Radfahren...!
Die Dänisch-Deutsche Grenzroute
  2. Tag: Højer - Ladelund (69 km)

Ein Fahrrad-Reisebericht
   mit 23 Bildern



Ellhöft - Windrad im Abendlicht

Auf dem Weg zum Ziel des Tages in Ladelund: Abendstimmung im Windradfeld bei Ellhöft.

Hier geht es direkt zum unmittelbar vorangegangenen Teil 1 des Fahrrad-Reiseberichtes der deutsch-dänischen Grenzroute: dem ersten Tag mit der Fahrt von Niebüll nach Højer.

 

Reisebericht des Monats Oktober 2012

 

Es ist Sonntag, der 18. Oktober 2009, 8:55 Uhr.
Højer-Hohenwarte.
Temperatur: 1 Grad Celsius, Sonnenschein - knallblauer Himmel

 

Raureif und ein paar angefrorene Pfützen entdecken wir bei dem ersten Blick aus dem Fenster - dies weist eindeutig darauf hin, dass die vergangene Nacht doch richtig knackig kalt war! Immerhin hatten wir unsere Fahrräder unterstellen können - der feuchte Niederschlag blieb ihnen somit erspart. Das Frühstück in der Unterkunft war in Ordnung und zweckmäßig, mit leichter dänischer Attitüde wie z.B. der gesalzenen Butter, reichlich Buko-Käse oder den entzückenden, dünnen Schoko-Plättchen, deren Namen ich gar nicht kenne.

Wie der gestrige empfängt uns auch der heutige Tag mit knallblauem Himmel - was auch die klirrend kalte vergangene Nacht erklärt. Wir beschließen, nicht sofort auf die Strecke der Grenzroute zu gehen, die hier nach Routenplan ja eigentlich erst offiziell beginnt - sondern uns noch ein wenig umzuschauen, schließlich ist es zur Nordsee nur gut ein Kilometer.

Vida Schleuse

Die alte Schleuse der Vidå, direkt bei Højer. Durch die Eindeichungen verlor der Ort Højer den direkten Zugang zum Meer - der Preis für die zusätzliche Sicherheit vor den Nordsee-Sturmfluten.

 

 

 

Der erste Weg führt uns auf hoppeliges Gelände, nämlich direkt auf den alten Deich, direkt zur alten Schleuse von Højer. Bis zum Jahr 1982 lag dieser Deich direkt am Meer und Højer hatte einen unmittelbaren Meerzugang über die Mündung des Flusses Vidå (auf deutsch Wiedau). Der mir als etwas größerer Bach erscheinende Fluss ist immerhin der drittgrößte Strom Dänemarks! Die alte Schleuse scheint eine kleine Touristenattraktion in der Gegend zu sein, jedenfalls sind hier schon eine Menge Leute auf den Beinen und machen bei dem strahlenden Herbstwetter schon einen Spaziergang.

 

 

 

Beeindruckend der Mast mit den Sturmflutmar-kierungen: Die Sturmflut 1976, mir aus meiner Jugend "kurz hinter dem Deich" in Dithmarschen noch recht lebendig und als bedrohlich in Erinnerung, war hier so hoch, dass das Wasser damals meterweit höher stand, als mein Kopf heute ist. Eine Folge davon war damals ein neuer Deichbau, eine neue Eindeichung, eine neue Schleuse - und Højer verlor dadurch den direkten Zugang zur Nordsee.

Højer, Blick nach Sylt

An der Nordsee, die Mündung des Flusses Vidå. Bei dem schönen Herbstwetter pilgern zu diesem schönen Ort sehr viele Spaziergänger. Der graue Streifen am Horizont ist das nördliche Ende der Insel Sylt - also auch das nördlichste Zipfelchen von Deutschland.

