Meine Empfehlungen
im Internet:
Spät abends im Zentrum von Malmö, alt und neu nebeneinander - der Blick geht über den Hafenkanal zur "World Maritime University" und zum modernen "Malmö Live"-Viertel.
Man hatte mich gewarnt!
Nein - ich kann nicht sagen, dass ich nicht gewarnt worden sei!
Gewarnt - vor Malmö!
Es ist Kollege "Schweden-Kenner", der mich gewarnt hat. Schon ein Jahr zuvor.
Jedes Jahr ist er im Sommer in Schweden unterwegs, kennt einiges in dem Land, ist ein großer Naturfreund. Aber Malmö? Also wirklich - also, bitte! Wie ich denn ausgerechnet darauf käme, dorthin fahren zu wollen? Das sei doch eine total trostlose, und noch viel langweiligere Stadt!
Den Tag, den er da verbracht hatte, ruft bei ihm keine gute Erinnerung hervor. Nicht mal ne richtige Altstadt gäbe es dort. Und eigentlich seien Altstädte doch das einzige, was in Städten interessant sei (ein Gedanke, der mir völlig fremd ist - aber ich ziehe es gerade vor, dies unkommentiert zu lassen). Malmö - er schüttelt den Kopf, entsetzt...
Göteborg, ja - naja! Wenn's denn unbedingt eine Stadt in Schweden sein müsste, wäre das dann doch was für eine Städtereise, so leidlich zumindest.
Nun, zu der schon präzise geplanten Reise im Herbst 2015 kommt es dann bei mir nicht - obwohl die Fahrt nach Malmö in Eigenregie doch schon längst gebucht und auch bezahlt ist (und - übrigens ebenso nach Göteborg). Aber manchmal macht einem das Leben ja einen Strich durch die Rechnung - die dann aber natürlich trotzdem zu bezahlen ist.
Aber jetzt, Ende Juli/Anfang August 2016 setze ich die Reisepläne von vor einem Jahr dann doch um, teilweise zumindest (ohne Göteborg jedoch). Kollege Schweden-Kenner schweigt dieses Mal - leicht verächtlich (und ich bin mir sicher: Er schüttelt innerlich immer noch den Kopf über mich Widerspenstigen, unbelehrbaren Malmö-Reisenden).
Statt dessen äußert sich Kollege "Wenig-Schweden-Kenner" an meinem letzten Arbeitstag vor dem Urlaub: Oh ja, in Malmö war er vor ein paar Monaten für einige Tage - das sei ja eine richtig tolle Stadt!
Mein eigener Gedanke vor der Fahrt nach Malmö also: Sicherlich ist die Stadt selber vielschichtig und interessant. Immerhin eine Stadt am Wasser - das mag ich eh gern.
Allzu viel Wissen über Malmö habe ich allerdings gar nicht. Ein wenig habe ich mich im Internet umgeschaut und durchaus das eine oder andere Interessante gefunden. Auf Papier habe ich allerdings gar nichts: Einen Reiseführer über Malmö in gedruckter Form finde ich nicht. Eigentlich reise ich gerne mit solchen Hinweisgebern in der Tasche. Aber es zeigt sich, auch auf späteren Stationen dieser Reise durch einige Städte von Schweden und Norwegen: Man ist großzügig in Skandinavien - die Tourist-Informationen halten viel und ausführliches Informationsmaterial bereit, häufig kostenfrei. Großartig!
Aber Malmö ist auch ein prima Standort, um die Umgebung zu erkunden, die durchaus viel zu bieten hat: In (theoretisch) gut einer halben Stunde ist man mit dem Zug in Kopenhagen. Dort wollte ich schon längst mal wieder hin - nur sind mir die Unterkünfte in Kopenhagen einfach viel, viel zu teuer. Da erscheint mir Malmö als vergleichsweise günstige Alternative. Um ganz ehrlich zu sein: Der Ursprungsgedanke vor einem Jahr, überhaupt nach Malmö zu fahren, ist zu allererst und vor allem die günstigere Unterkunftsfrage - denn da will ich eigentlich nur nach Kopenhagen. Aber darüber hinaus gibt es in der schwedischen Umgebung von Malmö auch andere Ortschaften, die ganz sicher einen Besuch wert sind: Helsingborg, Lund (hier geht es zu meinem Reisebericht Lund), Ystad. Allein daher ist Malmö schlicht ein großartiger, zentraler Standort.
