Reisebericht Oase Hatta im Emirat Dubai -
  Eine kurze Stippvisite in der Wüste

Ein Reisebericht aus der Wüsten-Oase in den Vereinigten Arabischen Emiraten
   mit 26 Bildern



Hatta, Überblick

Die zum Emirat Dubai gehörende Wüstenoase Hatta bietet großartige, unvergessliche Ausblicke.

Nachdem ich ein paar Tagen meiner Reise in Dubai verbracht hatte, ging es verblüffend schnell, dass ich schon fast genug hatte von dieser monströsen Stadt. Dubai ist zwar absolut gewaltig, aber eben auch schnell erdrückend, monströs. Da war es naheliegend, mal aus der Stadt rauskommen zu wollen, anderes zu sehen. Eine kurze Stippvisite nach Abu Dhabi erwies sich eher als noch anstrengender als Dubai - über die Erfahrung mit beiden Städten können Sie nachlesen in meinem gesonderten Reisebericht Dubai und Abu Dhabi (neues Fenster).

Eine sehr positive Erkenntnis hatte mir die Fahrt von Dubai nach Abu Dhabi allerdings doch gebracht: Busfahren ist in dem Vereinigten Arabischen Emiraten sehr komfortabel und angenehm. Und darüber hinaus extrem preiswert. Warum also nicht noch einmal eine solche Tour unternehmen? Mein Reiseführer in Buchform, den ich kaum genug loben kann, hielt dafür auch gleich eine Empfehlung bereit, der ich nach kurzem überlegen einfach folgte: Das ein gutes Stück landeinwärts, mitten im Hadschar-Gebirge auf knapp 1000 Meter Höhe liegende Oasedorf Hatta sei ein schönes Ziel für einen Tagesausflug! Man käme durch eine beeindruckende Wüstenlandschaft in eine eher bergige Region. Der Ort Hatta selber habe sich in den letzten Jahren zu einem Nobel-Ort entwickelt für Einwohner Dubais, die am Wochenende gerne dem Rummel und der Hitze der Stadt entfliehen möchten und sich in die sehr ruhige und auch angenehm kühle Gegend um Hatta zurück ziehen. Für die Fahrt nach Hatta würde man ein etwa 20 Kilometer langes Stück durch den Oman fahren, steht in meinem Reiseführer. Das sei aber kein Problem, ein für das Sultanat Oman gültiges Visum braucht man auf diesem kleinen Stückchen ausnahmsweise nicht.

So etwas klingt verlockend, wenn man sich von der durchaus lauten Stadt Dubai ein wenig erholen will und Lust hat, die Wüste zumindest mal zu sehen. Der Busbahnhof für die Fahrten nach Hatta ist in dem Dubaier Stadtteil Deira, auf der von meinem Hotel anderen Seite des Wasserarms Dubai Creek. Die Busse würden etwa stündlich fahren, schreibt mein Reiseführer.

Insgesamt klingt dies so verlockend auf mich, dass ich beschließe, den Tag nach meinem Abu Dhabi-Trip mit einer Fahrt nach Hatta zu füllen. Meine Zeit hierfür allerdings begrenzt: Da ich am gleichen Tag um 18:30 Uhr meinen Termin zur Fahrt auf die Aussichtsplattform des Burj Khalifa habe, sollte ich um 17 Uhr, spätestens um 17:30 Uhr von meinem Ausflug nach Hatta wieder zurück in Dubai sein!

Frühes Aufstehen ist also angesagt! Bereits gegen sieben Uhr sitze ich am Frühstückstisch - eine für mich im Urlaub eher außergewöhnliche Uhrzeit. Nachdem ich tags zuvor in Abu Dhabi nur wirklich verdammt knapp einem Hitzschlag entgangen bin (ich hatte viel zu wenig Wasser dabei und nicht die Möglichkeit, welches zu kaufen), statte ich mich heute von vornherein sehr üppig mit Wasser aus. Etwa um acht Uhr sitze ich auf einem der zahlreichen tollen Abras - kleine, offene Boote, die einen schnell und unkompliziert binnen weniger Minuten für einen Dirham (umgerechnet ca. 20 Euro-Cent) über den Dubai Creek auf die andere Seite fahren. Schon allein diese kurze Fahrt ist ein schönes Erlebnis und ein guter Start in den Tag!

