Reisebericht Lanzarote -
  Eine Insel aus Schutt und Asche: magisches
  Lanzarote!

Reisebericht über einen zweiwöchigen Aufenthalt auf der kanarischen Insel Lanzarote im Januar 2016
   mit insgesamt 53 Bildern




Lanzarote

Ein typisches Bild für Lanzarote: Die Küste aus Lava, das blaue Meer rollt beständig dagegen, im Hintergrund Vulkankegel. Und über allem ein makelloser blauer Himmel.

 

ZWEI WOCHEN AUF LANZAROTE - IM JANUAR 2016

Was für eine Insel! Was für eine Landschaft! Was für eine Welt - dort unten, auf der nördlichsten Kanarischen Insel - Lanzarote.

Fremde, bizarre, faszinierende Natur... Freundliche, gelassene Menschen.

Ganz sicher gefällt diese Insel nicht allen Besuchern! Karg, öde, teilweise wüstengleich, felsig, schwarz-grau-braun getönt mit nur wenigen grünen Sprenkeln, über Quadratkilometer völlig leer. Sie mögen keine Vulkanlandschaften? Dann ist Lanzarote sicher nicht der richtige Ort für Sie!

Wenn man jedoch, wie ich, aufgewachsen ist allein mit Geest, Marsch, Meer, Deich und Watt als einzige Landschaften weit und breit, wenn man trotzdem neugierig auf andere, fremde Welten ist - und kommt dann irgendwann einmal nach Lanzarote, dann kann man über die Natur hier nur... staunen! Immerhin: Meere gibt es auch auf Lanzarote. Nicht nur den Atlantik - sondern zusätzlich noch Lavameere.

Aber es gibt auch 100 Vulkane mit 300 Vulkankegeln. Gut ein Fünftel der Inselfläche von Lanzarote ist seit einem jahrelangen Vulkanausbruch im 18. Jahrhundert von Lava in den verschiedensten Erscheinungsformen bedeckt. Völlig fremde Welten für mich, alles ist verblüffend.

Und dabei habe ich Lanzarote gar nicht mal so gezielt angesteuert. Aber immerhin: Bei einem "Schnupperaufenthalt" auf Island im Januar 2011 hatte ich schon bemerkt, dass mich diese kargen, vulkanischen Landschaften faszinieren. Im Januar 2014 dann auf der Azoreninsel São Miguel wurde diese Neugierde und Begeisterung für Vulkane noch weiter gefüttert und hat zugenommen - und darüber hinaus habe ich auf São Miguel zum ersten Mal erlebt, wie wunderbar es sein kann, dem heimischen Winter ein Schnippchen zu schlagen und im Januar frühlingshafte Temperaturen zu erleben. Da empfinde ich eine Reise nach Lanzarote (2016 - und wieder im Januar) nahezu als logische Fortsetzung.

 

START NACH LANZAROTE MIT MÜHE UND KLEINEN PANNEN

Aber - meine Güte, das war ja schon ein mühseliger Angang mit diesem Urlaub! Nach einigen gesundheitlichen Problemen hatte ich zuletzt mit geplanten Reisen oder auch kurzen Ausflügen überhaupt kein Glück. Drei geplante Reisen musste ich, obwohl schon gebucht und zum Teil bezahlt, absagen, teilweise sehr kurzfristig. Ähnlich erging es mir zuweilen mit sehr kurzfristig geplanten Ausflügen: Die Fahrkarte in der Tasche wurde ich tags zuvor bei Routineuntersuchungen vom Arzt direkt ins Hamburger Krankenhaus geschickt. Gesundheitliche Probleme ballten sich doch sehr in den letzten eineinhalb Jahren. Auch funkt mir mein Arbeitgeber obendrein mal dazwischen mit gänzlich unpassenden Urlaubssperren.

Irgendwelche Reisetätigkeit war für da mich zuletzt kaum möglich - trotz andauernder Ideen und Wünsche. Mit 30 Tagen Resturlaub von 2015 wechsele ich in das Jahr 2016, vom Urlaub 2014 musste ich sogar einige Tage verfallen lassen.

Und dann geht plötzlich alles ganz schnell: Es ist Donnerstag, der 7. Januar 2016 - und ich bekomme ein ärztliches Okay. Tags darauf und am Wochenende kläre ich auf der Arbeit alles ab, informiere mich, frage Freunde und schaue im Internet nach Reisemöglichkeiten. Am Montag danach buche ich, ganz gegen meine üblichen Gewohnheiten, eine Pauschalreise. Und am Freitag, den 15. Januar fliege ich dann nach Arrecife auf Lanzarote. Endlich mal wieder richtig weg, endlich Urlaub! So fehlt zwar die Vorfreude auf die Reise. Aber: Es ist allemal besser, ohne viel Vorfreude zu reisen, als nach elfmonatiger Planung, Neugierde und Vorfreude eine Reise kurzfristig absagen zu müssen (wie im Oktober 2015 mit einer Bildungsreise nach Albanien passiert)!

Aber, nein, auch ein großes Drama in der Familie am Abend vor der Abreise nach Lanzarote kann nicht verhindern, dass meine Reise stattfindet. Allerdings - etwas zerstreut bin ich danach wohl doch: Meinen Koffer packe ich viel zu voll (warme Klamotten packe ich auch ein, Regenklamotten - ha! Unnützes Gepäck!) und stehe auf dem Flughafen das erste Mal mit Übergepäck da. Und was nun? Auspacken? Nein! Zahlen? Ja! 45 Euro zahlen - 15 Euro pro Kilo. 45 Extra-Euro - sowas doofes!

Und meinen Elektrorasierer vergesse ich. Da Nassrasuren bei mir oftmals unbeabsichtigtes Blutvergießen zur Folge haben, schwöre ich seit Jahrzehnten auf elektrische Rasur. Ja - aber wat nu? Bart zwei Wochen auf Lanzarote wachsen lassen? Dann würde ich spätestens nach fünf Tagen verrückt werden, weil alles juckt. Außerdem will ich ja die anderen Urlaubsgäste der Insel nicht noch mehr erschrecken, als ohnehin nötig. Also kaufe ich mir, nach verblüffend ausdauerndem Suchen im Ort Playa Blanca, ein ganzes Set Einmalrasierer. Und starte einen Test: Wie oft kann man sich eigentlich mit einem "Einmal"rasierer rasieren? Das Ergebnis meines Tests: Kein Ergebnis. Auch zum Ende meines Urlaubs rasiere ich mich noch immer noch problemlos mit dem ersten dieser "Einmal"rasierer... Aber dieses Testergebnis hier nur am Rande.