Per Zug fahre ich an einem Sonntagfrüh also von Hamburg nach Malmö - leider keine besonders gute Idee. Nicht viel funktioniert so, wie geplant. Anstatt in Kopenhagen einmal schnell auf das Nebengleis in einen anderen Zug zu wechseln, muss ich insgesamt viermal umsteigen, dabei insgesamt mit meinem umfangreichen Gepäck für insgesamt drei Wochen Urlaub in Skandinavien viele hunderte Meter Weg zurücklegen und unzählige Treppen. Umsteigen in Puttgarden auf die Fähre, Tepp-auf, Trepp-ab. Umsteigen in Rödby von der Fähre, Trepp-ab. Umsteigen am Hauptbahnhof in Kopenhagen, Trepp-auf, Trepp ab im dichten Menschengewühl. Umsteigen in Kopenhagen-Flughafen, Trepp-auf, Trepp-auf, Trepp-auf, Trepp-ab, Trepp-ab, Trepp-ab im Menschengewühl, strenge Kontrolle, warten, warten.
Etliche Stunden Verspätung aufgrund technischer Unzulänglichkeiten bringen mir gleich eindrucksvoll bei: Auch in Skandinavien kann man "Eisenbahn" nicht so richtig gut. Allein die kurze Strecke von Kopenhagen nach Malmö dauert weit über zwei Stunden, mit langer Standzeit in Kopenhagen ein paar Meter außerhalb des Bahnhofs - das ist insgesamt nur geringfügig schneller, als Fußgänger-Geschwindigkeit.
Blick von Malmö aus auf einen Teil der Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden.
Immerhin erlebe ich während der Zugfahrt vom Kopenhagener Flughafen nach Malmö die erste echte Sensation auf meiner Reise: Die Öresundbrücke! Ein Superlativ ganz nach meinem Geschmack: Die weltweit längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr. 7,8 km lang verbindet sie Kopenhagen und Malmö, Dänemark und Schweden - über den Öresund. Beide Städte würden hierdurch zu einer transnationalen Öresundregion zusammenwachsen. Allerdings: Die Fahrt über die Brücke im Zug ist leider etwas ernüchternd unspektakulär. Man fährt halt im Zug in rund 60 m Höhe über das Wasser - was ja durchaus schon etwas Besonderes ist. Aber von der besonders spektakulären Brückenkonstruktion sieht man während der Zugfahrt nahezu nichts: Man fährt direkt unterhalb der Auto-Fahrbahn.
Als ich dann abends endlich in Malmö ankomme - bin ich in der Tat etwas erschreckt über den ersten, etwas tristen Eindruck. Dafür sorgt auch das Wetter. Mein "Reise-Regenabo" funktioniert auch hier: Der Himmel ist grau, es regnet Bindfäden, kaum sind Menschen auf der Straße zu sehen - alles wirkt im Stadtzentrum etwas ausgestorben. Immerhin sind es zu meinem zentral gelegenen Hotel nur ein paar hundert Meter Weg. Dort warte ich in meinem ebenso schönen, wie winzigen Zimmer erstmal das Ende des Regens ab.
Das Warten auf das Regen-Ende ist ja ein guter Moment für ein paar Fakten zu Malmö... Gut 300.000 Einwohner leben dort - es ist nach Stockholm und Göteborg die drittgrößte Stadt Schwedens. Zugleich die Hauptstadt der Provinz Skåne (auf deutsch Schonen).
