudem, Lingen als Ziel und Endpunkt unserer Tour anzusteuern.
Wie schön: Blick auf die Vechte in der Nähe der Ortschaft Emlichheim.
Unsere jetzt nach freien Stücken und ohne Ortskenntnisse zusammensuchte Strecke beschert uns zuweilen wunderbare Abschnitte (wie hier in der Nähe von Veldhausen) ...
... und manchmal auch eher ruppelige oder matschige Feldwege (auch in der Nähe von Veldhausen).
Ohne besondere Ortskenntnisse fahren wir dann meist auf strassenbegleitenden Radwegen, folgen der allgemeinen Radbeschilderung, dabei gerät man auch schon mal auf matschige Feldwege und auf Kopfsteinpflaster. Nicht schön mit unseren eher sportlichen Rädern, die wir auf der Tour benutzen, hatten wir doch gleich zu Beginn des Urlaubs in Münster den Münsterland Giro 2011 mitgefahren. Die Laune meiner Liebsten sinkt mit der Zeit stark, als wir immer häufiger durch Matsche radeln müssen - glücklicherweise gelingt mir mit einem in Zwolle heimlich gekauften Stück "gefülltem Spekulatius" ein deutlicher und grundlegender Stimmungs- und Seelenaufheller. Manchmal genügen Kleinigkeiten :-)
Aber wir schlagen uns durch, kommen durch uns bisher völlig unbekannte Dörfer und Ortschaften wie Kalle, Haftenkamp, Veldhausen oder Wietmarschen. Viel Spektakuläres sehen wir nicht am Wegesrand. Leider entdecken wir auch weit und breit keine einladenden Cafés oder ähnliches. Könnten wir eigentlich gut gebrauchen.
Der Weg irgendwo auf dem platten Land bei der Fahrt in Richtung Wietmarschen.
Angekommen in der 4.000-Einwohner-Ortschaft Wietmarschen.
Die typische Norddeutsche Landschaft haben wir in den vergangenen Tagen ja schon ausgiebig kennen gelernt und genossen. Schade aber, dass der Sonnenschein auch heute nicht lange angehalten hat!
Radweg neben der Landesstraße auf der Fahrt in Richtung der Ortschaft Lohne.
Nein, auch heute kommen wir nicht trocken über die Runden! Wie ärgerlich, hatte der Tag doch recht vielversprechend angefangen. Hier erreichen wir gerade die Ortschaft Lohne.
Es ist bereits fast 16 Uhr, als ich am Horizont die gigantischen Nebelschwaden vom Kühlturm des Atomkraftwerks Emsland sehe - und weiß: Die Stadt Lingen kann nun nicht mehr allzu weit sein! Das AKW steht quasi am südlichen Stadtrand von Lingen. Leider müssen wir im gleichen Moment auch stoppen, um unsere Regenkleidung anzuziehen: Der Himmel öffnet seine Schleusen weit, wieder einmal. Schade - wir hatten gehofft, heute mal ohne Regen davon zu kommen.
Durch prasselnden Regen müssen wir nun weiter gen Lingen. Sogar meinem Fahrradcomputer sind die Wassermengen beinahe zuviel: Er droht seinen Geist aufzugeben, hat plötzlich nur noch eine leichenblasse Anzeige - misst dann aber doch zuverlässig bis zum Ende der Tour weiter. In Lohne überlegen wir, einen kurzen Stopp in einem Hotelrestaurant einzuschieben. Aber nein, es ist ja gar nicht mehr so weit bis Lingen - wir beißen die Zähne zusammen, trotzen dem prasselnden Landregen, treten kräftig in die Pedalen und passieren um 16:40 das Ortsschild von Lingen.
Wir steuern direkt das Stadtzentrum von Lingen an, suchen uns dort ein Café für den erhofften Kaffee, und sichern uns nun in aller Gemütsruhe auch eine Unterkunft. Letztlich doch kein allzu großes Problem in Lingen.
Und hier erreichend wir unser heutiges Ziel - Lingen, den Stadtteil Schepsdorf. Leider präsentiert sich der Ort für uns Radler wenig einladend: Richtig nass.
Nein, das ist ausnahmsweise mal nicht die Vechte, wie von unserer Radtour auf der Vechtetal-Route gewohnt. Hier, in Lingen, queren wir die Ems.
Auf dem Marktplatz von Lingen mit dem historischen Rathaus von 1555.
Durch einen Zufall exakt um 18 Uhr stehen wir auf dem Marktplatz vor dem Rathaus zu dem Figuren- und Glockenspiel. Wenn das kein Timing ist!
Im immer noch prasselnden Regen lassen wir uns um 18 Uhr dann am Rathaus von dem Figuren- und Glockenspiel begeistern, und als Abschluss der Tour gönnen wir uns am Abend ein opulentes Essen in einem tollen Landgasthof.
Mit den 80,8 km des heutigen Tages geht der Urlaub im Nordwesten von Deutschland und in den Niederlanden dann endgültig zu Ende. Die reine Fahrtzeit von 4 Stunden 27 Minuten (Durchschnitt 18,5 km/h, Spitze 28,2 km/h) war heute mal wieder ziemlich flott für eine Strecken-Tour - wobei wir bei dem Regen zum Ende auch noch mal richtig aufs Tempo gedrückt hatten. Alles zusammen haben wir in diesem Herbst 499 km auf dem Rad zurückgelegt, einschließlich der Sightseeing-Touren und dem Rennen in Münster. Ein Kilometer hätte es ja eigentlich noch mehr sein können...
Der exakte Tourenverlauf wird in der (zoombaren) Karte unten der blauen Linie angezeigt.
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