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Leider hat uns nach zwei wundervollen Tagen das schlechte Wetter wieder eingeholt. Diesiges-nebeliges Wetter begleitet uns, auch hier auf dem Oder-Neiße-Radweg zwischen den Ortschaften Lebehn und Sonnenberg.
Es ist Dienstag, der 19. Oktober 2010, 9:15 Uhr, Penkun.
Temperatur: 3 Grad, Nieselregen.
Der Wetterbericht hatte Recht behalten: Es regnet heute! Ärgerlich! Zwar schüttet es nicht so den Dauer-Wolkenbruch-Regen, wie drei Tage zuvor, als wir unsere Fahrt mittags unterbrochen hatten - aber es zieht so ganz beständig Regen-Bindfäden vom Himmel.
Morgens um 7:30 scheint sich im Morgenrot in Penkun noch ein schöner Tag anzukündigen.
Das war noch nicht zu ahnen, als wir zum Haus nebenan zum Frühstück gingen. Die Nacht war ruhig und erfrischend, gegen Morgen weckten uns, wie schon vermutet, die Autos, die über das ruppige Kopfsteinpflaster vor unserer Unterkunft donnerten. Beim reichhaltigen Frühstück erweist es sich, dass sich nicht nur der Hausherr umfassend für das Boxen begeistert, sondern auch sein Frau. Ohne, dass wir sie gefragt hätten, erzählt sie uns eine Dreiviertelstunde lang Geschichten und Anekdoten um die berühmten boxenden Gäste des Hauses. Wir allerdings sind an diesem Morgen gedanklich noch nicht so ganz bei der Sache. Also beim Boxen. Wir beide haben für diesen brutalen Sport eh nichts übrig.
Diese Gegend ist typisch für die heutige Etappe. Kurz hinter der Ortschaft Wollin, gerade ein paar Kilometer hinter Penkun, sammeln sich schon die ersten Regentropfen auf dem Objektiv. Es gibt zwar keinen Wolkenbruch, aber der beständige Nieselregen ist auch durchdringend.
In der Nähe des Dorfes Battinsthal: Wasser steht auf der kleinen, ruhigen Nebenstraße.
Als wir dann jedoch aus Rad steigen, regnet es beständig. Der Weg begeistert uns nicht so richtig: Es geht ein ganze Weile lange auf einem zwar separaten Radweg, zeitweilig direkt an der Bundesstraße B113 entlang. Laut, eher nicht schön! Dann irgendwann geht es auf Feldwege und Nebenstraßen. Unsere Begeisterung hält sich in allerdings Grenzen: Obwohl wir doch den Oder-Neiße-Radweg fahren, fahren wir hier weit entfernt von der Oder durch die Feldmark. Und finden das ein wenig öde. Aber immerhin ist die Qualität der Wege jetzt zumeist vom Feinsten!
Auf einem straßenbegleitenden Radweg geht es eine ganze Weile entlang der B113. Hier bei Hohenholz.
Zeit für einen Stopp an diesem schönen Radfahrer-Rastplatz in Sonnenberg. Leider gilt heute für diesen Ort so gar nicht "Nomen est Omen".
Ein paar Ortschaften streifen wir, wie Battinsthal, Krackow oder das schön gelegene Lebehn. Bis dorthin geht es direkt an der Bundesstraße B113 entlang. Der Autolärm nervt einfach. Und auf der nassen Fahrbahn ist er noch lauter als gewöhnlich.
Es regnet nämlich immer noch - nicht stark, aber beständig. Mich ficht dies heute nicht sonderlich an, und ich denke mir, das man im Oktober einfach mit solchen Tagen mit Schmuddelwetter rechnen muss. Aber meine Mitradlerin nervt der Regen zunehmend! Ihre Lust, bei den Bedingungen noch weiter zu radeln, sinkt beständig. Als es nach einigen Kilometern wieder weg von der B113 geht, legen wir in Sonnenberg (Sonnen?berg), an einer Radlerraststätte, um halb elf mal eine sehr kurze Pause ein - aber die Stimmung steigt nicht wirklich spürbar.
Die steigt erst spürbar, als wir gegen 11:20 Uhr den 3.000-Einwohner-Ort Löcknitz erreichen und beschließen, dort ein Café zu suchen und zu finden! Dies klappt tatsächlich - wir lassen uns bei Kaffee und Kuchen in einer Bäckerei nieder. Die Laune meiner Liebsten ist bisher sehr im Keller, sie hat mittlerweile keine Lust mehr, weiter zu radeln. Der Regen...