Das Stadtrecht hat man dem damals dänischen Malmö 1353 verliehen, die beiden Länder Dänemark und Schweden rangen lange Zeit um die Herrschaft über die Stadt. Erst seit 1658 gehört Malmö endgültig zu Schweden.
Der Hafen war lange Zeit das wirtschaftliche Zentrum von Malmö.
Industriell war lange Zeit der Hafen und Schiffbau von zentraler Bedeutung, Malmö eine und wichtige große Industriestadt - aber die Werftenkrise sorgte für einen enormen Niedergang dieses Wirtschafts-zweigs. Malmö hatte eine hohe Arbeitslosen-quote. Durch Schaffung der Öresundregion, also der Metropolregion Kopenhagen-Malmö mit dem Bau der Öresundbrücke hat sich offenbar vieles wieder verbessert. Die gesamte zusammengefasste Metropolregion hat immerhin 3,88 Millionen Einwohner. Davon allerdings nur rund ein Drittel auf schwedischer Seite. Etliche Zweige der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens hat man durch die Schaffung der Metropolregion miteinander vernetzt: Universitäten, Medizinische Einrichtungen, IT- und Umwelttechnologien... Nichts, was man bei einem touristischen Besuch schnell kennenlernt - aber ein interessantes Projekt sicherlich. Vielleicht spürt man hier und da ja Auswirkungen?
Bekannt ist Malmö für den hohen Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund: Insgesamt 42 Prozent der Bewohner gehören zu dieser Gruppe. Es gibt Stadtteile, in denen dies zu erheblichen sozialen Spannungen führt - lese ich.
Aber der Regen hört langsam auf - Zeit also für ein erstes Kennenlernen der Stadt Malmö!
Im Hotel hat man mich immerhin mit einem groben Stadtplan ausgestattet - aber ich laufe einfach los, irgendwo hin. Ganz wie es in einer für mich neuen, mir unbekannten Stadt meine Art ist. Ein wenig zäh gestaltet sich meine Annäherung an Malmö dann doch. Die Innenstadt - Fußgängerzone und Einkaufsgegend - hat an diesem Sonntagabend nicht wirklich viel Interessantes zu bieten. Einige schöne, alte Gebäude fallen mir auf. Augenscheinlich ging es Malmö zur Gründerzeit richtig gut: Da hat man viel und großzügig gebaut im Zentrum von Malmö. Vieles schaut nett aus.
Der Turm "Turning Torso", 2005 eröffnet in einem früheren Hafengebiet, das heute zu einem Wohngebiet umgewandelt ist.
Dann jedoch entdecke ich in einiger Entfernung das wohl bekannteste und markanteste Gebäude von Malmö, mir schon von Fotos im Internet bekannt: Den "Turning Torso". Ein Gebäude von meinem, nun ja, "Lieblings-architekten" Santigo Calatrava. Allerdings - eigentlich bin ich, was Architektur anbelangt, ja völlig ahnungslos. Aber immerhin haben mich Gebäude von Santigo Calatrava in Valencia und auch in Lissabon enorm beeindruckt. Also wenden sich meine Schritte wie von allein in Richtung dieses Gebäudes, das wie ein Leuchtturm aus dem Häusermeer herausragt: 190 Meter hoch ist der in sich gewundene und 2005 eröffnete Turm und bietet somit einen meiner beliebten Superlative - das höchste Gebäude in ganz Nordeuropa habe ich da fest im Blick. Allerdings: Es befinden sich ausschließlich Wohnungen in dem Gebäude, es gibt keine Aussichtsplattform oder so. Keine Besichtigung möglich. Schade, eigentlich!
Immerhin reißt der Himmel immer weiter auf, das Wetter wird zum Abend hin freundlich und richtig angenehm. Und auch der Weg in Richtung Turning Torso gestaltet sich interessant und schön. Es gibt im Zentrum von Malmö viel Platz für Fußgänger, wenig Verkehr. Ich komme an den Hafen - auch dort: Viel Platz, interessante, großzügige Gebäude, auch Modernes hat man eingestreut.