Dann fällt mir nach meiner Ankunft allerdings die wichtigste Panne auf: Ich habe das Ladegerät für die Akkus meiner Kamera vergessen! Bzw. habe versehentlich das Ladegerät einer alten Kamera eines anderen Herstellers eingepackt. Das funktioniert mit meinen Akkus natürlich nicht. Ja, wie dämlich und ärgerlich ist das denn? Meine aktuelle Kamera ist schon ein paar Jahre alt, da werde ich doch hier auf Lanzarote keinen Ersatz finden - fürchte ich. Und ein Urlaub alleine, bei dem ich eine Insel erkunden will - ohne die Kamera nutzen zu können? Undenkbar! Was also tun? Ich lasse mich am ersten Abend durch meinen Urlaubsort Playa Blanca treiben (bloß keine Fotos jetzt!) - und gerate eher versehentlich in einen der verblüffend zahlreichen und ebenso winzigen, wie auch "windigen" indischen Elektronik-Läden. Breit grinsend und höchst amüsiert hört sich der Inhaber des Ladens meine Geschichte an, faselt was von Universal-Ladegerät, greift ins Regal, holt dort ein winziges, klappriges Plastik-Etwas heraus (ich denke: sieht aus, wie zwei bis drei Euro bei Ebay), legt es auf den Tisch und sagt "69 Euros please!". Ach, deswegen griente er so breit: Er wusste, dass gerade seine Arbeitswoche gerettet ist! Während ich noch versuche, den Sinn seiner letzten Worte irgendwie zu begreifen, fügt er noch breiter grinsend an: "Sir, you've got the problem - not me! You can buy it - or not...". Wir einigen uns auf sagenhafte 45 Euro - von denen ich mich über ungefähr 40 Euro ärgere. Noch einmal an diesem Tag: 45 Extra-Euro. Aber - letztlich rettet mich dieses lächerliche, klapperige Teil über den Urlaub. Es geht zwar am drittletzten Tag mechanisch kaputt, was keine Überraschung ist (die Feder des lächerlichen Einspann-Mechanismus bricht ab) - aber die geladenen Akkus reichen bis zum Urlaubsende. Und den abschreckend schmierigen Händler will ich wegen irgendwelcher Garantieansprüche sowieso gar nicht wiedersehen...

 

IM WINTER AUF LANZAROTE...

Aber nun gut, nach diesem Vorlauf kann der Urlaub auf Lanzarote ja richtig beginnen. Die Klimatabelle von Lanzarote besagt für Januar: Durchschnittliche Tagestemperatur 20 Grad, Nachttemperatur 13 Grad, Wassertemperatur 18 Grad. Drei oder vier Regentage im Januar. Ist das nicht traumhaft - gemessen an meiner norddeutschen Prägung?

Als ich dann den Flughafen verlasse, zeigt eine Temperaturanzeige 27 Grad. Ich bin also mitten im Sommer gelandet. Den gesamten Urlaub über trage ich tagsüber T-Shirt mit kurzer Hose. Abends ist eine lange Hose und ein langärmliges T-Shirt angenehm, hin und wieder werfe ich auch eine leichte Fleece-Jacke über. Reicht! Ab und an sammeln sich ein paar Wolken, aber Regen erlebe ich keinen während der 14 Tage auf Lanzarote - was wohl eher Glückssache ist. Und das, während daheim das Thermometer auf unter minus zehn Grad fällt.

 

PLAYA BLANCA ALS URLAUBSORT AUF LANZAROTE

Meine kurzfristige Buchung hat mich nach Playa Blanca geführt, in eine der Bungalow-Anlagen dort. Playa Blanca ist neben Puerto del Carmen und Costa Teguise eines von drei großen Touristen-Zentren auf Lanzarote.

Lanzarote, Playa Blanca Uferpromenade

Die Uferpromenade im Zentrum von Playa Blanca, mit einem kleinen Badestrand davor - alles ist gemütlich und überschaubar. Für Schickimicki ist hier kein Raum.

 

 

 

In den letzten 15 Jahren ist der Ort Playa Blanca wohl geradezu wie ein Hefeteig auseinander gegangen und hat sich über fast die gesamte Südküste von Lanzarote ausgebreitet. Aber immerhin: Man hat komplett darauf verzichtet, Hochhaus-Bunker zu bauen. Die meisten der Hotelanlagen sind nach meinem Geschmack durchaus ansehnlich, auch die einigen echt großen Anlagen direkt an der Küste. Sehr schön auch, dass man noch davor eine reine Fußgängerpromenade gebaut hat. Die Autos sind dadurch weit weg. Finde ich sehr angenehm!

Aber: Abgesehen von einem kleinen, alten Dorfzentrum ist hier in Playa Blanca alles rein touristisch. Ein eher künstlicher Ort, wenig authentisches - eigentlich eher nicht die Umgebung, die ich für Urlaube bevorzuge. Und doch fühle ich mich hier wohl. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich das Frühstück und Abendessen in meiner Hotelanlage auf der Terrasse mit einem sensationellen Blick über den Atlantik direkt auf die Insel Fuerteventura einnehme? Abends auch gerne kurz nach Sonnenuntergang unter einem tollen Lichtschauspiel am Himmel.

Lanzarote, Playa Blanca Sonnenuntergang

Sonnenuntergang neben dem Leuchtturm von Playa Blanca.

 

 

 

Auch kann ich mich sehr leicht und schnell daran gewöhnen, den abendlichen Gang zum Supermarkt noch mit einem Eis am Strand zu verbinden. Vor mir plätschern die Wellen müde an den geschützten, künstlichen Strand, weiter weg die Lichter einiger Orte auf Fuerteventura. Hoch oben über mir das Sternbild Orion. Ein typisches Winter-Sternbild, noch nie habe ich den Orion Eis essend betrachtet.

Es ist Januar - und ich sitze spätabends am Strand und esse Eis. Das kommt mir zwar immer wieder etwas unwirklich vor, aber doch denke ich: Welch ein Genuss, und welch ein Luxus!

Lanzarote, Blick auf Playa Blanca

Viele neue Hotelanlagen sind entstanden: Blick auf Playa Blanca vom Vulkan "Montaña Roja" aus.

 

 

 

An den ersten beiden Tagen in Playa Blanca erkunde ich den Ort Playa Blanca selber und die direkte Umgebung zu Fuß. Dabei fange ich natürlich dort an, wo man so etwas machen sollte: Möglichst weit oben. Und wie jeder Ort in den Alpen seinen Hausberg hat, haben die Orte hier auf Lanzarote ihren "Hausvulkan" - wie ich in zwei Reiseführern lese.