 

 

 

Diese neue Schleuse, direkt am Meer in etwa einem Kilometer Entfernung ist jetzt unser nächstes Ziel. Und nicht nur unsers. Belohnt wird man mit einem großartigen Blick auf die Nordsee. Direkt vor einem am Horizont: der nördlichste Zipfel der Insel Sylt, mit List und dem Hafen. Mit anderen Worten: Wir haben freien Blick auf das allernördlichste Zipfelchen von Deutschland. Weiter rechts zu sehen die beliebte dänische Nordseeinsel Rømø. Gut können wir die Fähre zwischen Rømø (auf deutsch: Röm) und Sylt erkennen. Wir genießen den fantastischen Ausblick und die frische Meeresluft - während einige Sonntagsspaziergänger unsere voll beladenen Fahrräder überrascht in Augenschein nehmen.

Wenn man sich nach dem Streckenplan richtet, dann ist genau an diesem Punkt, an der neuen Schleuse von Højer, der ausgewiesene Startpunkt der dänisch/deutschen Grenzroute! Eine allgemeine Infotafel informiert über den Gesamtverlauf der Strecke. Wir aber weichen gleich wieder ab und gönnen uns einen weiteren Ausflug abseits der Strecke.

 

 

 

Bei dem großartigen Wetter können wir uns von der Nordsee noch nicht losreißen - und beschließen, die Küste noch etwas weiter gen Norden zu fahren, um mit einem Spaziergang die Klippen des Emmerlev Klev zu erkunden - der Streckenführer der Route schlägt diesen Ausflug ausdrücklich vor. Zu Recht - eine wirklich gute Entscheidung! Man sollte diesen Weg einplanen, wenn man dort in der Gegend ist. Die Klippen sind schön und eindrucksvoll und ersetzen den ansonsten allgegenwärtigen Deich.

Schon ist es jedoch 11:15 Uhr - für uns also doch langsam Zeit, mal ein wenig auf unserer Strecke, der Grenzroute, voranzukommen! Die bisher gerade erst zurückgelegten drei oder vier Kilometer reichen wirklich nicht für ernsthaftes Vorankommen auf der Grenzroute. Also zügig zurück zum Ort Højer, und dann wieder auf die "offizielle" Grenztour. Der Wind hat etwas gedreht im Vergleich zum Tag zuvor, aber hindert nicht bei der Fahrt. Und bei der prallen Sonne bringt es auch im Oktober einfach nur Freude, sich auf dem Fahrrad durch die Welt zu bewegen - trotz der Kälte.

Strasse von Højer nach Rudböl

Auf gut ausgebauten Nebenstraßen geht es aus Højer weiter. Die wenigen Autofahrer verhielten sich ohne Ausnahme sehr rücksichtsvoll. Die wenigen Wolken auch.

 

 

 

Ein wenig schwierig jedoch gestaltet sich die Wahl der Kleidung bei den nach wie vor frischen Temperaturen: Mit der Windjacke geschlossen wird es auf dem Rad schnell zu warm, wenn ich diese jedoch öffne, dann wird mir sofort zu kühl. Habe ich die Handschuhe an, dann wird's viel zu schwitzig an den Händen, ziehe ich sie aus, dann wird's schnell zu kalt. Häufige kurze "Umkleidepäuschen" sind die Folge...

Durch Dänemark lässt es sich bestens radeln! Auf den Nebenstrecken ist, zumindest in dieser Gegend, nur sehr wenig Verkehr, oft kann man gemütlich nebeneinander fahren, ohne irgendjemanden zu stören. Die zumeist einzeln und verstreut liegenden dänischen Gehöfte zeugen meist von enormen Wohlstand - und von Liebe zum Detail. Die meisten sehen sehr gepflegt aus und ihr allgemeines Erscheinungsbild ist oft beeindruckend schön.

 

 

 

Es geht nach Rudbøl, dem nächsten dänischen Grenzort. Das charakteristische an der "Grenzroute" ist eben, dass die deutsch-dänische Grenze oft überquert wird. Man fährt quasi im Zick-Zack die Grenze entlang. Die gar nicht mal so lange Strecke von der Nord- zur Ostsee verdoppelt sich auf diese Weise - selbst, wenn man keine weiteren Ausflüge einplant. Ein gutes Beispiel dafür, dass auf solchen Touren eben der Weg das Ziel ist...