Ein kleiner Leuchtturm am Ende des Hafens von Malmö.
Eine kleine, auffällige Schrägseilbrücke springt mir ins Auge, daneben ein kleiner, hübscher Leuchtturm. Ein paar historische Schiffe liegen hier etwas verstreut im zur Innenstadt nächsten Hafenbecken. Das ist doch alles ganz schön hier, denke ich bei mir. Kurz danach bin ich mitten in einer kleinen Sensation: Dem früher wohl heruntergekommenen Hafenviertel Västra Hamnen (Westhafen) - umgebaut zu einem top-modernen Wohnquartier. Rund um den Turning Torso herum gebaut zeigt sich hier nach meinem Empfinden ein Wohnquartier mit viel Raum für die Menschen. Verblüfft bin ich, wie wenig Autos ich in diesem teilweise recht eng bebauten Quartier sehe. Weitgehend autofreies Wohnen! Trotzdem (oder gerade drum?) scheint das Viertel beliebt zu sein - auch, wenn das Auto meist nicht direkt vor der Haustür stehen kann. Ein paar große, zentrale Parkplätze und wahrscheinlich auch unterirdisches Parken sorgen trotz der Baudichte für ruhiges, friedliches Leben. Natürlich gibt es auch Platz für Grün. Und viel Platz für Kinder. Und oft auch viel Wasser. So geht modernes Wohnen! Kreuz und quer laufe ich durch das Quartier - und denke mir immer wieder: So würde ich auch gerne wohnen!
Modernes, schickes Wohngebiet im Stadtviertel Västra Hamnen.
Fast vergesse ich über meine Begeisterung, mir den Turning Torso aus der Nähe anzuschauen. Doch je näher man ihm kommt, umso unspektakulärer wird er irgendwie. Seine Wirkung ist aus der Entfernung größer. Auf mich jedenfalls. Trotzdem ein spektakulärer Bau.
Der Turm "Turning Torso" aus der Nähe betrachtet.
Seine volle Wirkung bei mir entfaltet dann jedoch die Häuserfront am Öresund - in mittlerweile wunderbarer, warmer Abendsonne. Das ist hier ganz und gar kein Touristenort - welche Touristen schauen sich denn schon moderne Wohngegenden an? Also habe ich das Gefühl, hier nur unter Einheimischen zu sein, die einen schönen Sonntagabend genießen. Einige gehen in der Ostsee schwimmen. Und ich - ich finde das hier im Moment gerade einen fast magisch schönen Ort. Direkt an einem modernen Wohngebiet. Auch so würde ich gerne wohnen...
Wohnen am Meeresrand im Stadtviertel Västra Hamnen - bei abendlichem Sonnenschein sicherlich ein Vergnügen.
Blick über den Öresund nach Kopenhagen - wo ein dickes Wolkenband über der Stadt fest hängt, fast die Türme von Kopenhagen berührt und beharrlich zu Boden fällt. Da sitze ich doch viel lieber in Malmö im abendlichen Sonnenschein.
Der Ausblick ist einerseits großartig, man hat die gesamte Öresundbrücke im Blick - andererseits etwas skurril. Denn: Man hat von hier auch einen tollen Blick auf die Türme des in ca. 22 km Entfernung liegende Kopenhagen. Und - direkt über der Stadt Kopenhagen liegt ein dickes, finsteres, tragisches Wolkenband und man kann sehen, dass es dort furchtbar regnet. Während in Malmö Dutzende neben mir den schönen Sommerabend genießen, sieht es in Kopenhagen nach einem Unwetter, fast nach einem Weltuntergang aus. Nun, tags darauf bin ich in Kopenhagen mit einer Freundin aus Hamburg verabredet (auch so ein Zufall, dass wir zeitgleich hier sind...) und sie bestätigt, dass der Abend "dort drüben" furchtbaren Regen gebracht hat. Da sitze ich doch lieber auf der anderen Seite des Öresunds, hier in Malmö, in der Sonne.