 

ERKUNDUNGEN IN UND UM PLAYA BLANCA: MONTAÑA ROJA UND PAPAGAYO-STRÄNDE

Also geht es als erstes für mich als auf den "Montaña Roja" ("Roter Berg"), den 194 m hohen Hausvulkan von Playa Blanca. Der Pfad dort hinauf geht direkt an meiner Hotelanlage vorbei. Ein schöner Spaziergang mit großartigen Ausblicken über die Gegend. Natürlich muss ich auch noch mal in den Krater des erloschenen Vulkans hinein.

Lanzarote, Blick vom Montana Roja

Blick vom "Montaña Roja" über den Krater des erloschenen Vulkans hinweg auf die Ebene "El Rubicon" mit dem anschließenden Ajaches-Gebirge.

 

 

 

Eine große Schleife schließe ich noch an diesen Weg an und erkunde die Westküste ein wenig, insgesamt laufe ich heute 23,5 km - und bin verblüfft: Auf über zwei Stunden Weg direkt an der Westküste in ebenso fremder wie großartiger Landschaft direkt neben einem Touristenzentrum grenzend begegnen mir gerade mal zwei Mountainbike-Radler und zwei Wanderer-Pärchen. Man ist gar nicht viele Kilometer von Playa Blanca entfernt, aber bei den ersten Wanderern ist es offensichtlich, dass die Frau sich übernommen hat, sie sieht sehr erschöpft aus und lässt sich, als ich hundert Meter an ihnen vorbei gegangen bin, erschöpft auf einen Stein am Wegesrand plumpsen. Der sie begleitende Mann ist immerhin sehr um sie bemüht und besorgt.

Lanzarote, Blick vom Montana Roja

Angekommen am alten und am neuen Leuchtturm von Playa Blanca.

 

 

 

Beim zweiten Pärchen, das mir über den Weg läuft, ist es umgekehrt: An einer irgendwo im Nirgendwo aufgestapelten Mauer aus Vulkansteinen sitzt der Mann völlig erschöpft und starrt mit hohlem Blick ins Leere. Seine ihn begleitende Frau reckte aber schon voller Energie ihren Hals über die Mauer auf der Suche nach neuen Zielen.

 

 

 

Mehr Menschen begegne ich nicht auf diesem Weg - der mich mit seiner wilden, ursprünglichen Kargheit sehr begeistert. Eine Erfahrung, die sich in meinem gesamten Urlaub immer und immer wieder wiederholen wird: Was nicht direkt per Auto erreichbar ist, wird weitgehend ignoriert und interessiert nur einige wenige Menschen. Auf der anderen Seite sind dies nicht selten für mich die nettesten und schönsten Plätze auf Lanzarote.

Am Folgetag geht es für mich zu der anderen großen Sehenswürdigkeit von Playa Blanca: Zu den berühmten "Papagayo-Stränden". Wie eine Perlenkette liegen auf einer Halbinsel eine ganze Reihe von traumhaft schönen Stränden. Jeweils umgeben von Felsen locken diese in einer Halbinsel am östlichen Ortsrand eingebetteten mit feinem, hellem Sand. Nicht die Spur überlaufen sind alle dieser Strände, zumindest jetzt, im Januar. Jeder kann hier ein ruhiges, sonniges Fleckchen für sich finden - ohne Probleme auch hüllenlos. Im Wasser baden allerdings nicht allzu viele - und mein Test zeigt: Das Wasser ist frisch, für mich gerade noch so kurzzeit-badefähig. Aber ich bin da ein richtiges Weichei und kein allgemeiner Maßstab. Aber, so oder so: Die Papagayo-Strände: Ein Traum!

Lanzarote, Papagayo-Strände

Blick zu den "Papagayo-Stränden" in der Nähe von Playa Blanca.

Lanzarote, Playa de Puerto Muelas

An einem der "Papagayo-Strände" an der Ostküste: dem "Playa de Puerto Muelas". Schemenhaft im Hintergrund die "Isla de Lobos", eine unbewohnte Insel vor Fuerteventura.

 

 

 

Ein wenig erkunde ich nach den "Papagayo-Stränden" noch die angrenzende Ost-Küste, aber als ich dann nach 26,5 km Wanderung wieder im Hotel bin, ist die Erkenntnis klar: Ich brauche ein Fahrrad, um mehr von der Insel erkunden zu können! Denn eines ist mir nach diesen beiden Wander-Tagen auch schnell klar geworden: Einen richtigen Badeurlaub will ich gar nicht. Die Insel finde ich ungemein spannend, ja aufregend - und die beste Möglichkeit, sie großräumiger zu erkunden ist ein Fahrrad, natürlich!

 

MYSTISCHES LANZAROTE: VULKANE ÜBERALL

Also miete ich mir ein Fahrrad, ein Mountainbike. Nicht gerade besonders günstig - aber es ist enorm praktisch. Gerade auch wegen der Eigenschaften des Mountainbikes lassen sich viele schöne Wege erkunden, die zum Beispiel den vielen Rennradlern auf Lanzarote verschlossen bleiben.

Meine Wege führen mich in den Folgetagen immer wieder in diese mächtigen, absonderlichen, kaum erklärlichen Vulkanlandschaften. Die zieht mich immer wieder an. Manchmal schreibe ich Mails an Freunde und Bekannte, grüße vom Mond oder vom Mars. Denn genau so fühle ich mich nicht selten in dieser kahlen, kargen Landschaft. Kein Wunder, dass hier einst die NASA für die Mondlandungen übte - wie ich jedenfalls in meinem Reiseführer lese. Meine Freunde reagieren auf diese Meldungen allerdings eher leicht verstört.

 

 

 

Ein wenig versuche ich zu begreifen, was an diesen bizarren Orten wohl passiert ist. Wie kommt es, dass in der großen Ebene El Rubicon überall in der Landschaft fein säuberlich und sehr gleichmäßig verteilt schwarze Felsbrocken herumliegen? Wie kommen nur all diese absonderlichen Felsformationen zustande, auf die man überall in der Fläche trifft? Und wieso ist das alles nur so extrem scharfkantig?

Vor allen Dingen ist natürlich das Gebiet wundersam, das während der Vulkanausbrüche von 1730 bis 1736 sowie 1824 entstanden ist. Hier kann man sehr unverfälscht und quadratkilometerweise sehr junge Lava-Formationen anschauen. Dies ist an nicht vielen Orten auf unserer Erde so unverfälscht möglich, wie auf Lanzarote. Mit 167 Quadratkilometern Größe gilt es das größte geschlossene Lavafeld der Erde.