An der Grenze bei Rudbøl / Rosenkranz gab es bei der Verschiebung der dänischen Grenze nach der Volksabstimmung von 1921 Unstimmigkeiten über den Grenzverlauf zwischen Deutschland und Dänemark. Und so kam wieder mal eine der Kuriositäten an der Grenze zustande: Man stritt ausgiebig über den Zugang zu dem Ruttebüller See für deutsche Fischer, denen durch den neuen Grenzverlauf die Lebensgrundlage nicht entzogen werden sollte. Schließlich einigte man sich damals darauf, die Grenze genau in der Mitte der hier verlaufenden Straße anzulegen.

Grenze Rosenkranz - Rudböl

Wenige Schritte von Dänemark entfernt, von Rosenkranz nach Rudbøl.

 

 

 

Man fährt also auf der einen Straßenseite noch in Dänemark, während die andere Hälfte der Straße schon zu Deutschland gehört. Die in der Straße eingelassenen Grenzsteine sind ein prima Fotomotiv: Man steht mitten auf der Straße, ein Bein in Deutschland, eines in Dänemark (s. Bild unten). Und dabei immer schön auf den Verkehr achten! Denn auch die Autos fahren offenbar gerne mitten auf der Grenze! Achtung bei den historischen Grenzsteinen an der Grenze: Die Markierung "D" steht hier für "Danmark", nicht für Deutschland! Hierfür steht das Kürzel "DRP" - für "Deutsches Reich und Preußen".

Nachdem wir an diesem charakteristischen Ort die hier gut markierte Grenze gleich mehrfach von Dänemark nach Deutschland und wieder zurück gequert haben, einmal kurz nach Deutschland ausgespuckt wurden und in den Ort Rosenkranz geschaut haben, geht es weiter auf Dänischer Seite - dem unumstrittenen Höhepunkt des Tages entgegen. Einer der von mir immer heißgeliebten Superlative steht an - wir kommen, laut Reiseführer, in das Dorf mit "der schönsten Dorfstraße Dänemarks": Møgeltønder.

Und wirklich, ich erinnere mich an einen kurzen Ausflug mit meinen Eltern, vor vielen vielen Jahren. Damals hatte ich abgespeichert: Dieses Møgeltønder (deutsch: Mögeltondern) ist ja ein sehr niedliches Dorf!

Møgeltønder Slotsgaden

Die Dänen sind sich einig: Das ist die "schönste Dorfstraße Dänemarks"! Die Schlossstraße in Møgeltønder (zu deutsch Mögeltondern) bietet wirklich ein extrem harmonisches, schönes Bild. Und hat einladende Cafés.

 

 

 

Und, tatsächlich: das Dorf Møgeltønder ist wirklich entzückend! Wunderschön! Zauberhaft! Begrüßt von der für ein Dorf mit nicht einmal 900 Einwohnern verblüffend großen, wuchtigen Kirche biegt man flugs ein in die "Straße aller Dorfstraßen" Dänemarks: Die Slotsgade, also die Schlossstraße. Wunderschön werden die in Reih und Glied stehenden alten, zumeist reetgedeckten Wohnhäuser, die zuweilen auch kleine Geschäfte oder Cafés enthalten, gesäumt von einer Allee aus jungen Linden.

 

 

 

Ein friedlicher Ort, der dem Besucher eigentlich nur eines mitteilt: Verweile hier! Obwohl wir auf unserer heutigen Strecker wirklich noch nicht viele Kilometer geschafft haben, können wir also gar nicht anders, als das einladende Café in der Mitte der Straße ausgiebig zu besuchen. Bei prallem Sonnenschein können wir im windgeschützten Garten sogar gemütlich draußen sitzen - bei blühenden Buschrosen. Kaffee und Kuchen sind von kaum zu übertreffender Qualität, wirklich empfehlenswert! Wenn man denn über das nötige Kleingeld verfügt - immerhin sind wir hier in Dänemark...

Kurz wird noch das Schloss in Augenschein genommen - in ihm wohnt seit einigen Jahren Prinz Joachim von Dänemark, dem jüngeren Sohn der dänischen Königin Margrethe II. Dann müssen wir aber doch schon weiter - schließlich ist ja der Weg unser Ziel!