Kurz vor Löcknitz meiden wir die offizielle Wegführung des Oder-Neiße-Radwegs, die laut Karte unbefestigt direkt am Löcknitzer See entlang geht - und bleiben einfach auf der Straße direkt ins Zentrum von Löcknitz hinein.
In Löcknitz fällt der Entschluss: Der Dauerregen ist uns zu nervig und durchdringend! Uns fehlt der rechte Biss, heute noch viel weiter zu fahren. Und eigentlich wollen wir heute nach Ueckermünde. Also liegt es nahe: Wir fahren mit der Bahn! Löcknitz hat einen Bahnhof - allerdings müssten wir rund eine Stunde warten, bis wir erstmal nach Pasewalk fahren könnten, um dort dann noch umzusteigen. Na, da reißen wir uns eben noch ein wenig zusammen, und radeln noch die rund 20 km nach Pasewalk, um dort dann in einen Zug zu steigen.
Ich selber würde weiter fahren, habe aber auch keinen Grund, mich irgendwie durchzusetzen. Also habe ich auch kein sonderliches Problem damit, mich auf ihren Wunsch einzulassen, den Zug zur Weiterfahrt zu nutzen. Bis nach Ueckermünde möchte sie, und schließlich hat Löcknitz ja einen Bahnhof! Na gut, dann also mit der Bahn weiter, meinetwegen. Mein Radlerstolz ist dadurch nicht angegriffen, nicht sehr zumindest. Und die Strecke ist in diesem Gebiet auch nicht gerade betörend schön, zumal der Oder-Neiße-Radweg hier ja überhaupt nicht an der Oder entlang geht, sondern eben weit entfernt im Innenland.
Auf dem Bahnhof in Löcknitz müssen dann allerdings erkennen, dass wir rund eine Stunde warten müssten, bis der nächste Zug fährt. Und dann müssten wir auch noch umsteigen, auch blöde mit schwer beladenen Fahrrädern. Also komme ich mit meinem Vorschlag zum Zuge, dass wir doch hier und jetzt in Löcknitz den Oder-Neiße-Radweg verlassen können und halt noch mit dem Rad die rund 20 Kilometer bis nach Pasewalk fahren können.
Ein Problem bei unserer Fahrt nach Pasewalk: Wir haben keine entsprechende, detaillierte Karte dabei. Da ist es sehr praktisch, dass wir eher zufällig auf einen ausgeschilderten Radweg geraten, den "Stettiner Grenzweg", der auch durch Pasewalk führt. Auf dieser Route sind wir in diese typisch norddeutsche Landschaft bei Dorotheenwalde gekommen.
Immer noch in der Nähe von Dorotheenwalde überqueren wir einen der Namensgeber des Landkreises Uecker-Randow, durch den wir gerade radeln: den Fluss Randow.
Koblentz - in Mecklenburg-Vorpommern? Ach so, mit "t". Am Ortsrand von Koblentz machen wir einen kurzen Stopp, um ...
... kurz die typischen Schilder des Stettiner Grenzweges zu würdigen. Und abzulichten. Die Beschilderung des Weges ist groß und markant - wir hatten auf dem Stück Weg von Löcknitz nach Pasewalk keinerlei Probleme, den Weg zu finden.
Ein guter Kompromiss offenbar: Gesagt, getan - trotz des durchdringenden Nieselregens. Und: Immerhin gibt es auch eine spezielle Fahrrad-Beschilderung in Richtung Pasewalk. Die Strecke wird als Fahrrad-Route "Stettiner Grenzweg" ausgeschildert, eine uns beiden bis dahin völlig unbekannte Radroute. Aber die Beschilderung ist hier in Löcknitz gut und auffallend, also schwenken wir einfach von dem Oder-Neiße-Radweg um auf den Stettiner Grenzweg. Dieser ist übrigens insgesamt 64 km lang und verläuft von Klein Luckow aus in Ost-West-Richtung durch den Landkreis Uecker-Randow bis nach Szczecin (Stettin).
Die meiste Zeit fahren wir auf dem Stettiner Grenzweg auf Straßen entlang, doch glücklicherweise sind diese nicht allzu befahren. Relativ lang geht es auch Nebenstrecken entlang. Meist auf bestens asphaltierten Straßen - solch gute Straßen kennt man in Westdeutschland kaum noch.