Das zentrale Gebiet der damaligen Eruptionen ist heute streng geschützt und hat den Rang eines Nationalparks. Nur auf wenigen Wegen können Neugierige diesen Nationalpark kennenlernen. Darüber hinaus gilt es allerdings auch eine Anzahl an Naturparks, auch dort wird die natürliche Umgebung geschützt. Zudem wurde 1993 gleich die komplette Insel Lanzarote von der UNESCO zu einem Biosphärenreservat erklärt - ein damals weltweit einmaliger Vorgang. Auszeichnung und Verpflichtung zugleich für die nördlichste Insel des Kanarischen Archipels.

Lanzarote, Feldweg bei El Golfo

Unterwegs auf einem Feldweg durch das Lavameer in der Region von El Golfo.

 

 

 

Vieles, was ich auf Lanzarote sehe, ist mir unerklärlich. Was für Mächte, was für Kräfte haben hier gewirkt? Man bekommt eine vage Idee, was für Gewalt doch in der oft so friedlichen Erde schlummern. Für mich ist dies alles magisch und mystisch zugleich.

Und ich kann gar nicht anders, immer wieder zieht es mich in dieses vulkanische Gebiet von Lanzarote. Immer wieder rolle ich dort ein paar hundert Meter gemütlich mit dem Rad, um dann wieder anzuhalten und die neue Ansicht aufzunehmen, etwas Neues zu entdecken. Oder einfach nur zu gucken und aufzusaugen. Ich lasse mich treiben im Lavameer. All diese Leute, die in ihren Autos hier vorbeihuschen - ahnen sie überhaupt, was für eine Wunderwelt sie hier verpassen? - denke ich, wohl recht überheblich. Aber doch: Manchmal tun mir diese getriebenen Autofahrer ein wenig leid.

Lanzarote, Naturpark der Vulkane

Im "Parque Natural de los Volcanes", dem Naturpark der Vulkane.

 

 

 

Immer wieder stehe ich da, bestaune die Flechten, die sich auf dem scharfkantigen Gestein ebenso zäh, wie auch langsam ausbreiten und im Lauf von Jahrhunderten und Jahrtausenden nach und nach dafür sorgen, dass weiteres Leben irgendwann wieder in dieses totes Gebiet Einzug halten wird. Flechten! Nie in meinem Leben habe ich mich für Flechten interessiert - hier bedaure ich es jetzt, so völlig ahnungslos vor einer auffälligen Vielfalt an Flechten zu stehen. Auch ein wenig Wissen um Geologie und Vulkanologie vermisse ich hier. Vieles wäre umso spannender! Warum nur bin ich so ahnungslos?

Irgendjemand von den Daheimgebliebenen meinte zu mir, meine Fotos sähen gar nicht einladend aus! Das sei ja wie Endzeitstimmung da auf Lanzarote!   Falsch, meine ich - völlig falsch! Denn: Lava-Landschaften wie diese, die zeigen nicht das Ende, sondern den Anfang unserer Erde. Hier kann man ahnen, mit welchen Urgewalten das Land auf unserem Planeten entstanden ist. Und man kann ein wenig und in verschiedenen Stufen beobachten, wie langsam, ganz, ganz langsam aus der toten Lavawüste ein Boden wird.

 

NATIONALPARK TIMANFAYA UND DIE FEUERBERGE

Aber diese gesamte, bizarre Vulkanwelt hat sogar noch einen echten Höhepunkt: Den "Nationalpark Timanfaya" mit den "Montañas del Fuego", den "Feuerbergen". Das Kerngebiet der Vulkanausbrüche von 1730 bis 1736 sowie von 1824 hat man zu diesem Nationalpark gemacht und somit mit höchster Stufe geschützt. Und dieser Schutz klappt tatsächlich: Der weitaus größte Teil des Gebietes ist ohne große Mühen wegen der scharfkantigen Lava für Menschen sowieso schlicht nicht zugänglich. Und angeblich passt man auch streng darauf auf, dass der Boden nicht unbefugt betreten wird.

Lanzarote, Figur am Nationalpark

Die Schilder an den Einfahrten in den Nationalpark Timanfaya sind von dem Inselkünstler César Manrique entworfen worden.

Lanzarote, Informationszentrum Nationalpark Besichtigungspfad

Beim Informationszentrum des "Nationalparks Timanfaya" kann jeder bequem über einen Pfad einen Eindruck von dem fast unendlich scheinenden Lavameer erhalten.

 

 

 

Als neugieriger Tourist bekommt man aber trotzdem einiges zu sehen: Es gibt ein paar Straßen durch den Nationalpark, einen Wanderweg an der Küstenlinie des Nationalparks entlang, ein (kostenloses) Infozentrum in der Nähe der Ortschaft Mancha Blanca sowie vor allem natürlich das (gebührenpflichtige) Besucherzentrum mitten im Nationalpark. Zudem gibt es geführte Wanderungen im Nationalparkgebiet - für die man sich Wochen zuvor im Internet anmelden muss und sie zudem kurz zuvor noch telefonisch bestätigen muss.

Im "Nationalpark Timanfaya" trifft man sozusagen auf den Höhepunkt der Höhepunkte, was die Vulkanwelt zumindest auf Lanzarote anbelangt. Man berichtet, Ähnliches gäbe es nur auf Hawaii. Vielleicht muss ich dort auch einmal hin?

Lanzarote, im Besucherzentrum Nationalpark

Am Besucherzentrum im "Nationalpark Timanfaya" verwandelt sich der Inhalt eines Wassereimers binnen weniger Sekunden in eine fauchende Dampffontäne, wenn das kalte Wasser in eine Öffnung im Boden gekippt wird.

 

 

 

Wie auch immer: Im Besucher-zentrum sollte man sich vorführen lassen, wie ein Eimer Wasser, in eine Röhre wenige Meter tief in den hunderte Grad heißen Untergrund gekippt, nach zwei oder drei Sekunden als zischende, kochende Fontäne herausgeschleudert wird. Oder wie etwas trockenes Gestrüpp nach einigen Sekunden Feuer fängt, wenn es in ein paar Meter tiefes Loch geworfen wird. Das angegliederte Restaurant gart sein Fleisch lediglich über einem offenen Erdloch, das wie ein Brunnen aussieht.