Eingang Schloss Schackenborg

Durchs Einfahrtstor hineingelugt zu Nebenbauten vom Schloss Schackenborg in Møgeltønder. Hier residiert seit 1993 Prinz Joachim von Dänemark.

 

 

 

Irgendwie ja schade, wie gerne würde ich hier in diesem einladenden Dorf noch verweilen! Vielleicht ja mal für einen ganzen Tag? Oder eine Woche? Oder ein ganzes Leben? Aber nein, es nützt ja nichts - wir müssen mal weiter, "ein paar Kilometer machen".

Wenn Sie in der Gegend sind - verpassen Sie auf keinen Fall einen Besuch in Møgeltønder! Für uns ohne Zweifel der Höhepunkt zumindest des heutigen Tages!

 

 

 

Schön ist, dass uns beiden das Radeln heute nur wenig Probleme bereitet. Meine Liebste hat sich mittlerweile leidlich an das neue und bisher völlig ungewohnte Fahrrad gewöhnt. Und dank unserer vielen Pausen habe ich selber auch keinerlei Probleme. Mit Grausen muss ich an den zweiten Tag unserer Radtour vor einem Jahr denken (siehe Reisebericht Radtour Hamburg - Berlin, Tag 2), bei dem ich furchtbare Qualen litt, weil ich schon mach kurzer Zeit gar nicht mehr auf dem Sattel sitzen konnte...

Das ist diesmal anders - frohgemut radeln wir nach einer kleinen Orientierungsschwäche weiter auf unserer Strecke. Sonderlich weit kommen wir aber zunächst immer noch nicht. Schließlich naht schnell die nächste Sehenswürdigkeit: Die dänische Stadt Tønder (auf deutsch Tondern).

In Tønder

Noch eine hübsche Stadt in Dänemark: Tønder (deutsch: Tondern). Sowohl diese Reihe an gepflegten Wohnhäusern...

 

 

 

Wieder ein wunderschöner Ort! Und im Vergleich zu Møgeltønder mit fast 8.000 Einwohnern doch schon eine richtige (Klein-)Stadt. Der alte Ortskern ist wirklich hübsch. Obwohl uns der Sinn eigentlich mehr nach "weiterradeln" und sportlicher Aktivität steht, nehmen wir uns die Zeit, die Innenstadt ein wenig zu erkunden. Auch Tønder lädt zum Verweilen ein. Wir überlegen ernsthaft, hier schon eine Pause zu machen und uns ein Zimmer zu suchen. Aber: Irgendwie wären wir dann aber auch unzufrieden mit unserer "radlerischen Leistung des Tages" - schließlich haben wir bis hierhin, es ist immerhin schon 15 Uhr, gerade erst 31 Kilometer geschafft. So geht das ja irgendwie auch nicht! Oder?

Allen Verlockungen zum Verweilen zum Trotz radeln wir also tatsächlich weiter. Der Nachmittag schreitet voran - und damit so langsam auch schon das größte Ärgernis des herbstlichen Radfahrens: Die Dunkelheit. Wir haben noch keinen rechten Plan, bis wohin es uns heute denn noch führen soll - aber zunächst mal weiter.

Radweg aus Tønder

Heraus aus Tønder - auf einem schmalen Radweg zwischen zwei Eisenbahnschienen.

 

 

 

Ein ganzes Stück geht es in der Mitte zwischen zwei Bahngleisen entlang - ein etwas ungewohntes und komisches Gefühl. Durch Ubjerg (dort gab es bei der Volksabstim- mung zum deutsch-dänischen Grenzverlauf von 1920 den höchsten Anteil an deutschen Stimmen in der Zone, die dann gesamt an Dänemark ging) und Møllehus führt uns der Weg gemütlich wieder zurück nach Deutschland. Nach Aventoft. Wieder eines dieser charakteristischen Zollhäuser aus den 1920er Jahren, die wir mittlerweile schon gut kennen, spätestens seit dem tollen Café Zollhaus bei Norddeich am Tag zuvor. Dieses Zollhaus hier hat eine besondere und amüsante Geschichte - die auf einer der zahlreichen Informationstafeln der Radroute dokumentiert ist...