Ein kurzer Blick auf meinen Stadtplan genügt - nach ein paar Tagen hier in Dubai finde ich mich jedenfalls so gut zurecht, dass ich schnell und unkompliziert zur Busstation finde, die hier eher klein und unscheinbar ist. Den erstbesten Angestellten frage ich, ob es denn hier einen Bus nach Hatta gäbe - er ist ausgenommen freundlich (wie eigentlich alle in Dubai), spricht besseres Englisch als ich (wie eigentlich auch alle in Dubai) und geleitet mich ein paar Meter zu dem erstbesten Bus. Ich frage den Busfahrer, ob der Bus wirklich nach Hatta fahren würde. Auch er ausgesprochen freundlich und in Englisch viel besser als ich, knöpft mir lächerliche sieben Dirham für das Ticket ab (umgerechnet etwa Euro 1,50 - eine zweieinhalbstündige Busfahrt ist hier deutlich billiger, als eine fünfminütige U-Bahn-Fahrt in Hamburg), wartet bis ich mich gesetzt habe (der Bus ist fast voll, ich bekomme jedoch glücklicherweise noch einen Fensterplatz, in der letzten Reihe), schließt die Tür und fährt los. Als ob er gerade noch auf mich gewartet hat...

 

 

 

Wollen diese vielen Leute hier im Bus alle wirklich so früh nach Hatta - frage ich mich ein wenig erschreckt? Das würde ja bedeuten, dass da auch eine Menge Rummel ist! Na, ich werde ja sehen... Es geht zunächst am Creek entlang, wo man das Treiben beim Ent- und Beladen der noch zahlreich verkehrenden, traditionellen Lastenschiffe "Dhaus" wunderbar beobachten kann. Diese historischen, eher kleinen Schiffstypen bilden einen sehr sonderbaren Kontrast zu der ultra-modernen Stadt Dubai.

Recht bald jedoch ist man an der Peripherie der Stadt, man hat noch einen schönen Blick auf die Stadtteile Al-Satwa und Business Bay mit dem Baugebiet rund um den Burj Khalifa (mit 828 m das höchste Gebäude der Erde - und mit seiner Aussichtsplattform auf 452 m Höhe ja mein abendliches Ziel!). Die anliegenden Häuser werden schnell kleiner, die Besiedlung dünner. Immer wieder hält der Bus und lässt Fahrgäste aussteigen. Er dient also auch als ganz normaler Linienbus in die Peripherie von Dubai.

Es ist etwa halb neun Uhr morgens und die Temperaturanzeige des Busses zeigt 37 Grad an. Außentemperatur, versteht sich. In den vorangegangenen Tagen habe ich gelernt, dass man diesen Anzeigen sehr gut trauen kann - sie stimmen präzise mit dem überein, was man dann im Fernsehen als Tagestemperaturen präsentiert bekommt. Im Bus selber sind es wohl etwas mehr als 20 Grad. Angenehm! Was wäre Dubai ohne Klimaanlagen???

Eine karge Vegetation charakterisiert die nahezu flache Landschaft. Etwas kümmerliche Büsche und Sträucher, alle eher in mattem grün. Viele wirken beinahe grau. Das also ist "die Wüste"...

Autobahn nach Hatta

Auf der Autobahn komfortabel durch die Wüste... Der Zaun auf der linken Seite schützt die Autofahrer vor den freilaufenden Kamelen - und umgekehrt.

Direkt neben beiden Seiten der vierspurigen Straße ist durchgehend ein etwa 1,50 Meter hoher, stabiler Drahtzaun montiert. Die Bedeutung wird mir recht bald klar: Immer wieder sehe ich Kamele, die sich gemütlich und - offenbar weitgehend frei - durch die Gegend bewegen. Der Zaun also schützt Kamele und Autofahrer voreinander...