Das alles zeigt: Die Erdkruste hier ist sehr dünn und man läuft hier auf einer hunderte Grad heiße Magma-Blase (direkt unter der Oberfläche sind es 150°C, in sechs Meter Tiefe bereits 400°C und in 20 m Tiefe dann 700°C. Ein wenig schaudert es mich bei der Vorstellung, als ich dort unterwegs bin. Einer der Nationalpark-Betreuer "bewacht" eine Ecke in dem öffentlichen Bereich. Als er meinen fragenden Blick bemerkt, bückt er sich, nimmt ein paar Bröckchen roten Schotter auf und legt sie mir lächelnd in die Hand. Ich muss sie sofort loslassen - so heiß sind die Steinchen. Beeindruckend: Selbst an der Oberfläche gibt es hier also "Hot Spots". Und überhaupt: Zukünftige Vulkaneruptionen werden in diesem Gebiet nicht ausgeschlossen.

Lanzarote, Hornito im Nationalpark

Auf der Busfahrt durch das Nationalpark-Gebiet kommt man direkt an einem "Hornito" vorbei, einem "Öfchen", das während der vulkanischen Eruptionen durch Gasblasen entstanden ist.

 

 

 

Mit der Eintrittkarte zum Besucher-zentrum hat man auch eine Bustour durch das Gebiet des Nationalparks gekauft - und diese Tour sollte man sich keinesfalls entgehen lassen! Es ist eine von nur wenigen Möglichkeiten, vom Nationalpark etwas mehr zu sehen. Und man bekommt in der Tat spektakuläre Ansichten geboten. Begeisternd!

Lanzarote, Krater eines Vulkanbergs

Während der Busfahrt hat man einen beeindruckenden Blick auf den weit aufgerissenen Krater der "Caldera del Corazoncillo".

 

 

 

Eine andere Möglichkeit, ein klein wenig mehr vom Nationalpark zu sehen, ist ein Ritt auf einem Dromedar in einer kleinen Karawane. Die zurückgelegte Schleife ist allerdings sehr klein - und dies fällt wohl eher unter die Rubrik Touristenbespaßung.

 

RADELN UND WANDERN - EINE PERFEKTE KOMBI AUF LANZAROTE

Dieses Kapitel könnte ich wohl auch benennen: Der Nordost-Passat und ich... Genau so benenne ich darum meinen Extra-Bericht über meine Radtouren auf Lanzarote auf einer separaten Seite.

Ebenso habe ich eine Extra-Seite zu einigen meiner Wanderungen auf Lanzarote erstellt. Denn: Das optimale für mich in diesem Urlaub war eine Kombination aus Radfahren und eben Wandern.

Das gemietete Mountainbike ist okay, gut zu fahren - nur: Ich bin ja im äußersten Inselsüden. Und schon vor der Reise habe ich von dem beständig wehenden Nordost-Passat gelesen. Und, in der Tat: Er ist tatsächlich da. Der Passat weht - jeden Tag. Und das meistens recht frisch.

Lanzarote, gemietetes Mountainbike

Mit dem Mietfahrrad zu den Vulkanen von Lanzarote - eine gute Idee.

Und wenn man dann ganz im Süden von Lanzarote ist und Teile der Insel per Rad erkunden will, dann hat man stramm zu tun, um dagegen an zu kommen. Eine leidige Erfahrung dabei: Morgens weht der Nordost-Passat sehr zuverlässig, aber im Laufe des Tages dreht der Wind manchmal auch mal, das war an drei oder vier Tagen so.

Allzu sehr in die Tiefe gehen möchte ich an dieser Stelle gar nicht, was meine Erfahrung mit dem Radfahren auf Lanzarote anbelangt. Da verweise ich dann auf die Extra-Seite in meiner Rubrik "Radfahren...!". Sehr ausführlich habe ich dort eine Tour nach Teguise und zum Famara-Kliff beschrieben, aber ich blicke auch kurz auf andere Radtouren.

Für die jeweils durchgeführte Wanderung verweise ich dann auf meine Extra-Seite in der Rubrik "Wandern". Dort beschreibe ich ausführlicher eine Rundwanderung im "Naturpark der Vulkane" im Zentrum der Insel, die ich an dem Tag der Radtour zum "Famara-Kliff" eingeschoben habe. Aber auch auf dieser Seite finden sich Kurzschilderungen einiger anderer Wanderungen, mit jeweils einigen Bildern.

Insgesamt erweist sich die Kombination aus Mountainbike und Wandern auf Lanzarote immer wieder als großartig. Es bringt mir viel Freude, mit dem Fahrrad eine Strecke zu einem Startort zu fahren, dort dann eine ausgiebige Wanderung zu machen - und mit dem Rad wieder gemütlich zurück zu fahren. Es sieht zwar immer etwas lustig aus, wenn ich mit meinen klobigen, staubigen Wanderstiefeln durch die Gegend radele - gerade auch, wenn ich den vielen, vielen perfekt durchstylten Rennradlern und auch anderen Mountainbikern begegne. Aber das stört mich nicht.

Nicht unerwähnt lassen sollte ich zusammenfassend, dass ich es als sehr angenehm empfinde, auf Lanzarote Fahrrad zu fahren. Die Autofahrer sind entspannt, es gibt kein Gedränge und Gehupe. Und auch auf stärker befahrenen Überlandstraßen ist immer ein angenehm breiter Seitenstreifen vorhanden. In den Ortschaften selber ist sicherlich die übliche Aufmerksamkeit geboten.

Lanzarote, Blick nach Yaiza

Meistens kann man in Ruhe auf den Überlandstraßen radeln, wie hier, wo der Blick auf dem Weg nach El Golfo zurück zum Dorf Yaiza zu Füssen das mächtigen "Montaña del Medio" geht.

Insgesamt werden meine Mühen immer wieder reich belohnt. Wenn ich irgendwelche Höhen erklimme, dann bin ich von den Ausblicken immer sehr begeistert. In aller Ruhe bin ich dann zuweilen Stunden unterwegs, gebe mich dabei ausgiebig meiner Leidenschaft für das Fotografieren hin (denn glücklicherweise habe ich ja für genügend Akku-Kapazität gesorgt...).

 

DIE MAGIE DES MEERES - DIE WESTKÜSTE VON LANZAROTE

Ob das Meer, der weite Atlantik, hier wirklich magisch ist?

Jedenfalls hat das Meer bzw. die Küste von Lanzarote eine magische Anziehungskraft auf mich. Kaum ein Tag, an dem ich nicht zumindest eine Zeitlang an der schroffen westlichen Küste von Lanzarote verbringe.

Lanzarote, Brandung an der Küste

Immer wieder beeindruckt die Wucht des Wassers. Fast ist es verwunderlich, dass die Küste dieser Wucht über Jahrhunderte und Jahrtausende widersteht.