Aber am späteren Abend und auch nachts gibt Malmö dann ein ziemlich gutes Bild ab. Der "Lilla torg" (kleiner Markt) in der Altstadt ist der Vorzeige-Ausgeh-Ort mit vielen Cafés und Restaurants: Ein Platz, rundum von Gastronomie umgeben, an diesem Sonntagabend im Sommer ziemlich bevölkert. Und - auch ein schöner Ort. Aber man sollte schon Freude an Menschenmengen haben, um sich hier für längere Zeit wohl zu fühlen. Das erste und fast einzige Mal, dass es für mich nach einiger Zeit zu viele Leute an einem Ort sind hier in Malmö.
Der "Lilla Torg" (kleiner Markt), das Altstadtzentrum von Malmö, ist rundum mit Restaurants und Cafés belegt.
Aber auch im Umfeld findet man nette Straßen in der in der Tat nicht allzu großen Altstadt von Malmö - und jetzt, nachts, sind diese Winkel wunderbar. Vor allen Dingen Wohnhäuser finden sich dort, kaum Geschäfte oder Gaststätten.
Der Folgetag gehört dann für mich dem Ausflug nach Kopenhagen - und es zeigen sich zwei Dinge:
Zum Einen bin ich heilfroh, als ich nach der Rückkehr um Punkt zehn Uhr abends am Hauptbahnhof von Malmö angekommen bin. Denn: Dort herrscht Ruhe und Frieden. Ich bin richtig glücklich, den dichten Menschenmassen der dänischen Hauptstadt entronnen zu sein. Die Stadt Kopenhagen ist an einem solchen Sommertag voller Menschen - Malmö hingegen nicht so...
Gerade aus einem völlig überlaufenem Kopenhagen zurück gekommen nach Malmö, bin ich hier vor dem Hauptbahnhof froh, dass hier viel Ruhe und Gelassenheit herrscht.
Zum Anderen zeigt sich: Man hat die gemeinsame Metropolregion fast aufgelöst - nach außen hin zumindest, teilweise. Die ursprünglich direkt verkehrenden Züge zwischen Malmö und Kopenhagen legen jetzt Zwischenstopps ein, man muss meist am Kopenhagener Flughafen umsteigen - Flüchtlings-kontrolle. Nach einem zweiten Besuch in Kopenhagen ein paar Tage später braucht die Zugfahrt von Kopenhagen nach Malmö, wie bei der Anreise schon, wieder deutlich über zwei Stunden. Über eine Stunde davon steht der Zug auf einem Nebengleis eines Vorort-Bahnhofs in Malmö und wird von verschiedenen Uniformierten äußerst penibel durchkontrolliert. So etwas habe ich - ohne jede Ironie! - zuletzt bei meiner letzten Einreise in die DDR im Oktober 1989 erlebt (ähnlich, wie hier für 1988 beschrieben)... Da bringen die Zugfahrten zwischen Kopenhagen und Malmö keinen Spaß!
An einem anderen Tag gibt es dann für mich noch einen Ausflug in die nahegelegene Universitätsstadt Lund (eine kurze Extra-Seite hierzu folgt). Dorthin verläuft die Zugfahrt dann schnell, angenehm und simpel...
Dunkle Wolken über dem "Slottsparken" (dem Schlosspark) von Malmö.
Kungsparken, Slottsparken, Pildammsparken (von dem ich bei Regen nur den äußeren Rand kennenlerne), Rörsjöparken, Öresundsparken oder Varvsparken, Daniaparken und Scaniaparken in Västra Hamnen - überall in Malmö stoße ich immer wieder auf grüne Lungen. In Parks gerate ich häufig, mal übersichtlich, mal riesig groß. Zuweilen komme ich in Alleen (wie die Kungsgatan), die eher an Parks mit Autofahrstreifen am Rand erinnern. Kurz: Malmö ist eine ziemlich grüne Stadt. Und obendrein eine Stadt mit recht viel Wasser (nur am Rande: Im Slottsparken beobachte ich, wie einer Gruppe muslimischen Frauen und Kindern der Umgang mit Angeln gezeigt wird - was ich durchaus als ungewöhnliche Szenerie wahrnehme). Es gibt ziemlich viele kleine Oasen in Malmö!