Die karge Landschaft gefällt mir durchaus. Begleitet wird die Straße von Strommasten und hin und wieder Sendemasten für den Mobilfunk. Ansonsten ist außer der Landschaft selber keine besondere Ablenkung zu sehen. Einzelne, kleine Ortschaften werden durchquert, immer wieder steigen Leute aus, nach einer guten Stunde sind noch vielleicht ein Dutzend Leute im Bus.

Wüste Dubai, big red

"Big Red" wird die höchste Düne in dem Wüstengebiet ca. 50 Kilometer von Dubai entfernt genannt. Zu Recht!

 

 

 

Mit der Zeit lässt auch die spärliche Vegetation immer mehr nach, es gibt nur noch ein paar Grasbüschel. Die Wüste wird so, wie man sie sich aus dem Bilderbuch vorstellt: Eine Sandwüste mir kahlen Dünen aus rötlichem Sand. Faszinierend! Und doch bin ich ganz froh, sie bei angenehmen 20 Grad gemütlich an mir vorüber gleiten zu lassen... Denn: Es wirkt schon sehr lebensfeindlich, was ich dort vor dem Fenster vorbeifahren sehe. In der spektakulärsten Dünenlandschaft (bei den enormen, bis zu 300 Meter hohen Dünen "Big Red") sind ein paar verlorene Pavillons und Zelte - dort kann man eine organisierte und mit diversen Klimaanlagen ausgestattete Beduinen-Welt erleben und mit einem Quad über die Dünen brausen. Gegen einen Menge Dirhams, versteht sich. Sicher ein lohnendes Vorhaben! Aber heute nicht meines.

Eine wilde, fremde Bilderbuchlandschaft! Allzu lang dauert dieser Abschnitt der Wüste allerdings auch gar nicht, dann geht es noch durch die Ortschaft Al-Madam. Fast zeitgleich tauchen im Dunst am Horizont massive Bergketten auf - und schon ist auch die Grenze zum Staat Oman in Sicht. Weithin zu erkennen an einem verblüffend massiven Zaun quer durch die Wüste, begleitet von großen Strommasten mit einer Hochspannungsleitung. Eine leichte Unruhe spüre ich - ob es wirklich stimmt, dass in meinem Reiseführer steht? Nämlich, dass ich ohne Visum das etwa 20 Kilometer lange Stück durch das Sultanat Oman hindurch darf? Oder haben sich irgendwelche Vorschriften womöglich in letzter Zeit verändert? Ob es womöglich Ärger gibt?

 

 

 

Der Bus rollt langsam durch die Grenzstation - und hält gar nicht erst an. Eine gewisse Erleichterung macht sich bei mir breit. Nach kurzer Zeit wird mein Handy ungewöhnlich freundlich und ausführlich von "Oman Mobile" begrüßt. Das alles war also der große Grenzübertritt in das Sultanat Oman... Am Landschaftsbild ändert sich einstweilen nicht viel. Es gibt keine Sanddünen mehr, das Grün wird wieder zahlreicher und die Gebirgsketten in der Ferne immer größer, schroffer und deutlicher.

Oman, Hajar-Gebrige

Auf dem Gebiet des Oman fährt man in Richtung Hatta auf eine gigantische Bergkulisse zu.

 

 

 

Irgendwo hält der Bus an einer Tankstelle und ein Fahrgast steigt aus - so leicht ist es also, in den Oman zu gelangen, denke ich... Nur noch sieben bis acht Fahrgäste sind in dem Bus, von ganz vorne höre ich die extrem laute Stimme einer Amerikanerin, die sich so unterhält, dass in der Umgebung alle mithören MÜSSEN. Wenn ich mich konzentriere, kann ich viele Wortfetzen verstehen - einmal längs durch den kompletten Bus. Na ja, wer es braucht...