 

 

 

Und dort betrachte ich - ganz großes Kino. Ultra-Breitwandkino. Voller Action. Das Meer und die Küste malen pausenlos gewaltige Bilder. Bilder aus schwarzem Basalt, blauem Meer und weißer Gischt. Und jedes Bild bleibt im wahrsten Sinne nur für einen Augenblick, wandelt sich sofort in ein anderes Bild, fällt in sich zusammen - bis in einigen Sekunden mit der nächsten Welle ein neues Bild gemalt wird. Ein ähnliches Bild, aber doch anders. Die raue, pechschwarze Küste mit der zuweilen 20, 25, 30 Meter in die Höhe geschleuderten Gischt ist ein einziges riesiges, natürliches Kunstwerk. So ist jedenfalls mein Empfinden.

Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich versonnen dort stehe oder sitze und mir dieses Spektakel an Kunstwerken anschaue, das die erstarrte Lavaküste und der ewig wogende Atlantik dort bieten.

Lanzarote, Betrachter der Meeresbrandung

Nur selten begegne ich anderen Begeisterten des "Westcoast-Kinos".

Lanzarote, Tosende Brandung

Oft genug kann man an der Westküste tonnenweise Wasser durch die Luft fliegen sehen. Und wer nicht aufpasst, wird schneller nass, als vermutet.

 

 

 

Während meines Aufenthalts gibt es keinerlei raues Wetter, keinen Sturm, keine tosende See - eigentlich ist die gesamte Zeit über alles ganz friedlich. Und doch erscheint mir das Meer zuweilen so, als würde es kochen: Es wallet und toset und brauset und zischt. Immer wieder werden Tonnen von Wasser hoch in die Luft geschleudert, wenn die Wellen auf den Stein der Küste treffen. Was für eine Energie dort frei wird - Wahnsinn! Wie wäre dies wohl erst bei Sturm und "echtem" Wellengang?

Und wieder einmal bin ich hier oft ein Einzelgänger. Während ich mich hier zuweilen hundertmeterweise an der Küste entlang hangele, immer wieder die neuen Ausblicke genießend, beobachte ich kaum jemanden sonst, der sich so verhalten würde. Auf der asphaltieren Strecke zwischen den Salinen "Salinas de Janubio" und El Golfo beobachte ich jedoch immer wieder: Manchmal hält man mit dem Auto an, Fahrer und Begleitung recken die Hälse ein wenig, steigen manchmal sogar aus. Aber dann ist auch gut und man braust weiter. Niemand sonst ist so bescheuert wie ich, dies Ecke für Ecke aufsaugen zu wollen. Mir ist das nur recht. Ich mag es halt, dies ganz in Ruhe genießen zu können.

Lanzarote, Gischt wird meterhoch geschleudert

Schwarzes Basaltgestein an der Westküste, vom Wasser rundgewaschen.

 

 

 

Und irgendwann wird dabei dann auch klar, warum mich dies so fasziniert: Man bekommt hier eine Idee von den Urgewalten der Erde. Okay, die Lava ist seit ein paar hundert Jahren erkaltet - aber die Küste ist schon noch sehr ursprünglich, erdgeschichtlich gesehen eigentlich absolut neu entstanden und man kann sich noch gut vorstellen, wie sich Lavaströme ins Meer gewälzt haben. Man bekommt auf Lanzarote eine Ahnung von der Gewalt und der Wucht, mit der die Lava aus dem Erdinnern herausgeschleudert worden sind. Und man an der Küste zugleich sehen, hören, riechen, zuweilen spüren, mit welcher stetigen und ungeheuren Wucht das Meer auf das Land prallen kann. Hier treffen im Wortsinn Erd-Urgewalten prall und unmittelbar aufeinander. Ursprünglicher kann unser Heimatplanet kaum sein.

Ein wenig pathetisch muss ich werden: Man ist hier auf Lanzarote unserer guten alten Mutter Erde sehr nahe. Gewaltig - und beeindruckend!

 

ARRECIFE - UND PLÖTZLICH BIN ICH IN SPANIEN!

Und dann neigt sich der Urlaub so ganz langsam dem Ende zu. Und irgendwann reift in mir dann die Erkenntnis, dass ich doch nicht NUR Vulkane und Meer anschauen, sondern auch mal ein paar Stunden an einem Strand verbringen sollte! Und außerdem überhaupt etwas mehr von der Insel kennen lernen sollte.

Prompt sitze ich eines morgens in einem Linienbus nach Puerto del Carmen, in der Absicht, ein wenig spazieren zu gehen. Und, ich muss schon sagen: Es gibt dort tolle Strände! Aber nach rund einer Stunde habe ich die Nase von dem Ort einfach voll. Puerto del Carmen erscheint mir wie eine Urlaubsfabrik, wie eine Tourismusmaschine. Alles voller Menschen, von denen auffällig viele merkwürdig genervt vor sich hin trotten.

Ähnliche Gedanken hatte ich zwar auch schon mal in Playa Blanca, schließlich auch ein Tourismus-Ort - aber Puerto del Carmen ist da noch eine völlig andere Nummer. Tourismus pur, nach einer Stunde reichen mir die braungebrannten, ältlichen, nackten männlichen Dickbäuche, die hier zu dutzenden durch die Gegend stolzieren und zur Schau getragen werden. Bin zwar selber ein mittelalter Dickbauch, aber, meine Güte - wie hemmungslos die hier ihren, ahem, also: Wanst zur Schau stellen... Nein, nein - nicht mein Ding! Diese Herren sind jedenfalls für mich am auffälligsten in Puerto del Carmen.

Lanzarote, Promenade von Arrecife

Direkt am Meer auf der Promenade von Arrecife. Die Pflanzen scheinen eine Dusche herbei zu sehnen - aber Regen ist nicht in Sicht.

 

 

 

Also beschließe ich, wie gehabt zu wandern. Einmal nach Arrecife, bitteschön! Die Hauptstadt von Lanzarote, mit rund 60.000 Einwohnern. Rund zehn Kilometer zu gehen vom Ortsrand Puerto del Carmen aus. Man kommt am Flughafen vorbei - wer mag, kann hier ausgiebig die eintreffenden und abgehenden Flieger beobachten. Und wenn man dann noch den kleineren und eher ruhigen Tourismusort Playa Honda (okay, der Fluglärm ist hier wahrscheinlich nicht so richtig erträglich und der schöne Strand offenbar fest in der Hand von Kitesurfern - ansonsten fällt mir nur das Fahrrad-Tempolimit nebst angekündigter Radar-Kontrolle hierfür auf) hinter sich gelassen hat, dann ist man schnell da - in der Hauptstadt von Lanzarote, Arrecife.