Das historische Schloss Malmöhus wird heute von Museen genutzt.
Eine hübsche Altstadt-Straße: Die "Jacob Nilsgatan".
Es gibt in der Tat nicht viel Altstadt in Malmö - die eine große, zentrale Altstadt findet man nicht. Aber doch: Im Slottsparken (dem Schlosspark) findet man das historische Schloss Malmöhus - es wirkt eher ein trutziges, wehrhaftes Kastell (und beherbergt heute diverse Museen). Aber auch in einigen Straßen und Gassen, die an Slotts-/Kungsparken angrenzen, lassen sich schöne, alte Gebäude finden, die nach heutzutage begehrten und sehr gepflegten kleinen Wohnhäusern aussehen. Diese Altstadt zieht sich bis zum Lilla Torg. Solle also bitte niemand sagen, es gäbe keine Altstadt in Malmö! Und da gibt es durchaus pittoreske Straßenzüge, nur: Man muss sich nur ein wenig danach umschauen.
Nicht im Geringsten habe ich allerdings erwartet, in Malmö auf einige schöne Beispiele der Jugendstil-Architektur zu stoßen. Eine Überraschung für mich: Großzügige Gebäude der Gründerzeit mit vielen Jugendstil-Elementen findet man in der Innenstadt zahlreich. Bei einigen dieser Gebäuden muss ich dann immer wieder mal einen Moment innehalten und sie mir genauer anschauen - so zum Beispiel bei der Synagoge in der Föreningsgatan. Oder bei dem kleinen Victoria-Theater in der Fußgängerzone Södra Förstadsgatan - hierhin kehrte ich bei einbrechender Dunkelheit sogar noch einmal gezielt zurück, um mir das Gebäude bei abendlicher Beleuchtung anzuschauen. Auch die St. Johannis-Kirche ist ein großartiges Beispiel für einen sakralen Jugendstill-Bau. Eine Zeitlang hatte ich Freude daran, in Malmö ein wenig nach solchen Elementen zu suchen - was mich durchaus überrascht hat.
Ein Anblick, der mich überrascht: Ein außergewöhnlicher, wunderbarer Jugendstilbau - die Synagoge von Malmö.
Leider nicht von innen beleuchtet: Das "Victoria-Teater" in der Fußgängerzone der Innenstadt. Aber: Ein wunderbarer Jugendstil-Bau!
Blick durch eine Passage in der Innenstadt von Malmö.
Im Zentrum der Stadt präsentiert Malmö sich aber ganz neu - ein ganzer Stadtteil, ultramodern: "Malmö Live". Eine Ansammlung an Gebäuden mit gerader, klarer, funktioneller Architektur - erdacht und errichtet vom dänischen Architekten-Team Schmidt/Hammer/Lassen, die zum Beispiel auch für das DOKK1 und das ARoS-Museum in Aarhus verantwortlich sind. Konferenzsäle und Konzerthallen, Hotels und Restaurants - ein ganzes Stadtviertel voller Kultur. Ganz neu: Gerade mal 2015 eröffnet.
Konzerthalle und Kongresszentrum des neu eröffneten Stadtviertels "Malmö Live".
"Malmö Live" in der Nacht.
Von außen eindrucksvoll - von innen habe ich die Gebäude leider nicht in Augenschein genommen. Was wohl ein enormer Fehler ist - wie mir Fotos im Internet später zeigen. Spektakuläre Ansichten von Malmö Live kann man dort sehen. Und die Touristen-information nennt die Konzerthalle in dem Komplex ganz unbescheiden "die schönste Konzerthalle Schwedens".