Die Temperaturanzeige verrät, dass es draußen 38 Grad Celsius sind. Sollte es hier im Hochland nicht deutlich kühler sein?

Ein Umstand, um den ich mir keine weiteren Gedanken mache, denn schon kommt die Grenze wieder in Sicht - es geht zurück in die Vereinigten Arabischen Emirate. Diesmal hält der Bus an der Grenzstation, noch auf der Seite des Oman, etwa 100 Meter vor dem Grenzzaun. Und tatsächlich: Ein Grenzer steigt ein. Etwas hibbelig nestele ich nach meinem Reisepass. Er jedoch ist das Vorzeigebild eines Grenzkontrolleurs, wie man ihn sich für den Oman überhaupt nur vorstellen kann: Ein kräftiger, gedrungener Körper in khakifarbenen Kampfanzug mit passendem Wüsten-Tarnmuster, der Kopf steckt in einer Schirmmütze mit Tarnmuster, die untere Gesichtshälfte wird von einem großflächigen, gepflegten schwarzen Bart (ohne Tarnmuster) bedeckt und zwischen Bart und Mütze ist alles außer der Nase von einer gewaltigen Sonnenbrille (auch ohne Tarnmuster) zugedeckt. Er strahlt gewaltige Autorität aus! Schaut sich von einigen Mitreisenden die Ausweiskarten sehr penibel genau an, fragt hier und da gestrenge etwas. "Pingelig" nennt der Norddeutsche so etwas. Ich schlucke leicht. Was soll ich ihm erzählen, wenn er mich streng fragt "And - where is your visa for the Sultanate of Oman?".

Er kommt nach hinten, in meine Richtung. Schaut, ob sich in den Sitzen jemand oder etwas versteckt. Aber nein, er findet nichts. Nur ich allein sitze noch da rum, betrachte ihn neugierig bei seiner Amtsausführung... Und es geschieht etwas für mich völlig überraschendes: Er mustert mich Touristen nur blitzartig kurz. Inmitten seines schwarzen Bartes unter der riesigen schwarzen Sonnebrille tauchen plötzlich strahlend weiße Zähne auf, die ein breites, sehr freundliches Lächeln zeigen. Er tippt sich zum Gruß kurz an seine Schirmmütze, ich nicke ihn kurz freundlich an, er dreht sich um und geht aus dem Bus. Ohne sich irgendwie für meinen Pass zu interessieren. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob ich ihn fotografieren darf - dieses Musterbild eines arabischen Grenzers. Aber dieser Impuls war sicherlich keine allzu gute Idee, und ich lasse es auch bleiben.

 

 

 

Der Bus fährt weiter, wir sind zurück in den Vereinigten Arabischen Emiraten, das Gebiet gehört zum Emirat Dubai. Inzwischen sind wir komplett von schroffen, kahlen Bergen umgeben. Bis Hatta dauert es nicht mehr allzu lange. Dort ist die Busstation irgendwie mitten im Ort, und irgendwie auch mitten im Nirgendwo. Ein unfassbare Hitze schlägt mir entgegen, als ich den Bus verlasse.

Direkt danach werde ich von einem Asiaten angesprochen, er in Begleitung einer europäisch aussehenden Frau. Als auch sie den Mund öffnet wird mir schnell klar, das diese kleine Person die laute Amerikanerin ist, die ich zuletzt im Bus gehört hatte. Beide wollen wissen, wo sich denn das "Heritage Village" befindet, also das Museumsdorf. Von der wohl einzigen Sehenswürdigkeit von Hatta hatte ich schon gelesen - habe aber keinen blassen Schimmer, wo es wohl sein wird, erkläre das den beiden.

Schild Keep Hatta Clean

Wirklich wichtige Hinweisschilder werden auch in Hatta in Englisch übersetzt...