Für die Neugierigen, die nicht extra nach Aventoft fahren wollen, um dies nachzulesen: zu finden auch im Internet auf den Seiten der Grenzroute (siehe in der Rubrik "Meine Empfehlungen im Internet"). Diese Anekdoten, zu der deutsch-dänischen Grenze liebevoll zusammengetragen und präsentiert, machen die Tour an der Grenze wirklich sehr interessant und amüsant und geben so dieser Tour den besonderen Pfiff.

Grenzroute bei Aventoft

Weiter geht's auf der Tour: Von Aventoft nach Wimmersbüll. Ach, diese Ortsnamen im aller-nördlichsten Deutschland - ich mag sie einfach!

 

 

 

Auch das neuere, wahrscheinlich in den 60er/70er Jahren gebaute,  Grenzgebäude in Aventoft auf deutsches Seite steht verlassen da. Es rottet so vor sich hin, wird langsam von Pflanzen überwuchert. Die Grenze scheint hier mit der Zeit in Vergessenheit zu geraten.

Eine andere Erscheinung erleben wir hier nun auch zum ersten Mal massiv: Den Einkaufstourismus an der Grenze. Von der polnischen Grenze ist mir dies ja lange schon bekannt: Kaum kommt man über die Grenze, steht dort in Polen eine Ansammlung von Supermärkten, Shopping-Centern, Tankstellen und was weiß ich, was noch für Läden. Hier habe ich nun plötzlich das Gefühl, ich bin nach Polen gekommen: Mit einem mal bin ich inmitten von Supermärkten - die alle noch am Nachmittag geöffnet haben (es ist ja Sonntag) und gut frequentiert sind. Von Dänen. Na logisch: So, wie es sich an der deutsch-polnischen Grenze lohnt, in Polen einkaufen zu fahren, so lohnt es sich also für Dänen, hier über die Grenze zu fahren, um zu shoppen. Da hatte ich bisher nie drüber nach-gedacht - aber es ist logisch, dass mehrere dänische Supermarktketten hier Filialen auf der deutschen Seite eröffnen...

 

 

 

Da uns der Sinn aber nicht weiter nach shoppen steht, verlassen wir Aventoft wieder, bleiben streng auf den abgelegenen Wegen der Grenzroute und landen über die Ortschaft Wimmersbüll letztlich in Süderlügum, mit rund 2.300 Einwohnern schon eine der größeren Ortschaften auf deutscher Seite. Hier hat der Shopping-Tourismus noch viel gigantischere Ausmaße angenommen, als in dem 500-Seelen-Dorf Aventoft. Der Autoverkehr in und durch diese Ortschaft ist wirklich unangemessen! Eigentlich hatte ich nach den absolvierten 47 Kilometern bis hierhin und bei dem sich ankündigenden Abend (es ist schon 16:30 Uhr) gar nicht mehr viel Lust, noch weiter zu radeln...

Meine Liebste allerdings hat noch Elan - und ganz gegen unsere bisherigen Gewohnheiten bei Radtouren wird das Handy genutzt, um in der nächsten Ortschaft Ladelund nachzufragen, ob es dort noch ein Zimmer für uns gibt. Nachdem dies dann organisiert ist, fällt ein wenig die Anspannung des ungewissen Gefühls bei der Suche nach der Unterkunft für die Nacht - und also geht es ganz entspannt auf sehr ruhigen und abgelegen Wegen weiter. Auf eine solche "Autostadt" wie Süderlügum haben wir auch beide keine wirkliche Lust...

Also weiter auf der Grenzroute - und es folgt einer der schönsten Abschnitte der Tour. Gerade auch, weil wir ihn bei prallem Sonnenschein am Abend fahren. Durch Felder, Wiesen und Wälder geht es mal wieder in Richtung dänische Grenze. Vorbei an den Süderlügumer Binnendünen (die Zeit lässt leider keine Erkundung der Dünen zu!), durch das Naturschutzgebiet "Schwans- und Kranichmoor", auf deutscher Seite vorbei an zahllosen Windmühlen - die man in dieser Abgeschiedenheit auch mal wirklich hören kann...