Auf jeden Fall ist dieses mutige Ensemble einen ausführlicheren Blick wert, als ich ihn mir gegönnt habe...
Wenn man auf einer solchen Städtereise eine Unterkunft mitten im Zentrum der Stadt hat, dann läuft man leicht Gefahr, auch nur das Zentrum einer Stadt kennenzulernen. So ähnlich ist es mir in Malmö dann auch passiert. Na, aber immerhin - der Strand ist ja nicht gerade im Zentrum, das neue Stadtviertel "Västra Hamnen" auch nicht.
Der Ribersborgstrand in Malmö bietet (bei Sonne sicherlich) schönes Strandleben. In jedem Fall jedoch hat man einen spektakulären Blick auf den Turning Torso im Stadtviertel "Västra Hamnen".
Und Malmö ist mit einem großen Strand direkt am Öresund, also an der Ostsee, ausgestattet - dem Ribersborg-strand. Sehr schön! Großstädte mit Meeresstrand finde ich immer toll - und Malmö hat eine Menge Strand. Mehrere Kilometer lang zieht der weiße Sand. Typisch jedoch: Als ich mir mal Zeit für den Strand vornehme, mich bei angenehmen Temperaturen trotz bedeckten Himmels mal eine halbe Stunde in den feinsandigen Strand lege, ziehe ich mal wieder mein Regenabo. Okay - es tröpfelt nur etwas lästig, aber trotzdem nicht so schön für einen Strandaufenthalt. Natürlich hätte ich in das dem Strand vorgelagerte Meerwasser-Badehaus von Ribersborg gehen können - aber ich will eigentlich ja lieber Strand, statt schwimmen.
Aber ein weiterer Weg führt mich am gleichen Tag aus dem direkten Stadtzentrum von Malmö hinaus: In das Viertel "Möllevången" mit dem Folkets Park. Das steuere ich nach einer Empfehlung direkt an. Ein altes Arbeiterviertel - heute ein durchmischtes und beliebtes Wohngebiet. In den Straßen fällt mir auf: Es gibt weniger Balkone als sonst in Malmö, und einen einfacheren Baustil. Aber ansonsten denke ich mir, auch hier wohnt man gut.
Das denke ich mir umso mehr, als ich mir den "Folkets park" (Volkspark) anschaue. Der erste Vergnügungspark dieser Art in Schweden, dem Tivoli von Kopenhagen nachempfunden. Allerdings: Einfacher gestaltet, kostenfrei zugänglich und ursprünglich eng an die Sozialdemokratische Partei Schwedens angebunden. Zwar gefällt mir dieser Park auch, aber leider ziehe ich auch hier wieder mein Regenabo, diesmal recht kräftig. Da ist der Aufenthalt in einem Vergnügungspark nicht mal mehr das halbe Vergnügen.
Blick in die Ystadsgatan im Stadtviertel "Möllevången".
Markt auf dem "Möllevångstorg".
Auch der Besuch des täglich stattfindenden Marktes auf dem "Möllevångstorg" gestaltet sich im prasselnden Regen dementsprechend kurz. Was ich wegen der angenehmen Atmosphäre dort aber schade finde.
Hell, luftig, einladend - die Bibliothek der Stadt Malmö.
Trotzdem ist mir bei Regen ein Aufenthalt in der Bibliothek lieber. Diese findet sich dann zwar schon wieder auf dem Rückweg ins Zentrum, ist aber durchaus einen Blick wert. Nicht, dass ich dort nun Bücher ausleihen oder viel lesen möchte, aber eine befreundete Bibliothekarin im heimatlichen Hamburg hatte mir den Tipp gegeben, mir die Bibliothek in Malmö doch einmal anzuschauen, wenn sich die Gelegenheit ergäbe. Nun - diese Gelegenheit ist ja gerade. Und alles, was ich will, ist einen Eindruck gewinnen, wie eine solche Einrichtung in Schweden gestaltet ist. So richtig überrascht mich die Großzügigkeit der Bibliothek in Malmö nach der "Vorwarnung" also nicht - aber doch beeindruckt mich die große, moderne, lichtdurchflutete Anlage. Ganz genau so investiert man in öffentliche Bildung! - denke ich bei mir.