 

 

 

Als sie sich dann für einen Weg entschieden haben, denke ich mir, dass es doch gar keine schlechte Idee sei, sich dieses Museumsdorf anzuschauen - und erkundige mich in dem Büro der Busstation danach. Der offenkundig arabische Angestellte (jedenfalls trägt er die typisch arabische kleidähnliche Kleidung, einen Kandura, auch Thobe / Thawb genannt, eine bei dieser Hitze ganz sicher angenehme, luftige Kleidung, um die ich in gerade sehr beneide) schaut mich jedoch nur unverwandt und unfreundlich an, macht eine hilflose Handbewegung. Ich begreife: Er spricht kein Englisch!! Unglaublich, in Dubai völlig unvorstellbar, dass jemand kein Englisch spricht - hier ist es sogar an zentraler Stelle im Ort nöglich... Glücklicherweise kommt gerade auch der Busfahrer in die Station. Er bringt mich überaus engagiert und freundlich auf den richtigen Weg zum Heritage Village. Außerdem weist er mich präzise darauf hin, wann denn die Busse zurück nach Dubai fahren - immerhin bis ca. 19 Uhr stündlich, zehn Minuten vor der vollen Stunde.

Viel ist hier ansonsten gar nicht zu sehen: Die Straße halt, hin und wieder mal ein Auto, ein paar Häuser, eine Moschee, etwas entfernt dichtere Wohnsiedlungen und Flutlichtmasten - eines Sportplatzes, ja! Rundherum schroffe, völlig kahle Berge. Ungeheuer viele Dattelpalmen machen die Oase aus - in früheren Zeiten baute Hatta seinen Reichtum mit dem Verkauf von Datteln auf. Schnell begreife ich: Besonders viel zu sehen gibt es hier in der Stadt selber gar nicht. Die umgebende Landschaft ist eindrucksvoll, gewaltig, grandios! Geradezu atemberaubend! Die Landschaft ist der Star! Aber der Ort selber? Er wirkt eher verloren. Menschen sieht man keine, es ist sehr ruhig, fast still. Die Amerikanerin ist über 100 m entfernt.

Fahne der Vereinigten Arabischen Emirate

Fotosession vor der auf Fels stilisierten Fahne der Vereinigten Arabischen Emirate.

 

 

 

Nachdem ich mich in der bei absolut stehender Luft sengenden Hitze auf den Weg gemacht habe, dauert es gar nicht lange, bis die anderen beiden Touristen vor mir auftauchen: Die laute, fast pausenlos plappernde Amerikanerin (schon aus mehr als 50 Metern höre ich, wie ihr Gerede die Stille durchschneidet) mit dem zurückhaltenden Asiaten. Vor einer Wandbemalung machen sie Erinnerungsfotos - ich nutze genau das, um fröhlich grüßend an ihnen vorbei zu huschen.

Gäbe es Einheimische, sie würden sich wohl wundern über die Leute, die hier zu Fuß durch die Gegend schleichen... Zu Fuß! Das macht wahrscheinlich kein Einheimischer jemals. Schließlich hat man dann gar keine Klimaanlage bei sich! Aber weit ist der Weg gar nicht, ein paar hundert Meter, dann ist man schon an dem Museumsdorf. Eintritt möchte man nicht haben, die Vereinigten Arabischen Emirate verdienen ihr Geld anders, als mit Museumseintritt. Ein paar Aufsichtspersonen haben es sich im Schatten bequem gemacht. Man kann sich hier also in aller Ruhe umschauen - und das ist tatsächlich empfehlenswert! In einigen der zumeist wohl nachgebauten Hütten hat man mit Figuren Szenen des täglichen Lebens aus früherer Zeit aufgebaut. Das ist interessant und liebevoll gestaltet. Irgendwann begegnet mir auf dem Gelände noch eine Autoladung anderer Touristen und nach geraumer Zeit höre ich auch die Stimme der Amerikanerin über das gar nicht mal so große Gelände schallen. Ganz alleine bin ich hier also nicht, kann mich aber völlig in Ruhe umschauen.

Hatta, Dattelernte

Nachgestellte Szene im Museumsdorf Hatta: Dattelernte. Das "Brot des Orients" brachte ersten Reichtum in die Wüsten-Oase - ebenso, wie der Handel an der seit über 4.000 Jahren bestehenden, früheren Handelsroute.