Weithin sichtbar ist die Hauptstadt schon lange gewesen: An der Küste steht, ganz untypisch für die gesamte Insel Lanzarote, ein gewaltiger, hoher Hotelklotz. Nicht schön! Aber da er nunmal da ist, ist er ein guter Orientierungspunkt, wie weit man noch zu wandern hat.

Lanzarote, Arrecife Castillo de San Gabriel

Auf der Insel "Islote de San Gabriel" findet sich der frühere Verteidigungsposten "Castillo de San Gabriel" - heute findet sich hier das Historische Museum der Stadt Arrecife.

 

 

 

Wenn man dann in Arrecife ankommt, dann ist Lanzarote plötzlich anders, ganz anders, als bisher. Plötzlich habe ich das Gefühl: Ich bin ja in Spanien! Ein paar touristische Sehenswürdig-keiten gibt es, die man relativ zügig abhandeln kann: Das alte "Castillo de San Gabriel" vor der Küste und das "Castell de San José" (bei dem ich gar nicht hin komme), der nette kleine Altstadtkern mit der schönen Kirche "Iglesia de San Ginés", das Gebiet um die Lagune "Charco San Ginés" und.... vielleicht ja noch der Stadtstrand "El Reducto" mit der großen Strandpromenade. Das sind durchaus nette und sehenswerte Orte in Arrecife!

Aber sonst? Ansonsten ist man in einer verblüffend normalen, spanischen Stadt gelandet. In der man sich herzlich wenig um die Touristen kümmert, die die Insel ansonsten fest im Griff haben. Es gibt eine Fußgängerzone, die eigentlich gar nicht soo einladend ist. Okay, okay - gegen vier Uhr am Nachmittag schlendere ich durch diese Fußgängerzone. Nicht gerade eine bevorzugte Zeit, um eine lebendige spanische Fußgängerzone zu erleben. Aber doch ist einiges an Leerstand in den Geschäften nicht zu übersehen.

Lanzarote, Kirche in der Altstadt von Arrecife

Blick über den Altstadtmarkt von Arrecife mit der Kirche "Iglesia de San Ginés".

 

 

 

Geht man weiter durch Arrecife, durch einige Nebenstraßen, dann sieht man auch so einige Dinge, die nicht so schön sind. Und wo man als Tourist von den Einheimisch derart verblüfft angestarrt wird, dass man schon etwas unerschrocken muss, um dann den Fotoapparat zu zücken. Mir fehlt diese Unerschrockenheit meist. Ich gerate in etwas trostlose Ecken mit beginnendem Verfall und Leerstand, sehe viele Menschen, die ärmlich aussehen. Das hatte ich so nicht erwartet. Aber es gehört wohl zur spanischen Normalität in Zeiten der Finanzkrise - die wir ja nur zu gerne mal vergessen.

Insgesamt ist Arrecife keine sehr verlockende Stadt, aber eben ganz anders, als der Rest der Insel: Städtisch halt. Auch als zentraler Knotenpunkt der Verkehrsverbindungen der Insel durchaus interessant.

 

YAIZA, UGA, TEGUISE, EL GOLFO, LA DAGOLLADA - SCHÖNE KLEINE ORTSCHAFTEN AUF LANZAROTE

Ganz andere Eindrücke, als in der Inselhauptstadt, kann man in einigen Dörfern gewinnen. Tatsächlich - es gibt einige Dörfer, die zwar nicht völlig frei von Tourismus sind, sich aber ein ursprüngliches Ortsbild erhalten haben. Und die eine charmante Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Schöne Ortschaften! Meine liebsten Dörfer stelle ich hier mal ganz kurz vor. Wobei ich nochmal betone, dass ich vor allem den Süden und die Mitte der Insel erkundet habe. Um einige weitere Orte wie Haría, Arrieta oder San Bartolomé kennen zu lernen, werde ich wohl nochmal zurückkehren müssen nach Lanzarote. Ebenso für die vielen Sehenswürdigkeiten im Inselnorden.

Aber schon allein in Yaiza lande ich fast zehnmal: Es ist schlicht die erste Etappe, wenn ich mit meinem gemieteten Fahrrad zum Inselinneren will. 15 Kilometer gegen den Wind, die letzten vier Kilometer stetig bergauf - da brauche ich meist eine kleine Pause in Yaiza. Und das immer wieder - und mit der Zeit immer lieber. Ein Ort zum Mögen, nicht nur wegen des von dem Künstler César Manrique gestalteten, berühmten Restaurants La Era.

Lanzarote, Yaiza

Im Ort Yaiza.

Noch weniger touristisch geht es einen lockeren Spaziergang entfernt im Nachbarort Uga zu. Böse ausgedrückt, könnte man sagen: Hier liegt ja der Hund begraben! Freundlich ausgedrückt: Göttliche Ruhe! Neutral ausgedrückt: Der Ort ruht sehr in sich! Und er ist ein prima Ausgangspunkt für viele Wanderungen, sei es in den Gebirgszug "Los Ajaches", durch das Weinbaugebiet "La Geria" oder durch das Lavameer in Richtung Nationalpark.

Von Neugierde getrieben hat es mich dann mit dem Mountainbike in Yaiza auf eine Nebenstraße zum Dorf La Dagollada getrieben. Tja - dort landet man dann tatsächlich irgendwo im Nirgendwo. Und ist mitten in der Ursprünglichkeit von Lanzarote. Die Straße dorthin ist keine Durchgangsstraße und endet einfach hinter dem Ort. Es gibt keine Einkehrmöglichkeit - warum also sollten hier Touristen herkommen? Aber es gibt schöne Häuser, alle wie üblich weiß getüncht, es gibt viel Ruhe und es gibt einen schönen Ausblick über die weite Ebene und zur Westküste - sonst gibt es hier nichts. Also: Eigentlich ein traumhafter Ort! Nicht so schön: Mit dem Fahrrad bis zum Ende des Ortes zu fahren, ist sehr steil und schweißtreibend! Dafür ist die Fahrt zurück nach Yaiza dann leicht und flott.

Lanzarote, La Dagollada

Fernab von jedem Touristenpfad liegt das Dorf La Dagollada - mit großartigem Blick in die Umgebung.