Der Grenzübergang auf dem Feldweg ist kaum noch wahrnehmbar - schön aber, dass wir wieder die viel markanteren und schöneren Fahrradschilder der Grenzroute der dänischen Seite auf unserem Weg haben...

Grenzroute in Dänemark

Und wieder sind wir irgendwo in Dänemark... Zu erkennen an der sich unterscheidenden Befestigung des Straßenschildes. Ortschaften gibt es hier gar nicht, nur Einzelgehöfte, Felder und Wiesen. Da es Windräder in dieser Gegend nur auf deutschem Boden gab, sind wir hier schon wieder nah an der Grenze auf dem Weg nach Deutschland...

 

 

 

Der Schlenker nach Dänemark ist nur recht kurz, vielleicht 3,5 km, bald also sind wir wieder über einen ebenso kaum in Erscheinung tretenden Grenzübergang wieder in Deutschland und radeln durch diese abgeschiedene und friedliche Gegend gen Westre, und danach Ladelund. Der Sonnen-untergang bei den nun dort ein wenig aufziehenden Wochen ist fast magisch schön - ein richtiges Naturerlebnis.

Noch ein Schlenker nach Dänemark, wir überqueren einen etwas größeren Bach - ich entdecke ein Schild "Vidå". Aha, das ist also wieder der drittgrößte Strom Dänemarks, an dessen Mündung wir heute morgen aufgebrochen waren... Bei der letzten Grenzüberquerung für heute von Dänemark nach Deutschland kommt fast Mitleid auf.

 

 

 

Mitleid mit den armen Grenzposten, die hier, an diesem total verlassenen Ort, in dieser kümmerlich winzigen Hütte, ihren Dienst verrichten mussten und auf wahrscheinlich nur auf ganz vereinzelte Grenzübertritte warten mussten... Wie furchtbar langweilig! Heute ist diese Hütte kurz vor dem Verfall. Eigentlich müsste sie denkmalgeschützt werden - ansonsten gibt es wohl in Bälde schon keine mehr von diesen sonderbaren Grenzer-Häuschen...

Eine Besonderheit hatte dieser Grenzübergang auf dänischer Seite dann aber doch zu bieten: Es gab wieder den obligatorischen Halter mit einem Briefkasten zum Anmelden anmeldepflichtiger Waren. Und tatsächlich - in der dazugehörigen Box lagen noch Formulare! Die sahen zwar so aus, als würden sie dort schon seit zehn Jahren Wind und Wetter mehr oder minder ausgeliefert sein, aber eines der etwa zehn Exemplar habe ich mir dann doch mitgenommen, als Souvenir...

Aber, schwupp-di-wupp, hat uns Deutschland schon wieder. Die 400-Einwohner-Gemeinde Westre empfängt uns mit einer Begrüßungstafel, dem üblichen Zollhaus und einem großartigen Sonnenuntergang. Und auch mit enormer Kälte! Nun sind es nur noch wenige Kilometer nach Ladelund - wo in unserem privaten Zimmer schon die Heizung vorgewärmt werden sollte...

Der Tag brachte dank seiner ausgiebigen Pausen zwar nur 69 Kilometer Weg - die sich aber gelohnt haben! In einer reinen Fahrzeit von 5 Stunden 23 Minuten, mit einer extrem gemütlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 12,8 km/h - Spaziergänge wie am Emmerlev Klev oder in Møgeltønder mit eingeschlossen. Nachdem der Dorfgasthof in Ladelund uns noch mit ein wenig Bier versorgt hat, lässt es sich bestens dort nächtigen....

 

 

Hier geht es direkt zum unmittelbar folgenden Teil 3 des Fahrrad-Reiseberichtes der deutsch-dänischen Grenzroute: dem dritten Tag mit der Fahrt von Ladelund nach Flensburg.

 

Und hier schließlich kommen Sie zu meiner externen Bilderserie über die gesamte Tour mit 64 großformatigen Fotos (öffnet in einem neuen Fenster).

 

 

 

 

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Dirk Matzen

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