Hatta, Museumsdorf

Arabisches Männergespräch, wie es früher war. Nur die Halogenlampen und der Feuerlöscher ist aus der Neuzeit hinzugekommen.

 

 

 

Irgendwann begegne ich dann auch den anderen beiden wieder, finde das sich entwickelnde Gespräch aber eher anstrengend. Immerhin bin ich beeindruckt, dass der asiatische Mann mir sofort auf den Kopf zusagt, dass ich ja wohl Deutscher sei, das erkenne er an meiner Aussprache. Eigentlich hatte ich gerade diese immer für recht gut gehalten, aber er beweist mir binnen Sekunden das Gegenteil. Tja... Unter irgendeinem Vorwand suche ich recht schnell wieder das Weite. Und viel mehr als eine gute Stunde treibe ich mich hier in dem Museumsdorf nicht herum - und so viel mehr gibt die Ausstellung für einen durchschnittlich interessieren auch nicht wirklich her...

Wadi Hatta

Der Wadi Hatta: Ein Flusslauf ohne Fluss.

 

 

 

Also beschließe ich, in einen anderen Ortsteil zu spazieren. Zurück und vorbei an den drei bis vier eher kümmerlichen Geschäften (alle geschlossen) in der Nähe der Busstation, über den Wadi Hatta (also den ausgetrockneten Fluss) in eine Siedlung mit vielen offenbar recht neuen Häusern, die beige bis ocker im orientalischen Stil errichtet worden sind. Alles natürlich üppig mit Klimaanlagen ausgestattet und von innen wahrscheinlich top-modern. Inmitten der Siedlung gibt es auch einen dieser historischen Wachtürme, von denen ich insgesamt vier Stück hier im Ort sehen kann. Bestimmt ist die Aussicht auch von dem Turm in der Neubau-Siedlung großartig - wie auch schon von dem Turm in dem Museumsdorf. Also nichts wie hin da - und rauf da!

 

 

 

Ein wenig sonderbar ist es schon, durch diesen Ort zu laufen. Es wirkt fast wie eine verlassene Stadt. Okay, hin und wieder fahren Autos an mir vorbei, manchmal sogar ein paar hintereinander. Aber Menschen sehe ich eigentlich keine. Bis zu meiner Rückkehr an die Busstation ca. zweieinhalb Stunden später kann ich die Menschen, die ich außerhalb des Museumsdorfs sehe, an den Fingern einer Hand abzählen. Sonderbar! Aber: ich kann auch Verständnis dafür aufbringen, denn es ist wirklich heiß hier! So richtig, richtig heiß! Brüllend heiß! Die Luft steht, die Sonne brennt wie in der Wüste... Ach ja - ich bin ja in der Wüste...

Kein Hauch von der in meinem Reiseführer angekündigten frischen Kühle in den Bergen!

Trotzdem stapfe ich hier unverdrossen in dieser mir bisher völlig unvorstellbaren, trockenen Hitze von bestimmt 40 Grad die Straße entlang und sinniere darüber, was für ein bizarrer Gegensatz das alles hier zu meiner Kurzreise fünf Monate zuvor ist. Da war ich bei bis zu minus 20 Grad durch Gdansk (Danzig) spaziert - bei klirrender Kälte (siehe den Reisebericht Danzig - neues Fenster). War bei minus zehn bis minus 15 Grad auf die Halbinsel Hel gefahren, wo ich ähnlich einsam wie hier durch eine faszinierende Natur wanderte. Bei eisigen Winden an der Ostseeküste konnte ich die beißende Kälte nur mit Mühe ertragen und hatte das Gefühl, bei längerem Aufenthalt erfrieren zu müssen (siehe hier in meinem gesonderten Reisebericht über den Ausflug auf die Halbinsel Hel - neues Fenster). Jetzt aber ist die irrwitzige, stehende Hitze hier in Hatta für mich kaum auszuhalten - obwohl ich pausenlos großen Mengen Wasser in mich hineinschütte...