Ganz, ganz anders ist der Ort El Golfo. Direkt am Meer gelegen. Ein altes Fischerdorf, heute ein echter Touristen-Magnet. Schon allein wegen des halb im Meer versunkenen, farbenfrohen Vulkans kommen hier reihenweise Touristenbusse an - und sind auch bald wieder weg. Das Dorf selber, direkt an der spektakulären Westküste gelegen, ist einfach zauberhaft. Verlockende Fischrestaurants laden zum Verweilen ein und nichts wirkt im Dorf überlaufen. Wer wandern will, findet einen spektakulären Küsten-Wanderweg in den Nationalpark Timanfaya. Ein markanter Unterschied zum Dorf La Dagollada: Mit dem Fahrrad braucht man einige Mühen, um aus El Golfo wieder heraus zu kommen, es geht dann steil bergauf.

Wieder ganz anders ist Teguise. Die Wichtigkeit der ehemaligen Inselhauptstadt ist im wunderschönen Zentrum des 1600-Einwohner-Dorfes immer noch zu ahnen. Man ist dort auf Tourismus eingestellt, es gibt einige schöne Läden und Einkehrmöglichkeiten. Und am Sonntag treffen sich wohl (fast) sämtliche Touristen von Lanzarote zu dem berühmten Kunsthandwerksmarkt. Ansonsten herrscht hier wohl eher Ruhe. Für mich, der ich nicht so auf das Strandleben geeicht bin, wäre dies ein prima Ort, um den Norden und die Mitte von Lanzarote zu erkunden.

Lanzarote, Teguise

Schöne Gebäude im Zentrum von Teguise, der früheren Inselhauptstadt von Lanzarote.

 

AUF DEN NORDEN VERZICHTET

Irgendwie ist dieser Urlaub anders gelaufen, als ich ihn mir zu Beginn dieser Reise vorgestellt hatte. Eigentlich dachte ich mir, nach und nach die ganze Insel abzuklappern. Autofahren ist nicht so mein Ding. Aber ich dachte, mit Bussen herum zu fahren, wird ja kein Problem sein.

Ist es auch nicht! Das kann man mit Linienbussen wunderbar und recht unkompliziert machen. Zudem gibt es zahlreiche Veranstalter, die jede Menge Tagestouren für Touristen anbieten. Nur: Ich bin dem Fahrradfahren kombiniert mit dem Wandern auf dieser Insel geradezu verfallen, so dass ich irgendwann denke: Nun gut, ich sehe ständig so schöne und spannende Dinge - da ist doch alles gut! Warum also jetzt noch längere Strecken zurücklegen in den Norden? Dass ich dabei auf vieles Schöne im Norden der Insel verzichte, ist so - macht mir aber nichts. Noch nie habe ich irgendwo das Gefühl gehabt, ich müsse einfach "alles" abklappern - auf Lanzarote also auch nicht.

Völlig zufrieden und glücklich bin ich auch so mit dem Gesehenen - auch ohne den Norden. Gegen Ende meiner Reise stellt sich die Erkenntnis ein: Ich habe mir letztlich gute Gründe aufbewahrt, noch einmal wieder nach Lanzarote zurück kommen zu können. Denn es gibt für mich ja immer noch viel, viel zu entdecken auf Lanzarote. Eine Insel, die liebenswert ist und sensationelle Landschaften bietet.

 

PAUSCHAL GEREIST - UND ALLES IST GUT

Selten kommt es vor, dass ich pauschal reise. Unterbringung in mehr oder minder großen Touristenhotels, alles irgendwie vorbestimmt, womöglich gibt es lärmende Animation, man wird mehr oder minder deutlich zu bestimmten organisierten Unternehmungen gedrängt, das Essen wird einem vorgesetzt. Das gibt es alles und darum bin ich einfach skeptisch, was Pauschalreisen anbelangt.

Aber irgendwie habe ich es trotz nur weniger Tage Vorlauf geschafft, mir selber mit der gewählten Unterkunft gerecht zu werden: Ich bin in einer Bungalow-Anlage gelandet, in der man sich nicht so sehr "auf der Pelle" hängt. Animation gibt es nicht, Werbung für Unternehmungen ist sehr dezent. Abwechslungsreiches Essen, abends freue ich mich immer auf den frisch zubereiteten Fisch - habe unter freiem Himmel den fantastischen Blick über das Meer auf die abendlich beleuchtete Nachbarinsel Fuerteventura genossen. Und, ja: Ich bin froh, nach meinen vielen und zuweilen richtig anstrengenden Unternehmungen nicht noch selber für mein Essen sorgen zu müssen. Welch ein Luxus! Ein guter Griff, den ich ohne zu Zögern so wiederholen würde.

Dass darüber hinaus während des gesamten Urlaubs perfektes Wetter herrscht, ist natürlich Glück. Das ist im Januar auf Lanzarote nicht unbedingt sicher. Aber ich bin jeden Tag von morgens bis abends in T-Shirt und kurzer Hose unterwegs und creme mich fleißig mit Sonnencreme ein.

Insgesamt jedoch empfinde ich die Temperaturen im Januar als wunderbar, nein, eigentlich: sensationell angenehm. In den ersten Tagen sind diese tagsüber um die 25 bis 27 Grad, immer mit einem erfrischenden Wind. Traumhafte Temperaturen - es ist tatsächlich Januar. Gegen Ende meines Urlaubs werden die Tage kühler, aber unter 20 Grad rutschen die Tagestemperaturen nicht.

Ab und an ziehen Wolken auf und bleiben manchmal auch an den Höhenzügen den ganzen Tag hängen. Regen erlebe ich jedoch nicht - obwohl dies gar nicht so untypisch wäre für Lanzarote im Januar.

Eigentlich gibt es gar keinen Grund, überhaupt wieder zurück nach Hause zu fahren - von dieser traumhaften Insel Lanzarote. Denke ich - und fahre doch...

 

DIE WELT IST BUNT - AUF LANZAROTE SEHR WENIG

Hundert Farben grau - auf Lanzarote begegnet man ihnen an allen Ecken. Und hundert Farben braun. Und hundert Farben blau. Und nicht ganz so vielen Farben rot. Und auch nicht so vielen Farben grün. Und doch: Auf Lanzarote ist es nicht bunt - aber doch farbig. Erdfarbig. Für mich ist diese Insel eines der Wunder dieser Welt. Ein magischer Ort!

 

 

Zu den Wanderungen auf Lanzarote habe ich eine Extra-Seite erstellt, zu der es hier geht.

 

Zu meinen Radtouren auf Lanzarote habe ich eine Extra-Seite erstellt, zu der es hier geht.

 

Und zu der externen Bilderserie mit 98 anderen, großformatigen Bildern von meinem Aufenthalt auf Lanzarote geht es hier.

 

 

 

 

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Dirk Matzen

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