Etwas erschütternd ist der Radweg des Stettiner Grenzweg hier in der Nähe von Breitenstein.
Ein kurzer Stopp in Krugsdorf, ein kurzer Blick auf das Schlosshotel Krugsdorf, ein schneller Happen zu Essen aus unserem Vorrat in einer Bushaltestelle - und schon geht es wieder weiter.
Auf der eher kurzen Strecke streifen wir Ortschaften mit wahrlich bekannten Name, wie Koblentz (allerdings mit "t" und eben nicht in Rheinland-Pfalz), Rothenburg (allerdings im Landkreis Uecker-Randow und nicht "ob der Tauber") oder Friedberg (allerdings als Teil der Stadt Pasewalk und nicht in Hessen). Aber es liegen eben auch Orte wie Rothenklempenow und Krugsdorf auf dem Weg.
Der Regen nervt uns weiter, gerade haben wir den Ort Rothenburg (im Landkreis Uecker-Randow, wohlgemerkt) durchquert. Aber: Über solch guten Asphalt zu fahren und nur mit ganz wenig Autoverkehr zu tun zu haben bringt auch wiederum Spaß.
Unsere Radtour neigt sich für heute langsam dem Ende zu, wir erreichen den Ort Friedberg, direkt vor den Toren von Pasewalk.
Um Punkt 15 Uhr erreichen wir den gewaltigen Bahnhof der 11.000-Einwohner-Stadt Pasewalk. Beide sind wir froh, dass der Dauerregen für uns ein Ende hat und auf den nächsten Zug nach Ueckermünde brauchen wir auch nur gut eine Viertelstunde zu warten.
In Pasewalk müssen wir dann nicht lange auf den Zug warten - und ehe wir uns recht versehen, sind wir schon in Ueckermünde. Die Quartiersuche gestaltet sich überraschend etwas umständlich, das Unterkunfts-Verzeichnis in dem Bikeline Radführer "Oder-Neiße-Radweg" erweist sich als ziemlich veraltet. Wir stehen vor vermeintlichen Vermietern, die uns versichern, schon "seit vielen Jahren" kein Zimmer mehr zu vermieten. So etwas ist ärgerlich, zumal, wenn man wie wir die neueste Ausgabe eines Radführers vorliegen hat, herausgegeben im gleichen Jahr der Tour. Werden solche Angaben denn bei einer Neuauflage überhaupt nicht überprüft?
Die 10.000-Einwohner-Stadt Ueckermünde gefällt uns auf Anhieb gut, trotz des Regens. Hier der Marktplatz im Ortszentrum.
Nachdem wir eine Unterkunft gefunden haben, gibt es bei Tageslicht noch einen kurzen Rundgang durch die Stadt. Im Hafen treffen wir auf einen Gruß aus Hamburg: Das große, edle Fluss-Kreuzfahrtschiff "Johannes Brahms" legt gerade im Hafen von Ueckermünde an.
Irgendwann klappt es denn doch mit einer Unterkunft, und gleich ist alles gut. Es bleibt noch etwas Zeit für einen kleinen Stadtbummel bei Tageslicht. Ueckermünde, die Hafenstadt mit 10.000 Einwohnern, gefällt uns spontan gut. Im Hafen begegnet uns dann noch Johannes Brahms aus dem heimatlichen Hamburg - allerdings als Binnen-Kreuzfahrtschiff...
Immerhin haben wir, den Widrigkeiten und der Bahnfahrt zum Trotz, heute 56 Kilometer mit dem Rad zurück gelegt - hierfür aber auch eine Fahrzeit von 3:55 Stunden gebraucht. Wir sind also mit unserem üblichen, gemütlichen Schnitt von 14,3 km/h gefahren (mit einer Spitzengeschwindigkeit von 32 km/h). Insgesamt 529 Kilometer haben wir in den letzten acht Tagen geradelt, auf unserer Oder-Neiße-Radtour.
Der Wetterbericht sagt für den Folgetag zwar recht gutes Wetter voraus, trotzdem sind wir irgendwie müde und überlegen abends noch, ob wir nicht einfach einen Ruhetag einbauen und auch noch den kommenden Tag in Ueckermünde verbringen sollten...?
Der exakte Verlauf wird in der (zoombaren) Karte unten mit der blauen Linie angezeigt. Hin und wieder kommt es in der Stadt zu kleinen Störungen bei meinem GPS-Empfänger, aber die Route ist trotzdem bestens nachzuverfolgen.
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