Hatta, Blick über die Altstadt

Blick vom Wehrturm des Museumsdorfes über Teile des Ortes. Mitten in dem Gebirgszug beginnt der Oman.

 

 

 

Wenn man schon keine interessanten Menschen beobachten kann und keinerlei Begegnungen mehr hat, dann muss man sich wohl an der Natur berauschen. Und diese ist hier in der Umgebung wirklich faszinierend! Rund um Hatta herum gibt es viele schroffe, total unbewachsene Berge. Nicht extrem hoch, aber doch viele ein paar hundert bis vielleicht tausend Meter höher als Hatta, aber alle beeindruckend rau und schroff. Eine faszinierende Umgebung! Ich freue mich sehr, diesen Ausflug in Angriff genommen zu haben! Besser wäre die Tour jedoch mit einem (Miet-)Auto, um auch von der Umgebung etwas mehr erkunden zu können, z.B. die berühmten "Hatta-Pools": natürlich Becken, die in den Bergen meist ganzjährig Wasser führen.

Hatta, Hajar-Gebirge

Blick in das Tal des Hajar-Gebirges mit dem Ort Hatta.

 

 

 

Aber ich bin ja zu Fuß unterwegs... Und, tatsächlich: Der Blick von dem historischen Wachturm ist bei dieser Umgebung beeindruckend! Der Talkessel von Hatta öffnet sich einem hier in seiner ganzen Schönheit vor einem. Besonders klasse auch: Man kann sich an den verschiedenen Aussichtspunkten auf dem Weg zu dem Wachturm (der etwa 50 bis 60 Meter über dem sonstigen Gelände der Stadt liegt) ein wenig im Schatten aufhalten, und auf der richtigen Seite hat man dann sogar einen kühlenden, leichten Luftzug. Wie angenehm!

Meine stille Hoffnung, von dort oben irgendwo einen Ort auszumachen, an dem man einkehren kann, etwas Essen und/oder trinken kann, erfüllt sicht jedoch nicht. Nirgendwo ein Café, kein Werbeschild für einen Laden oder ein Restaurant. Nichts! Überhaupt nichts in Sichtweite, was auf irgendwelche Gastronomie hinweist! Die Wohnsiedlung mit den Wochenendhäusern, sie wirkt zwar sehr gepflegt, insgesamt aber gleichförmig, unbelebt und leer. Kein Raum für Gastlichkeit hier im inneren Bereich von Hatta, offenbar. Das ist kein direktes Problem für mich, denn nachdem ich tags zuvor bei einem Tagesausflug in Abu Dhabi ja wegen mangelnden Wassers in eine kritische Lage gekommen war, habe ich mich heute ja sehr üppig mit Getränken und auch essbarem ausgestattet. Aber: schade ist es schon irgendwie, dass hier in Hatta überhaupt kein öffentliches Leben gibt. Und offenbar auch gar nicht geben soll.

 

 

 

Die insgesamt großartige Aussicht vom historischen Wachturm genieße ich noch eine ganze Weile, sauge die Blicke in mich auf, aber dann weiß ich auch schon gar nicht mehr recht, was ich hier noch soll. Gerade die wenigen Menschen hier finde ich sonderbar. So schwer fällt mir dann der Entschluss gar nicht, wieder zurück zur Busstation zu gehen und nach insgesamt gerade mal viereinhalb Stunden Aufenthalt wieder zurück nach Dubai zu fahren. Irgendwie war ja auch der Weg das Ziel dieser Fahrt, schließlich wollte ich ja auch mal mit eigenen Augen "die Wüste" sehen. Und andererseits stand in Dubai um 18:30 Uhr ja noch der große Termin mit der Fahrt auf die Aussichtplattform des höchsten Gebäudes dieser Welt, dem Burj Khalifa, aus. Eine Verspätung würde bedeuten, das bereits bezahlte Ticket verfallen lassen zu müssen. Unvorstellbar!!!