Der "Sankt Knuts väg" - eine normale Wohnstraße Viertel "Möllevången". Für mich verblüffend: Für Autos ist nur die linke Straße, die rechte ist für Radfahrer. Was für ein Platzangebot (und wie wenig Nutzung, derzeit...)!
Und GENAU SO macht man Radverkehr in einer Stadt, denke ich ebenso, als ich so durch die Stadt streife. Ähnlich, wie die Nachbarstadt Kopenhagen, nur viel weniger bekannt, hat man auch in Malmö an vielen Orten konsequent Raum geschaffen für den Fahrradverkehr. In Möllevången fällt mir das erst so richtig auf: Ich gehe über eine Straße mit zwei getrennten Asphaltstreifen. Und kapiere erst nach einem Moment: Ein Asphaltstreifen für Autos, einer - nur ein wenig schmaler - für die Radler. Wow! Fast unvorstellbar für jemanden aus Hamburg!
Natürlich: Das ist nicht überall so in der Stadt. Aber als ich in der Folgezeit etwas mehr darauf achte, fallen mir zahlreiche großzügige Fahrradstreifen auf. Natürlich gibt es auch eine große "Cykelkarta", eine Fahrradkarte für Malmö, natürlich kostenfrei (und leider nur mir schwedischer Beschriftung). Fahrradstadt Malmö - mir bis dahin unbekannt. Schade eigentlich, dass ich es versäume, mir mal eine Fahrrad zu mieten und die Fahrradstadt Malmö auszuprobieren.
Wer etwas über Malmö liest, wird sicherlich auch über soziale Spannung und Probleme mit Zuwanderern lesen. Nun - offenbar gibt es diese Probleme auch in nicht geringem Maß. Als eher ahnungsloser Tourist habe ich davon nichts gespürt, überhaupt nichts wahrgenommen. Aber das ist vielleicht während eines solchen Aufenthalts gar nicht so einfach. Wahrgenommen habe ich eher einen freundlichen, zurückhaltenden, zuweilen verschmitzten allgemeinen Umgang.
Verschmitzt? Ja, zum Beispiel so - wenn auch ganz professionell: Der vorletzte Tag in Malmö, wieder einmal greift mein Regenabo, allerdings bin ich gar nicht weit vom Hotel entfernt, eile schnell dorthin, habe jedoch auf meinem Shirt erkennbar so einige Tropfen eingesammelt. Als ich dann etwas aus der Puste vor ihr stehe, empfängt die Concierge mich, gut gelaunt wie an allen Tagen, mit dem Satz: "Oooh - you allmost missed the rain!". Nein, das habe ich nicht nicht so ganz - ist aber gerade gar nicht so schlimm. Solchen Humor mag ich und wir beide müssen herzlich lachen... Aber genau das zeigt für mich viel von der Stimmung, die ich auf meinen Wegen durch die Stadt wahrgenommen habe.
Kurz: Es ist mir ganz und gar nicht schwergefallen, mich in Malmö wohlzufühlen!
Auch, wenn Malmö keine klassische Touristenstadt ist und vor Sehenswürdigkeiten nicht gerade strotzt - es gibt genügend zu schauen für ein paar Tage (auch in der Umgebung). Die Stadt drängt sich einem nicht gerade auf, aber das kann man ja auch als Stärke sehen. Man muss also nur etwas genauer hinschauen. Vielleicht sollte Kollege Schweden-Kenner ja noch mal einen Versuch wagen...?
Social Bookmarks:
Twittern
Meine Buch-Empfehlungen:
Dirk Matzen
(Abdruck oder Nutzung von Text und/oder Bildern - auch in Teilen! - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors!)