Hatta, 44 Grad Celsius

Früher Nachmittag in Hatta, im angeblich "kühlen" Hajar-Gebirge auf 1000 Metern Höhe. Wieder im Bus nach Dubai. Ein Monitor zeigt die Fahrbahn vor dem Bus (die man auch gut mit einem Blick aus dem Fenster wahrnehmen kann). Viel interessanter für mich die (vertrauenswürdige) Temperaturanzeige.

 

Also zurück nach Dubai... Als ich in den Bus steige, zeigt dessen Anzeige eine Außentemperatur von 44° C an. Puh! Aus den Erfahrungen der vergangenen Tage und der Temperaturangaben im Bus und im TV weiß ich ja, dass man den Angaben trauen kann!

Wüstenort Al Madam

Kurzer Stopp in der Shopping-Meile des Wüstenortes Al Madam, kurz hinter der Grenze wieder auf Gebiet der Vereinigten Arabischen Emirate.

 

 

 

Wieder finde ich die Busfahrt extrem spannend und genieße sie! In den winzigen Dörfern gibt es einiges zu schauen - von skurrilen Geschäften bis zu von Einheimischen im Sand festgefahrenen Autos... das passiert also auch Einheimischen. Diesmal bleibt der Bus vor der Grenze des Oman stehen, diesmal kontrollieren die Vereinigten Arabischen Emirate die Mitfahrenden - es scheint da ja eine funktionierende Kooperation zu geben. Unfreundlich und lustlos blättert der Grenzen durch meinen Pass, findet das Visum, das zum Aufenthalt letztlich auch in Dubai berechtigt, und lässt den Bus zügig weiterfahren.

 

 

 

Und wieder sind die 20 km durch den Oman schnell vorbei, es geht recht flott, dass wir die gebirgige Gegend hinter uns lassen und in der wüsten Ebene sind. Bewusst habe ich diesmal einen Sitzplatz mit dem Blick in die im Vergleich zur Hinfahrt andere Richtung gewählt, doch die Eindrücke gleichen sich, natürlich! Einiges an grün-grauem Gestrüpp, das immer karger wird, die Sandwüste mit hohen Hügeln von rotem Sand, immer wieder mal Kamele, die meist in kleinen Gruppen und in großer Gelassenheit etwas Fressbares suchen.

Alles Dinge, die einfach so dermaßen anders als meine gewohnte Umgebung sind, dass man sie vom kurzen knappen Anschauen gar nicht richtig erfassen, geschweige denn "begreifen" kann. Man braucht einfach mehr Zeit für "die Wüste", klar. Das war mir ja auch schon vor diesem Ausflug völlig klar. Aber ein netter kleiner "Schnupperkurs Wüste" war die Tour denn doch. Und zudem habe ich großartige Ansichten und Bilder im Kopf eingesammelt, zum Teil unvergessliche - und würde einen solchen Ausflug jederzeit wieder machen, keine Frage! Zumal alles zusammen gerade mal rund drei Euro Kosten verursachte... Manchmal sind eben auch kleine Ausflüge sooo beeindruckend!

Etwas sonderbar ist dann jedoch wieder die Rückkehr in die hypermoderne, hochtechnisierte Stadt Dubai... Was für ein krasser, dramatischer Gegensatz! Ein wenig habe ich eine Ahnung davon erhascht, in was für einer Umgebung diese Glitzerwelt aus dem Boden gestampft wird - und diese Glitzerwelt wirkt nach einem solchen Ausflug noch etwas sonderbarer. Aber auf eine gewisse Weise gewinnt sie dadurch auch noch an Reiz - ich kann nicht umhin, zu respektieren und bewundern, was man dort unter extremen und außergewöhnlichen Bedingung alles schafft. Auch für solche Erkenntnis ist der kleine Ausflug in die Wüste gut...

 

Hier finden Sie auf meinen externen Seiten noch eine Sammlung mit 42 großformatigen, anderen Fotos meines Ausflugs nach Hatta. (neues Fenster)

 

 


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Dirk Matzen

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